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Es geht nicht um Auto-AlternativenStudie zu E-Scootern – der Fußgänger rüstet auf

Lesezeit 3 Minuten
E-SCooter

Ein Frau fährt auf einem E-Tretroller auf einem Fahrradweg.

Paris – Blickt nach Frankreich, wie locker die Städte dort mit den E-Scootern umgehen – das ist der oft gut gemeinte Rat in Deutschland, wenn es um die Einführung der populären Elektroroller geht. Die Wahrheit ist: Die Franzosen gehen inzwischen alles andere als locker mit dem „Problem Trottinette“ um. Die Unfälle sind kaum mehr zu zählen, und jeden Tag gibt es neue Geschichten über Rowdys auf Rollern. Erst an Pfingsten ist in Paris ein E-Scooter-Fahrer ums Leben gekommen – er hat offenbar die Vorfahrt eines von rechts kommenden Lastwagens missachtet.

Die Mehrheit der Nutzer will Spaß ohne Regeln

Nun wurde die erste, groß angelegte Untersuchung publiziert, wer überhaupt mit den Trottinettes unterwegs ist. Dazu wurden von der Agentur 6T in Paris, Lyon und Marseille 4300 Nutzer des Anbieters Lime befragt.

Beantwortet wird in der Studie auch eine zentrale Frage: Fahren wegen der Nutzung von E-Scootern am Ende weniger Autos auf den Straßen? Die deutliche Antwort lautet: Nein! Fast die Hälfte der Befragten wäre ohne Trottinette zu Fuß gegangen, rund ein Drittel hätte den öffentlichen Nahverkehr benutzt, knapp zehn Prozent das Fahrrad genommen – und nur acht Prozent hätten ein Taxi oder das eigene Auto benutzt. Im Gegensatz zu den Versprechungen der Anbieter der E-Scooter nimmt durch die Nutzung der Gefährte der Autoverkehr also nicht entscheidend ab.

Doch wer leiht überhaupt die Trottinettes aus? Sehr vereinfacht gesagt, ist der typische Nutzer ein junger Mann in gehobener Stellung, dessen Gehalt leicht über dem Durchschnitt liegt. Wegen des unkomplizierten Ausleihvorganges sind die Scooter auch bei Touristen sehr beliebt. 42 Prozent der Gefährte werden von ihnen genutzt. Wobei der Spaß nicht ganz billig ist. In Paris muss man einen Euro für das Entsperren berappen und danach 15 Cent pro Minute. Die durchschnittliche Nutzungsdauer sind 19 Minuten, was fast mit vier Euro zu Buche schlägt – das ist deutlich mehr als eine Metrofahrkarte.

Spaßfaktor ganz vorne dabei

Bei der Benutzung spielt laut Studie der Spaßfaktor eine große Rolle. Rund 70 Prozent der Befragten sagten, dass es witzig sei, mit den Dingern zu fahren. Fast ebenso viele erklärten, dass sie Zeit sparen wollten. Nur sieben Prozent gaben an, sich jeden Tag einen Scooter auszuleihen. Ein Drittel erklärte, die Fahrzeuge mindestens einmal pro Woche zu nutzen.

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Sehr viele gaben an, die Nutzung einschränken zu wollen, sollten neue Regeln eingeführt werden. So wollen rund 70 Prozent keine Helmpflicht akzeptieren, über 60 Prozent sind nicht bereit, die Trottinette auf festen Plätzen abzustellen. In einigen Städten haben die Verantwortlichen den Trottinettes den Kampf angesagt. In Toulouse und Nantes sind die Gefährte ganz verboten. In Paris werden in diesem Sommer strenge Regeln aufgestellt. Vorgeschrieben ist dann eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde auf der Straße und acht Stundenkilometern in Fußgängerzonen.

Wird wild geparkt, muss der Verleiher sich kümmern

Auf dem Gehweg oder in Parks werden die Gefährte verboten. Wer dennoch erwischt wird, muss jetzt schon 135 Euro bezahlen. Zudem dürfen die Trottinettes nur noch in vorgeschriebenen Zonen abgestellt werden. Vor allen in Paris mit seinen fast 20 000 E-Scootern sind achtlos auf Gehwegen und Straßen abgestellte Roller auch ein Problem für den Autoverkehr. Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, will auch durchsetzen, dass in Zukunft nicht mehr zwölf Anbieter in der französischen Metropole auf dem Markt sind, sondern nur noch zwei oder drei. Geplant ist in Paris zudem eine App für das Smartphone, mit der wild abgestellte Trottinettes gemeldet werden können. Der Verleiher wird informiert und muss das Gefährt entfernen.