Sieben Ärzte und Pfleger stehen in Argentinien wegen Totschlags vor Gericht. Sie sollen Maradona falsch behandelt haben.
„Herz wog das Doppelte“Forensiker veröffentlichen Details zu „qualvollem“ Tod von Diego Maradona

Diego Maradona bei der WM 2010 (Archivbild)
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Im Prozess um den Tod von Fußball-Legende Diego Maradona ist rund viereinhalb Jahre nach dessen Tod im November 2020 erstmals das Ergebnis der Obduktion bekanntgegeben worden.
Demnach habe der argentinische Fußballstar eine bis zu zwölfstündige Sterbephase durchlaufen und Wasseransammlungen in vielen Organen wie etwa Unterleib und Lungen gehabt, sagten zwei Gerichtsmediziner nun aus. Sie hatten damals die Autopsie durchgeführt. Todesursache war ein akutes Lungenödem bei Herzinsuffizienz und dilatative Kardiomyopathie, also eine Herzmuskelerkrankung, wie örtliche Medien berichteten.
Neue Details zum Tod von Diego Maradona
„Der Patient starb unter Qualen“, sagte Carlos Mauricio Casinelli laut der größten argentinischen Tageszeitung Clarin. „Das Herz wog 503 Gramm, das Doppelte des Normalgewichts“, so der Gerichtsmediziner weiter. Auch weitere Organe seien deutlich schwerer als üblich gewesen. Casinelli hatte Maradonas Leiche noch am Leichenfundort begutachtet und später obduziert. „Er war dehydriert, was auf einen Todeszeitpunkt von etwa sechs Stunden schließen lässt.“

Jana Maradona, die Tochter von Diego Maradona, wollte die Details zum Tod ihres Vaters im Gericht nicht anhören.
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Federico Corasaniti, zum Zeitpunkt der Autopsie Leiter der Leichenhalle von San Isidro, bestätigte die Angaben seines Kollegen. „Die qualvolle Phase kann je nach Krankheit lang oder kurz sein. Wegen des Blutgerinnsels dauerten die Schmerzen mehrere Stunden“, erklärte er. Beide stimmten darin überein, dass es notwendig gewesen wäre, das argentinische Idol „in ein Krankenhaus zu bringen und ihm dabei zu helfen, die Flüssigkeiten auszuscheiden, die er zurückhält. Eine Überwachung war unerlässlich.“
Nach dem Tod von Maradona stehen insgesamt sieben Ärzte und Pfleger vor Gericht. Ihnen wird Totschlag vorgeworfen, sie weisen die Vorwürfe zurück. Nach Einschätzung der Ermittler waren bei der häuslichen Pflege des gesundheitlich schwer angeschlagenen Weltmeisters von 1986 massive Fehler gemacht worden.
Diego Maradona: Ärzte und Pfleger vor Gericht – Tochter muss Saal verlassen
Bevor die Forensiker ihre Aussagen als Zeugen machten, wurden die Anwesenden vor den starken Bildern gewarnt, die gezeigt werden würden. Maradonas Tochter Jana verließ daraufhin den Raum. Das argentinische Idol war am 25. November 2020 in einer privaten Wohnanlage nördlich von Buenos Aires im Alter von 60 Jahren gestorben. Wenige Wochen zuvor hatte er sich einer Gehirnoperation unterzogen.
Maradonas Tod sei weder plötzlich noch unerwartet gewesen, sagte der Forensiker Carlos Mauricio Cassinelli vor Gericht unter anderem laut der argentinischen Zeitung „La Nación“. Sein Herz sei fett gewesen und habe das Doppelte eines normalen Herzens gewogen.
In verschiedenen Organen hätten sich insgesamt 4,5 Liter Wasser angesammelt. Die Wasseransammlungen in den Organen hätten mehrere Tage zuvor begonnen. Maradona sei kein Patient gewesen, den man in häuslicher Pflege hätte behandeln sollen.
Das Verfahren soll mindestens bis Mitte Juli dauern
Die Staatsanwaltschaft wirft Maradonas Leibarzt Leopoldo Luque, seiner Psychiaterin Agustina Cosachov sowie einem Psychologen, einem weiteren Arzt, der medizinischen Koordinatorin der Krankenversicherung und zwei Pflegern Totschlag vor. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen Freiheitsstrafen von bis zu 25 Jahren.
Der Prozess begann vor gut zwei Wochen. Der Auftakt war zuvor zweimal verschoben worden, weil eine Reihe juristischer Fragen noch offen waren. Das Verfahren soll nun mindestens bis Mitte Juli dauern, insgesamt wurden 192 Zeugen geladen. Der Prozess gegen eine weitere Pflegerin wurde vom Hauptverfahren abgetrennt. Die Krankenschwester muss sich im zweiten Halbjahr vor einem Geschworenengericht verantworten. (pst mit dpa)