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GesichtstransplantationFeuerwehrmann bekommt neues Gesicht verpflanzt

Lesezeit 3 Minuten

Die vom NYU Langone Medical Center veröffentlichte Bildkombo zeigt den US-Feuerwehrmann Patrick Hardison, der im Einsatz schwere Verbrennungen im Gesicht erlitt, vor und nach seiner Gesichtstransplantation.

New York – Es ist nicht die erste Gesichtstransplantation gewesen, aber die bislang wohl umfangreichste: Ein im Einsatz schwerst verletzter Feuerwehrmann hat in New York ein komplett neues Gesicht transplantiert bekommen. Drei Monate danach stellten die Ärzte des Langone Medical Center der New York University am Montag (Ortszeit) die Ergebnisse vor, die dem 41-jährigen Patrick Hardison, einem Vater von fünf Kindern, ein neues Leben ermöglichen. „Sie sind sehr aufgeregt, mich zu sehen und ich bin sehr aufgeregt, sie wiederzusehen“, sagte Hardison in einem Videostatement der Klinik - mit schwerer Zunge, aber klar verständlich.

Insgesamt 100 Spezialisten operierten Hardison 26 Stunden lang und gaben ihm ein Gesicht, die obere Schädelhaut, beide Ohren, Wangen- und Kinnknochen sowie eine Nase. Der Spender war ein BMX-Radfahrer aus Ohio, der im Sommer im Alter von 27 Jahren mit dem Fahrrad zu Tode gestürzt war. Dessen Mutter hatte der Anfrage, das Gesicht zu spenden, sofort zugestimmt. Ihr Sohn sei „ein freier Geist, der das Leben liebte“ gewesen.

Gesicht verbrannt beim Einsatz

Exakt 27 Jahre alt war auch Hardison, als der freiwillige Feuerwehrmann in ein Haus rannte, um eine Frau zu retten und das Dach einstürzte, berichtete der Sender NBC. Er verlor seinen Helm, spürte seine Schutzmaske schmelzen und sprang mit geschlossenen Augen aus dem Fenster.

Er erlitt nach Klinikangaben starke Verbrennungen im Gesicht, am Hals und am gesamten Oberkörper. Hardison verlor seine Augenlider, Ohren, Lippen, den größten Teil der Nase und seine Haare. „Nach diesem Tag hatte er kein normales Gewebe mehr im Gesicht“, berichtete der plastische Chirurg Eduardo Rodriguez, der die Transplantation leitete.

Mehr als 70 Operationen

Nach dem Unfall begannen für Hardison dunkle, schmerzreiche Jahre mit über 70 Operationen. Dann erst, durch Vermittlung eines Freundes, traf er auf den Transplantationsexperten Rodriguez. Nach über einem Jahr Vorbereitung wagte dessen Team die Operation am 14. August 2015. Drei Monate danach gehe es Patrick Hardison gut, auch wenn er noch daran arbeite, seine Kraft und Sprechfähigkeit zu verbessern, teilte die Klinik nun mit.

„Ich bin meinem Spender und seiner Familie zutiefst dankbar“, sagte Hardison, der im US-Staat Mississippi wohnt. Er bete jeden Tag für sie und sei sich bewusst, welch schwierige Entscheidung sie getroffen hätten, um ihm zu helfen. Er danke auch Rodriguez und seinem Team. „Sie haben mir mehr gegeben als ein neues Gesicht. Sie haben mir ein neues Leben gegeben.“

Rodriguez sagte laut „Washington Post“, einer der bewegendsten Momente für ihn sei gewesen, als Hardison nach dem Eingriff das Krankenhaus verließ, um sich neue Kleider zu kaufen. „Für ihn war es so außergewöhnlich, weil ihn nun niemand mehr anstarrte.“ Zuvor hatte Hardison sich nur mit Sonnenbrille und Baseballkappe nach draußen getraut.

Die weltweit erste Gesichtstransplantation erfolgte 2005 in Frankreich. Eine damals 38-jährige Französin erhielt Mund, Nase und Kinn. Sie war von einem Hund angefallen worden. Auch ein Jahr nach der Operation ging es ihr noch gut. Ähnliche Eingriffe gab es inzwischen unter anderem in China, Spanien und an anderen Orten in den USA. (dpa)