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Er war der DoofVor 50 Jahren starb Stan Laurel

Lesezeit 3 Minuten

Unvergessen als Titanen des gespielten Witzes: Stan Laurel (links) mit seinem Komiker-Partner Oliver Hardy in dem Film "Hinter Schloss und Riegel. (Foto: dpa)

Los Angeles – 849 Ocean Avenue. Santa Monica. Hotel Oceana. Wer hier absteigt, hat die XL-Packung Kalifornien gebucht. Pier und Strand vor der Tür, Hollywood im Rücken, Kinogeschichte unterm Dach. Wo heute Hotel-Gäste logieren, lebte bis 1965 in einem Appartement ein kleiner, dünner Mann, über den Buster Keaton einmal sagte: "Vergesst Chaplin. Stan war der Größte."

Stan Laurel, der mal weinerliche, mal wundervoll begriffsstutzige Partner von Oliver "Babe" Hardy. Zwei Titanen des gespielten Witzes zwischen Stumm- und Tonfilm-Ära. Im deutschen Siebziger-Jahre-Fernsehen der Inbegriff vom Kind im Manne. Wenn auch unter dem ehrabschneidenden Titel "Dick & Doof". Heute vor 50 Jahren erlag Stan Laurel in Suite 203, 849 Ocean Avenue, einem Herzinfarkt.

Für Fans der Allzumenschlichen, denen Millionen die erste große Tortenschlacht im TV und absurde Wie-du-mir-so-ich-dir-Vergeltungsorgien verdanken, ist das Datum der inoffizielle Auftakt in das große Stan-Laurel-Gedenkjahr. Schon im Juni jährt sich der Geburtstag des gebürtigen Briten zum 125. Mal. Der Mythos Laurel/Hardy ist lebendig wie nie.

An einer filmhistorischen Treppe im Silverlake-Kiez von Hollywood wird heute mit erhöhtem Besucherandrang gerechnet. Genau an dieser Stelle haben "Stan und Ollie" Anfang der 30er Jahre einen ihren größten Erfolge gedreht: "The Music Box" ("Das verrückte Klavier"). Die Geschichte von zwei Männern, die sich vergeblich dabei abmühen, einer alten Dame treppaufwärts das Musikinstrument anzuliefern, einer der lachtränenreichsten Sisyphos-Versionen aller Zeiten. Und Oscar-prämiert obendrein.

Dass der Originalschauplatz im Bewusstsein geblieben ist, daran ist Arthur Stanley Jefferson, wie Laurel mit bürgerlichem Namen hieß, nicht ganz unschuldig. Kurz vor seinem Tod, Oliver Hardy war schon 1957 nach einem Schlaganfall gestorben, hatte Laurel seinem Freund John McCabe grünes Licht für die Gründung eines Fan-Clubs gegeben. Voraussetzung: Trauer und Trübsal verboten. Einziger Daseinszweck: Spaß haben.

Zwei Monate nach der Beerdigung von Laurel gründeten sich die "Sons of the Desert", benannt nach dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1933. Mittlerweile sind weltweit Tausende "Wüstensöhne" in "Tents" organisiert.

In Deutschland sind Vera und Wolfgang Günther aus Solingen besonders aktiv. Im "Walder Kotten", einem ehemaligen Industriegebiet, ist Deutschlands erster Fan-Klub ("Two Tars Tent") und das einzige Laurel & Hardy-Museum beheimatet.

Das Epi-Zentrum der Fan-Gemeinde aber liegt in Los Angeles. Im Mayflower Club in Hollywood trifft sich seit fast 20 Jahren wöchentlich das "Way Out West"-Tent. Der Film von 1937 gab der Vereinigung den Namen. Höhepunkt des Streifens: Stan muss seinen Hut verspeisen. Gespannt erwartet wird die Internetseite www.lettersfromstan.com, auf der Briefe von Laurel veröffentlicht werden sollen.

Auf Laurels Grabstein auf dem Forest Lawn Friedhof in Hollywood steht: "Ein Meister der Komödie. Seine Genialität in der Kunst des Humors brachte Freude in die Welt, die er liebte." Stan Laurel selbst wäre das ein bisschen dick aufgetragen gewesen. Lebte er noch, würde er sich seinen Teil denken. Und unnachahmlich am Kopf kratzen.