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„Machtbesessene, überhebliche Kirche“Katholischer Pfarrer kritisiert Erzbistum scharf

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Kirche Kreuz Symbol dpa

Symbolbild

Fröndenberg – Am Ende seiner Kräfte: Aus Enttäuschung über die aus seiner Sicht unzeitgemäße Kirche hat ein Pfarrer im Sauerland nach fast drei Jahrzehnten sein Amt niedergelegt. Er sei ausgebrannt beim vergeblichen Versuch, die Kirche zeitgemäß und der Lebenswirklichkeit der Menschen angepasst zu gestalten, sagte der frühere Fröndenberger Pfarrer Norbert Wohlgemuth am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Kirchengemeinde Fröndenberg gehört zum katholischen Erzbistum Paderborn.

„Ich komme einfach nicht weiter. Ich will mein Leben als Christ nun anders gestalten - mit weniger Vergeblichkeit“, sagte der 58-Jährige. Er sei zermürbt von dem Versuch, gegen eine „machtbesessene, überhebliche Kirche“ anzukämpfen. Er habe sich vergeblich für eine katholische Kirche eingesetzt, die beispielsweise Frauen als Priester zulasse, die ohne das Pflichtzölibat auskomme und auch andere Lebens- und Liebesformen anerkenne. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet.

Schon früh an Moralvorstellungen gestört

Schon als er sich als junger Mann für den Dienst in der Kirche entschieden habe, habe ihn vieles an den Moralvorstellungen seines Arbeitgebers gestört. Aber mit der Vorstellung, Kirche von innen heraus zu ändern und die Botschaft Jesu zu verbreiten, sei er trotzdem Pfarrer geworden. „Und ich war es immer gern“, sagte er. Mit vollen Kirchenbänken, wie er stolz hinzufügt. Doch über die Jahre stellte sich immer mehr und immer öfter Ernüchterung ein.

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Als ihm sein Arbeitgeber zuerst ein Sabbatjahr und später auch eine kürzere Auszeit „zum Luftholen“ versagt habe, sei dies für ihn ein weiterer Grund gewesen, den Bischof um die Entbindung von seinen Pflichten als Pfarrer zu bitten. Enttäuscht sei er auch von dessen Reaktion auf seinen Rückzug gewesen. „Mitarbeiterpflege sieht anders aus“, sagte Wohlgemuth. Das Bistum Paderborn hat angekündigt, zur Entscheidung des ehemaligen Priesters voraussichtlich an diesem Mittwoch Stellung zu nehmen.

Bereits am Sonntag hatte Wohlgemuth seine Gemeinde über den Schritt informiert. „Ich bekomme seither unglaublich viel Zuspruch“, sagte er. Dass er auf soviel Verständnis stoße, habe ihn in seiner Entscheidung bestärkt: „Daran merke ich, wie tief das Ansehen der Kirche schon gesunken ist, wenn die eigenen Leute so reagieren.“ Auch Mitbrüder hätten sich beeindruckt gezeigt von seinem Schritt. „Vielleicht bringen ja noch weitere den Mut auf“, sagt er. Nun will Wohlgemuth „erstmal runterfahren“, später nach Santiago de Compostella pilgern. (dpa)