AboAbonnieren

Frage des TagesWelche Folgen haben die Brände am Amazonas?

Lesezeit 3 Minuten
waldbrand braislien_b

Auch im Naturpark Chapada dos Guimaraes brennen Bäume.

Berlin – Der Amazonas-Regenwald gilt als die Lunge der Welt. Seit Wochen brennt es in dem brasilianischen Gebiet. Ist es ein Desaster für das weltweite Klima? Ein Faktencheck.

„Der Amazonas-Regenwald produziert mehr als 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs.“

Das ist nach Ansicht vieler Forscher richtig. Die Wissenschaftler und Umweltverbände gehen davon aus, dass ein Fünftel des weltweiten Sauerstoffs über das Waldgebiet rund um den südamerikanischen Fluss in die Erdatmosphäre gelangt. Alle Regenwälder auf der Welt sind nach Angaben des Waldforums der Vereinten Nationen gemeinsam für 40 Prozent des Sauerstoffs in der Luft verantwortlich. Die Region am Amazonas ist in etwa genauso groß wie alle anderen Regenwälder zusammen.,

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Bäume absorbieren das Kohlendioxid (CO2) aus der Erdatmosphäre und wandeln es im Prozess der Photosynthese um: in Kohlenstoffverbindungen und in Sauerstoff, der wieder in die Luft entlassen wird. Bäume spielen also eine elementare Rolle, um einem zu hohen CO2-Ausstoß entgegenzuwirken. Wenn die Wälder brennen, gelangt der Kohlenstoff aus den Pflanzen allerdings wieder als Treibhausgas CO2 in die Luft. Die Feuer verstärken also den Klimawandel. Die Regenwälder sorgen zudem für saubere Luft, weil sie giftige Stoffe herausfiltern. Zudem pumpt der Amazonas-Regenwald nach Angaben der Organisation „Amazon Watch“ jeden Tag bis zu 20 Milliarden Tonnen Wasser in die Atmosphäre.

„Der Regenwald im Amazonas schrumpft seit Jahrzehnten.“

Das ist richtig. Die brasilianische Weltraumagentur INPE überwacht seit 1988 die Abholzung im Amazonasgebiet. Seitdem wurde der Wald auf einer Fläche von 700 000 Quadratkilometern zerstört. Das entspricht etwa zweimal der Fläche von Deutschland. Allein von 2000 bis 2018 ist der brasilianische Regenwald nach Berechnungen der Organisation Global Forest Watch um etwa zehn Prozent geschrumpft.

Präsident wütet auf Twitter

Der ultrarechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro will keine internationale Einmischung bei den verheerenden Waldbränden im Amazonas-Regenwald. Dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron warf er auf Twitter „kolonialistisches Denken“ vor. Der französische Präsident hatte die Waldbrände zuvor auf Twitter als „internationale Krise“ bezeichnet. Bolsonaro erklärte, Macron instrumentalisiere interne Angelegenheiten für seine persönliche Politik.

Dabei schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr erheblich: So wurden 2009 rund 18 000 Quadratkilometer Wald vernichtet, im Jahr 2016 waren es fast dreimal so viel. Die Welternährungsorganisation FAO macht die Umwandlung in Weideland für 80 Prozent dieser Verluste verantwortlich. Umweltorganisationen wie Greenpeace nennen illegale Rodungen als Hauptursache von Feuern in der Region.

„Der Amazonas-Regenwald ist die größte CO2-Senke der Erde.“

Das ist so nicht richtig. Pflanzliche Biomasse kann klimaschädliches CO2 in organische Kohlenstoffverbindungen umwandeln und diese speichern. Tropische Regenwälder – darunter die im Amazonasgebiet – sind zwar ein gigantischer Kohlenstoffspeicher. Die größte natürliche Senke für Kohlenstoff sind allerdings die Ozeane – sie nehmen nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland rund 30 Prozent des jährlich vom Menschen verursachten CO2 auf.Zum einen wird Kohlendioxid von vielen Meereslebewesen wie Algen gebunden. Ein großer Teil davon sinkt zum Meeresgrund und lagert sich dort ab - das CO2 bleibt gefangen.

Zum anderen wirkt im Meer eine physikalische Kohlenstoffpumpe: Kaltes Wasser kann mehr CO2 aufnehmen als warmes. Zugleich ist es schwerer und sinkt deshalb in die Tiefe. Vor allem in den kalten Polarmeeren wird so im Wasser gelöstes Kohlendioxid der Atmosphäre entzogen – teils für sehr lange Zeit. Forscher warnen aber: Wenn sich mehr und mehr CO2 im Meerwasser löst, sinkt dessen Aufnahmekapazität. Im Zuge des Klimawandels steigende Temperaturen verstärken das Problem noch. Je wärmer das Meerwasser wird, desto weniger CO2 kann es halten. (dpa)