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Britische RoyalsCharles und Camilla leben das etwas andere Märchen

Lesezeit 4 Minuten
Der britische König Charles III. und Königin Camilla bei einem Besuch des Commercial Court in Belfast

Der britische König Charles III. und Königin Camilla bei einem Besuch des Commercial Court in Belfast

König Charles III. und Königin Camilla feiern ihren 20. Hochzeitstag in Rom. Kritiker loben ihre stabile, liebevolle Beziehung. Doch die galt lange als kompliziert.

Auch an ihrem 20. Hochzeitstag gönnen sich König Charles III. und seine Frau, Königin Camilla, keine Pause – im Gegenteil: Ihr Terminkalender ist prall gefüllt. Sie werden repräsentieren und Hände schütteln. Statt romantischer Zweisamkeit erwartet die beiden am Mittwoch ein festliches Bankett in Rom als Teil ihres Staatsbesuchs in Italien. Auch an ihrer royalen Porzellanhochzeit steht der Dienst an der Krone damit über allem.

Britische Tageszeitungen loben in diesen Tagen anlässlich des Ehe-Jubiläums die Stabilität und Nähe eines Paares, das vieles gemeinsam durchgestanden habe. Sie seien durch Liebe, Loyalität und Witz verbunden, ist dort zu lesen. Wer Charles und Camilla beobachtet, spürt schnell: Zwischen ihnen stimmt die Chemie. Tatsächlich mussten sich beide über die Jahre auch bei offiziellen Terminen immer wieder das Lachen regelrecht verkneifen. Sie teilen ein feines Gespür für das Absurde, sagte Camillas jüngere Schwester Annabel Elliot kürzlich. „Sie mögen es sogar ganz gern, wenn einiges schiefläuft.“

Camilla einst meistgehasste Frau Großbritanniens

Rückblickend betrachtet sind dies bemerkenswert warme und anerkennende Worte für eine einst höchst umstrittene Verbindung. Warf der Boulevard auf der Insel in den 1990er-Jahren doch ein eisiges Licht auf die heute 77-Jährige. Camilla galt als verhassteste Frau des Landes, als Anti-Heldin, als negativer Gegenentwurf zu Diana, der „Prinzessin der Herzen“. Sie war diejenige, die ein Märchen zerstört, die romantische Liebe zwischen Charles und Diana torpediert habe, hieß es. In Umfragen nach Dianas tödlichem Autounfall im Jahr 1997 in Paris gaben zwei Drittel der Befragten an, dass der Prinz von Wales nicht König werden sollte, wenn er Camilla heiratet.

1999, Großbritannien, London: Der damalige britische Thronfolger Prinz Charles und seine langjährige Freundin Camilla Parker Bowles verlassen im Blitzlichtgewitter das Ritz Hotel - es war ihr erster gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit.

1999 in London: Der damalige britische Thronfolger Prinz Charles und seine langjährige Freundin Camilla Parker Bowles verlassen im Blitzlichtgewitter das Ritz Hotel - es war ihr erster gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit.

Während sie lange Zeit verurteilt wurde, schätzte Charles Camilla seit Jahrzehnten. Als sie sich in ihren 20ern trafen, beeindruckte sie ihn durch ihr Selbstbewusstsein, so die Autorin Penny Junor. Sie heirateten jedoch nicht, weil er noch jung war und sie vom königlichen Umfeld als nicht standesgemäß betrachtet wurde. Während Charles in der Marine diente, verlobte sich Camilla mit Andrew Parker Bowles. Der Kontakt blieb jedoch bestehen, auch nach seiner prunkvollen „Märchenhochzeit“ mit Diana im Jahr 1981. Ein abgehörtes Telefonat aus dem Jahr 1989, das 1993 als „Camillagate“ in die Schlagzeilen geriet, sorgte schließlich für einen Skandal. Eine intime Bemerkung Charles – er wolle als ihr „Tampon wiedergeboren werden“ – machte eine Affäre der beiden öffentlich.

Prinzession Diana redete Klartext bei BBC

1995 sprach Prinzessin Diana in einem BBC-Interview offen über ihre unglückliche Ehe, ihre Bulimie, Depressionen und die Affäre von Charles mit Camilla – berühmt wurde ihr Satz: „Es waren drei von uns in dieser Ehe, also war es ein bisschen überfüllt.“ Camilla ließ sich im gleichen Jahr von Andrew Parker Bowles scheiden. Das offizielle Ehe-Aus zwischen Charles und Diana erfolgte im Jahr 1996, ein Jahr vor dem tödlichen Unfall der Prinzessin von Wales.

Ein Transparent zeigt Prinzessin Diana an der Route des Prozession vor der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla.

Ein Transparent zeigt Prinzessin Diana an der Route des Prozession vor der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla.

Dass Charles und Camilla nach Dianas Tod zusammenfinden konnten, ist ihrer stillen Beharrlichkeit geschuldet. Sie führten ihre Beziehung „überwiegend diskret, aber mit der Zeit sah man beide immer öfter in der Öffentlichkeit“, sagt Pauline Maclaran von der Royal Holloway University im Gespräch mit dieser Zeitung. Im Jahr 1999 wurden sie offiziell als Paar wahrgenommen, 2005 folgte die Hochzeit, der die mittlerweile verstorbene Königin Elizabeth II. zwar nicht beiwohnte, aber zugestimmt hatte. Camilla verbesserte schrittweise ihren Ruf, „ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu suchen“, so Maclaran. Dabei ließ sie sich auch in Bezug auf ihren Look beraten und erschien in einem viel schmeichelhafteren Licht.

Die Strategie zahlte sich aus: „Das Bild ihrer Beziehung hat sich seit den 1990er-Jahren, als Camilla als ,dritte Person in der Ehe von Diana und Charles verteufelt wurde, erstaunlich gewandelt“, sagt die Royal-Expertin. „Früher wurde Camilla in der Öffentlichkeit Feindseligkeit entgegengebracht, heute wird sie respektiert oder sogar geliebt.“

In einem Interview mit der Boulevardzeitung „The Sun“ anlässlich des Hochzeitstags sprach Royal-Fotograf Arthur Edwards, der Charles III. seit Langem mit der Kamera begleitet, über die Entwicklung des Monarchen in seiner zweiten Ehe. Er sei heute ein deutlich angenehmerer Mensch als in jungen Jahren. Der Grund? „Sie beruhigt ihn.“ Camillas Gegenwart habe ihn verändert – sie sei nicht nur seine große Liebe, sondern auch ein ausgleichender, stabilisierender Einfluss in seinem Leben.