Mit 13 Nominierungen gehört „Emilia Pérez“ zu den Favoriten für den Oscar. Verhindern rassistische Tweets den großen Triumph?
Skandal erschüttert HollywoodOscar-Favorit in Rassismus-Kontroverse verstrickt – Tweets aufgetaucht
Alte Tweets von Karla Sofía Gascón sorgen wenige Wochen vor der Oscar-Verleihung für Aufregung. Darüber berichten mehreren US-amerikanische und britische Medien. Die von einer kanadischen Journalistin entdeckten Tweets enthalten demnach rassistische und islamfeindliche Äußerungen sowie bösartige Kritik an Branchenkolleginnen.
Karla Sofía Gascón: Alte Tweets sorgen für Wirbel
Gascón, die für die Hauptrolle im Musical-Thriller „Emilia Pérez“ als erste Transfrau für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, bestritt die Echtheit der meisten ihr zugeschriebenen Tweets nicht und entschuldigte sich. Es würden allerdings auch einige Fake-Tweets kursieren, darunter einige, die ihre „Emilia Pérez“-Kollegin Selena Gomez diskreditieren. Gascón schloss ihren X-Account und erklärte in einem Interview mit CNN, dass sie kein Verbrechen begangen und niemanden verletzt habe.
Die Skandal-Tweets lösten eine Welle der Empörung und des Entsetzens in Hollywood aus und könnten die Oscar-Chancen des Films „Emilia Pérez“ ernsthaft gefährden. Organisationen wie der Muslim Public Relations Council in Hollywood (MPAC) zeigten sich schockiert und forderten Konsequenzen. „Ich denke, wir können mit Sicherheit sagen, dass Karla Sofía Gascón nichts gewinnen wird“, so Wendy Ide, Filmkritikerin des „Observer“, gegenüber der BBC.
Oscars 2025: „Emilia Pérez“ geht mit 13 Nominierungen ins Rennen
Gascón spielt in Jacques Audiards Musical-Thriller „Emilia Pérez“ einen mexikanischen Drogenbaron, der seine Vergangenheit hinter sich lassen und ein neues Leben als Frau beginnen möchte. Der Film gilt seit langem als einer der Favoriten für die wichtigsten Preise der Academy Awards 2025, darunter auch für den besten Film. Mit insgesamt 13 Nominierungen liegt der Film nur knapp hinter den meistnominierten Filmen „Alles über Eva“ (1950) mit Bette Davis, „Titanic“ (1997) und „La La Land“ mit insgesamt 14 Nominierungen.
„Emilia Pérez“ wird seit einiger Zeit kontrovers diskutiert, insbesondere wegen seiner Darstellung von Transgender-Themen. Kritiker argumentieren, dass der Film Stereotypen und überholte Gegensätze in Bezug auf Geschlecht und Identität verstärkt. In der „NPR Pop Culture Happy Hour“ sagte die Kritikerin Reanna Cruz, dass „der Filmemacher Transfrauen als Lügnerinnen darstellt“.
GLAAD, eine gemeinnützige Organisation, die sich für eine faire, korrekte und inklusive Darstellung von LGBTQ-Personen in den Medien einsetzt, bezeichnete den Film als „zutiefst rückschrittliche Darstellung einer Transfrau“ und als „Rückschritt in der Darstellung von Transfrauen“.
„Emilia Pérez“ steht in der Kritik
Die Redakteure des amerikanischen LGBT-Magazins „Them“ behaupteten, der Film verewige eine Vorstellung von „Transidentität, die ganz und gar der Vorstellung von Homosexuellen entspringt“. Auch die Darstellung der mexikanischen Kultur und die Tatsache, dass der Film größtenteils in Frankreich gedreht wurde, wurden insbesondere in mexikanischen Medien kritisiert.
In Spaniens größter Tageszeitung „El País“ beschrieb Paul B. Preciado den Film als „ein polysemes Amalgam aus Rassismus und Transphobie, anti-lateinischer Exotik und melodramatischem Binarismus“, der „die koloniale und pathologisierende Erzählung“ sowohl der Geschlechtsumwandlung als auch der mexikanischen Kultur verstärke.
Trotz der Kritik hat der Film in dieser Saison bereits eine beachtliche Anzahl von Preisen gewonnen, darunter fünf europäische Filmpreise und vier Golden Globe Awards. Auch beim französischen Filmpreis César geht der Film mit zwölf Nominierungen als einer der Favoriten ins Rennen. Hinzu kommen elf Nominierungen bei den British Academy Film Awards 2025.
Auch beim Publikum stößt der Film auf gemischte Reaktionen. In der größten Filmdatenbank im Internet, der Internet Movie Database (IMDB), hat der Film eine sehr niedrige Bewertung von 5,7 bei rund 55.000 abgegebenen Stimmen.