Von The Sweet bis Neil Diamond: Diese elf Lieder liefen 1975 in Deutschland rauf und runter. Kennen Sie sie alle?
Hits vor 50 JahrenErinnern Sie sich noch an die größten Hits des Jahres 1975?
![Die legendäre Glam-Rock-Band The Sweet im November 1971.](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/07/a11a815e-77c5-46d9-8119-6d78b6b9c7ea.jpeg?q=75&q=70&rect=0,19,1483,834&w=2000&h=1716&fm=jpeg&s=3d995db22b04258c654022344cd67672)
Die legendäre Glam-Rock-Band The Sweet im November 1971. (Archivbild)
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Das Jahr 1975 war eine musikalische Achterbahnfahrt. Während Disco weltweit seinen Siegeszug antrat, dominierten in Deutschland Schlager, gefühlvolle Balladen und internationale Pop-Hits die Hitparaden. Es war die Zeit, in der ABBA zu Superstars wurden, deutsche Sänger wie Jürgen Drews und Michael Holm große Erfolge feierten und Rockklassiker wie „Bohemian Rhapsody“ von Queen die Musikwelt veränderten. Doch welche Songs stürmten damals die deutschen Charts und begeisterten Millionen? Hier sind die 11 größten Hits von 1975!
Shirley & Company – „Shame, Shame, Shame“
Die bereits mit R&B-Titeln erfolgreiche Shirley Goodman (1936-2006) und Kollegen landeten 1975 mit „Shame, Shame, Shame“ einen Disco-Welthit. Er gilt als einer der ersten großen Hits des Genres und war wegweisend für dessen weitere Entwicklung. Für die LP wählte man eine Comic-Zeichnung von Shirley und dem kurz zuvor in Ungnade gefallenen Präsidenten Richard Nixon aus.
Der Song zeichnet sich durch seinen mitreißenden Groove und den stimmgewaltigen Call-and-Response-Gesang aus. Die männliche Stimme stammt von Jason Alvarez, der später nichts mehr von Disco wissen wollte und gemäß seines Geburtsnamens Jesús zur christlichen Musik wechselte. Goodmans weitere Disco-Versuche floppten und so blieb die Gruppe ein One-Hit-Wonder.
ABBA – „S.O.S.“
Apropos One-Hit-Wonder: Diesen Stempel drückten einige Kritiker ABBA nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 1974 auf. Ein großer Fehler: 1975 bewiesen ABBA mit „S.O.S.“ endgültig, dass sie viel mehr waren. Der dramatische Popsong mit dem markanten Klavierintro und Agnethas eindringlichem Flehen wurde sofort unvergesslich.
„Wo sind die guten Tage geblieben? Sie scheinen so schwer zu finden zu sein“, heißt es zu Beginn des Liedes, das vor dem Hintergrund der weltweiten Ölkrise, des Endes des Vietnamkrieges und des RAF-Terrors in Deutschland geradezu sinnbildlich klang. ABBA wurden erhört: Sieben Wochen Platz Eins hierzulande.
Katja Ebstein – „Es war einmal ein Jäger“
Da mühte sich die deutsche Antwort auf Barbra Streisand jahrelang, eine anspruchsvolle Nische zwischen Schlager und Chanson zu finden – und dann wurde ausgerechnet ein volkstümlicher Schlager Katja Ebsteins größter Hit. „Es war einmal ein Jäger“ kletterte 1975 bis auf Platz 4 der deutschen Charts. Vielleicht weil sich viele Menschen von tiefsinnigen Lebensweisheiten wie „Im Leben, im Leben geht mancher Schuss daneben“ oder „Wir denken, doch lenken die andern dein Geschick“ überzeugen ließen.
Katja Ebstein stand dem Erfolg ambivalent gegenüber, sang das Lied aber tapfer und strahlend zum Beispiel in der „ZDF-Hitparade“, wo sie damit Platz 3 erreichte. Während das Lied 1980 später noch in einem Medley auf einer Live-LP vertreten war, verschwand es 1982 aus dem Programm ihrer großen ZDF-Show – auf Nimmerwiedersehen.
Neil Diamond – „Longfellow Serenade“
Neil Diamond war Mitte der 70er Jahre einer der größten Stars der Popmusik. Zu seinen größten Erfolgen in Deutschland zählt „Longfellow Serenade“, mit Platz 2 seine höchste Platzierung hierzulande. Das Lied, inspiriert von dem Dichter Henry Wadsworth Longfellow, handelt von einem Mann, der eine Frau mit Poesie und Musik umwirbt.
Das gefühlvolle Lied verwendet die Metapher einer Serenade und bezieht sich auf den berühmten Dichter Henry Wadsworth Longfellow, dessen Werke oft von der Liebe und der Natur inspiriert waren. Diamond bezog sich speziell auf Longfellow, nachdem er sich an eine Begebenheit erinnert hatte, in dem er als Teenager eines der Werke des Dichters benutzte, um eine wesentlich ältere Frau erfolgreich zu verführen.
Bachman-Turner Overdrive – „You Ain't Seen Nothin' Yet“
Mitte der 70er Jahre lieferte Kanada mit Bachman-Turner Overdrive eine der stärksten Rockhymnen des Jahrzehnts. „You Ain’t Seen Nothin’ Yet“ besticht durch satte Gitarrenriffs, ein treibendes Schlagzeug und den markanten Gesang von Randy Bachman, der auch heute noch damit vorrangig in Nordamerika auftritt.
Das Lied über einen Mann, der einer verführerischen Frau begegnet, die ihn um den Verstand bringt und ihm verspricht, dass er noch lange nicht alles erlebt hat, wurde 1974/75 ein Welthit und war in Deutschland eine Woche lang auf Platz 1. Vor allem das stotternde „B-b-b-baby“ im Refrain machte den Song unverwechselbar. Ein Hardrock-Klassiker, der bis heute nichts von seiner Kraft verloren hat.
Howard Carpendale – „Deine Spuren im Sand“
Das Original „Lu Le La“ von Neil Lancaster kennt heute kaum noch jemand, aber Howard Carpendale hat daraus zumindest in Deutschland einen Schlager-Evergreen gemacht. Mit „Deine Spuren im Sand“ gewann Carpendale zweimal die „ZDF-Hitparade“ und landete einen seiner größten Erfolge. Beim Auftritt kuschelte er sich von Gaby Baginsky über Eve (von Adam & Eve) hin zu Ireen Sheer.
Vor allem die aus dem Original übernommene Passage „Lu Le La“ wird die Damenwelt von damals im wahrsten Sinne des Wortes eingelullt haben. Ebenso wie Carpendales Betonung der Worte „isch“, „misch“ oder „disch“. Das Lied über eine verlorene Liebe gehört natürlich bis heute zum festen Programm seiner stets ausverkauften Konzerte.
Billy Swan – „I Can Help“
Billy Swans „I Can Help“ erinnerte mit seinem lässigen Rock’n’Roll-Feeling stark an Elvis Presley. Kein Wunder, hatte Swan doch als junger Mann eine Zeit lang bei Elvis’ Onkel gelebt. Umso bewegter war er, als Presley den Song für eines seiner letzten Alben „Today“ auswählte.
Swan, eigentlich Countrymusiker, blieb international ein One-Hit-Wonder, veröffentlichte aber noch einige weitere Alben und hatte kleinere Hits in den Country-Charts. Später zollte er dem King mit dem Album „Like Elvis Used To Do“ (1999) Tribut. Swan war auch mit Kris Kristofferson und Tony Joe White befreundet und tritt noch heute mit seinem Klassiker auf.
Penny McLean – „Lady Bump“
Gertrude Münzer, besser bekannt als Penny McLean, feierte Mitte der 70er Jahre mit Silver Convention (Grammy für „Fly Robin, Fly“) ihren internationalen Durchbruch – und startete gleichzeitig eine Solokarriere. Mit „Lady Bump“ landete sie 1975 einen Disco-Welthit, der in Deutschland acht Wochen lang Platz eins belegte. Der markante Schrei in „Lady Bump“? Der stammt entgegen aller Gerüchte tatsächlich von ihr – darauf besteht sie bis heute.
Zum Zeitpunkt ihrer großen Erfolge hatte McLean schon über zehn Jahre lang vergeblich versucht, die Charts zu erobern – mit so beeindruckenden Songs wie „Bananendampferkapitän“. Nach drei Jahren war es mit dem Erfolg sowohl in der Gruppe als auch solo vorbei. McLean machte sich später einen Namen als esoterische Bestsellerautorin.
The Sweet – „Fox On The Run“
„Fox on the Run“ war 1975 nicht nur ein riesiger Hit für The Sweet, sondern auch ein Wendepunkt in ihrer Karriere. Im Gegensatz zu ihren früheren Songs schrieben und produzierten sie diesen Glam-Rock-Hit zum ersten Mal selbst. Mit seinem eingängigen Refrain, den schneidenden Gitarrenriffs und dem markanten Synthesizer-Intro wurde er zu einem ihrer bekanntesten Songs.
In Deutschland war der Song sechs Wochen lang auf Platz eins. Witziger als das Original ist jedoch die deutsche Version von The Hunters, die eigentlich „Fuchs geh' voran“ heißt. Und wer steckt dahinter? Kein Scherz, die Scorpions!
Udo Jürgens – „Griechischer Wein“
Udo Jürgens war Mitte der 70er Jahre einer der größten Stars in Deutschland, aber was ihm noch fehlte, war ein Nummer-eins-Hit. Das änderte sich mit „Griechischer Wein“, der sich acht Wochen lang auf Platz 1 der deutschen Charts hielt.
Das Lied handelt von griechischen Gastarbeitern, die in der Fremde Heimweh haben und Trost in Erinnerungen und gemeinsamem Wein finden. Für Millionen von Schlagerfans war trotz der Botschaft letzteres wichtiger und so wurde aus dem eigentlich bewegenden Lied ein Partyklassiker, der bis heute auf Festen gesungen wird.
George Baker Selection – „Paloma Blanca“
„Paloma Blanca“ von George Baker und seinen Kollegen war Teil einer kleinen niederländischen Invasion in den 1970er Jahren, bei der Gruppen wie Mouth & MacNeal, Luv’ oder Teach-In die Hitparaden eroberten. Der vermeintlich fröhliche Schlager-Pop-Song war in über 30 Ländern ein Hit. Baker selbst betonte einmal, dass es in dem Lied eigentlich um einen „armen südamerikanischen Farmer“ gehe, der den ganzen Tag arbeitet und dann unter einem Baum sitzt und davon träumt, ein weißer Vogel mit entsprechender Freiheit zu sein.
In Deutschland hielt sich „Paloma Blanca“ 13 Wochen lang auf Platz 1 und avancierte zum Sommerhit des Jahres. Neben „Venus“ von Shocking Blue gehört „Paloma Blanca“ bis heute zu den erfolgreichsten Pophits „Made in Netherlands“. Vielen unter 50-Jährigen dürfte eher das von Stefan Raab bei „TV Total“ gehypte schräge Cover der Ö La Palöma Boys („Ö La Palöma Blanca“) bekannt sein.