AboAbonnieren

Kontakt zu „Hakuto-R“ verlorenJapanische Mondlandung vermutlich gescheitert

Lesezeit 3 Minuten
Eine Illustration zeigt Hakuto-R der japanischen Privatfirma Ispace auf dem Mond. Am Dienstagabend soll die Sonde auf dem Mond landen.

Eine Illustration zeigt Hakuto-R der japanischen Privatfirma Ispace auf dem Mond. Am Dienstagabend soll die Sonde auf dem Mond landen.

Japan wollte mit der Landung auf dem Mond mit den USA, Russland und China gleichziehen. Der Versuch scheint allerdings misslungen.

Der Versuch eines japanischen Start-Up-Unternehmens, am Dienstag als erstes Privatunternehmen eine Sonde auf den Mond zu bringen, ist womöglich gescheitert. Kurz nach der Landung auf dem Erdtrabanten verlor die japanische Firma Ispace den Kontakt zu „Hakuto-R“, die Sonde setzte gegen 18.40 Uhr auf dem Mond auf.

Techniker der Firma versuchten seitdem Kontakt zu dem Mondlander aufzunehmen – vergeblich. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Landung nicht geglückt ist“, erklärte ein Ispace-Mitarbeiter. Es habe keine Kommunikation mehr zum Mondlander „Hakuto-R“ aufgebaut werden können, hieß es von Ispace etwa eine halbe Stunde nach dem Landezeitpunkt.

Nach Kommunikationsabbruch mit „Hakuto-R“: Deutscher Raumfahrer Reinhold Ewald skeptisch

Der deutsche Raumfahrer Reinhold Ewald reagierte skeptisch. „Eigentlich müsste längst Kommunikation da sein“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Ich will die Sonde nicht abschreiben, aber die schauten im Kontrollraum schon sehr betroffen.“ Die Lage sei schwierig einzuschätzen, sagte Gerhard Billig von der europäischen Raumfahrtagentur Esa.

Das Unternehmen ispace analysiere nun die Daten - und es gebe Hunderte von Parametern verschiedener Subsysteme. Wie rasch dieses Datenpuzzle für eine Aussage über den Zustand von „Hakuto-R“ zusammengesetzt werden könne, lasse sich nicht vorhersagen. „Wir drücken ihnen die Daumen.“ Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner sagte, es zeige sich immer wieder, dass Raumfahrt schwierig sei und sich Erfolg häufig erst nach Misserfolgen einstelle. „Man muss nur den langen Atem dazu haben - und bei kommerziellen Missionen die erforderliche finanzielle Unterstützung“, meinte der ehemalige Generaldirektor der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Japans private Mondmission zeige, dass die Kommerzialisierung der Raumfahrt voranschreite.

Rund eine Stunde vor der geplanten Landung hatte der Landeanflug begonnen. Etwa 100 Kilometer über dem Mond drosselte die zweimal 2,5 Meter große Sonde ihr Tempo, um sich für eine „sanfte Landung“ in Stellung bringen. Herstellerangaben zufolge wurde die Sonde in Deutschland gebaut und getestet, bevor sie im US-Bundesstaat Florida auf ihre Reise gestartet war.

Mondlandung von Hakuto-R: Mission verlief zunächst nach Plan

Zunächst war die Mission nach Plan verlaufen. Um 17:47 Uhr verkündete die japanische Firma auf Twitter, es verbleibe lediglich eine Stunde bis zur Landung der Hakuto-Sonde auf dem Mond.

Ein Erfolg der Mission „Hakuto“, deren Name „weißer Hase“ bedeutet, war unterdessen keinesfalls sicher. Im April 2019 war die israelische Non-Profit-Organisation SpaceIL mit einem ähnlichen Versuch gescheitert. Ihre Sonde zerschellte auf der Oberfläche des Mondes. In der letzten Woche zeigte zudem noch die Explosion des SpaceX „Starships“ kurz nach dem Start, wie viele Probleme in der Raumfahrt spontan auftreten können.

Japan wäre mit Mondlandung mit USA, Russland und China gleichgezogen

Bislang ist es nur den USA, Russland und China gelungen, Roboter auf den rund 400.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten zu bringen. Hakuto-R hatte mehrere Mondfahrzeuge an Bord. Die Sonde sollte auch einen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate auf den Mond bringen.

Aufgebrochen war die 340 Kilogramm schwere Ispace-Mondsonde im Dezember. Eine Rakete des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX hatte sie von Cape Canaveral aus ins All gebracht. „Was wir bis jetzt geschafft haben, ist schon ein großer Erfolg“, hatte Ispace-Chef Takeshi Hakamada diesen Monat erklärt.

Bislang hat Ispace gerade einmal 200 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren hat das internationale Interesse an Mondmissionen wieder zugenommen. Das Unternehmen geht davon aus, dass im Jahr 2040 bereits etwa 1000 Menschen auf dem Mond leben und jährlich etwa 10.000 Menschen dort hinreisen könnten. Eine zweite Mondmission von Ispace ist bereits geplant. Voraussichtlich kommendes Jahr will es seinen eigenen Rover auf den Mond bringen. (das/pst/dpa/afp)