Sein Großvater gehörte zum engsten Kreis um Adolf Hitler. Ferdinand von Schirach warnt nun vor der Gefahr eines AfD-Aufstiegs.
Autor würde auswandernFerdinand von Schirach warnt vor AfD in Regierung: „Dann ist das Land verloren“
Der international erfolgreiche Autor Ferdinand von Schirach warnt vor einem Erstarken der AfD und den Folgen für die deutsche Bevölkerung, sollte die AfD in der Bundesrepublik in eine Regierung einziehen. Im ZDF-„heute journal“ spricht der ehemalige Strafverteidiger, der mit dem Erzählband „Schuld“ 2010 seinen Durchbruch als Schriftsteller feierte, über seine Sorgen in Bezug auf die rechtspopulistische Partei.
Schirach warnt davor, die Gefahr eines AfD-Aufstiegs zu unterschätzen. „Wenn wir diese Partei in irgendeiner Form in die Regierungsverantwortung bekommen, dann ist das Land verloren“, so der 59-jährige Jurist. „Das ist überhaupt keine Frage, und da können wir auch keine Späße drüber machen. Das ist wirklich ernst“, so der Autor, der aktuell sein neues Buch „Regen“ vorstellt, weiter.
Ferdinand von Schirach warnt vor AfD-Regierungsbeteiligung: „Dann ist das Land verloren“
Schirachs eindringliche Warnungen sind vor dem Hintergrund der Familiengeschichte zu betrachten. Schirachs Großvater war der NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Baldur von Schirach gehörte zum engsten Kreis um Adolf Hitler und wurde beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Dass Ferdinand von Schirach sich eindringlich mit der eigenen Historie auseinandergesetzt hat, zeigt das Essay „Die Würde ist antastbar“, in dem er über seinen Großvater schreibt. Der Enkel scheint durch die Verfehlungen innerhalb seiner Familie sensibilisiert und will wachrütteln.
Der Autor hatte bereits in früheren Interviews angekündigt, Deutschland zu verlassen, sollte die AfD in Regierungsverantwortung kommen. Er glaube zwar nicht daran, dass dies geschehen werde, „aber falls das doch passiert, würde ich auswandern“, sagte Schirach im August dem „Stern“. Etwas anderes sei ihm dann nicht möglich.
Ferdinand von Schirach plädiert für Dialog mit AfD-Wälern
Schirach sprach sich für einen differenzierten Umgang mit AfD-Wählern aus. Mit dürfe diese Menschen nicht „einfach aufgeben“, sondern müsse sich vielmehr bemühen, in den Dialog zu kommen und sie „zurückzugewinnen“. Im Gespräch bei „Markus Lanz“ nannte Schirach die Politik der AfD und deren Lösungen „eine Katastrophe“.
Die AfD festigte zwei neuen Umfragen zufolge ihre Position als deutlich zweitstärkste bundespolitische Kraft. Im neuen ZDF-Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen legt die Partei etwa um einen Prozentpunkt auf 21 Prozent zu, nach Senderangaben ein Höchstwert. Im aktuellen Deutschlandtrend für das ARD-„Morgenmagazin“ verharrt die AfD nach der Erhebung von Infratest Dimap bei 22 Prozent. (pst)