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Labyrinth von 50 KilometernSchwer verletzte Höhlenforscherin gerettet – Ottavia Piana zieht Konsequenzen

Lesezeit 4 Minuten
Bergamo: Das Standbild aus einem Video der Bergrettung zeigt Einsatzkräfte, die nach mehreren Tagen die schwerverletzte italienische Höhlenforscherin Ottavia Piana aus der Höhle Abisso Bueno Fonteno retten.

Bergamo: Das Standbild aus einem Video der Bergrettung zeigt Einsatzkräfte, die nach mehreren Tagen die schwerverletzte italienische Höhlenforscherin Ottavia Piana aus der Höhle Abisso Bueno Fonteno retten.

Beim Erkunden einer Höhle hat sich eine Forscherin schwer verletzt. Nach gut drei Tagen kam es zum Happy End – Ottavia Piana ist im Freien.

Mehrere Tage lang hatte ganz Italien um Ottavia Piana gezittert: Die bekannte Forscherin steckte in einem Höhlensystem in der Nähe von Bergamo fest. Die 32-Jährige war bereits am Samstag bei einer Tour durch das Labyrinth der Höhle von Bueno Fonteno verunglückt und kam nicht mehr aus eigener Kraft frei. Seit dem Wochenende lief eine komplizierte Rettungsaktion, die am frühen Mittwochmorgen glücklich endete.

Italienische Medien hatten den Einsatz von 150 Rettern über mehrere Tage begleitet und über den neuesten Stand berichtet. Ärzte, medizinische Fachkräfte und Techniker hatte Piana bereits am Wochenende erreicht und sie betreut. Ihr Zustand konnte so ständig überwacht werden. Zudem habe ihre große Erfahrung es der Höhlenforscherin ermöglicht, mental stabil zu bleiben. Sie war bereits einige Jahre zuvor in derselben Höhle verunglückt und musste gerettet werden.

Rettung von Ottavia Piana erfolgreich

Dick eingepackt und fest verschnürt auf einer Trage liegend hievten mehrere Retter Ottavia Piana durch die engen und rutschigen Gänge des Abisso Bueno Fonteno in Norditalien. Zentimeter für Zentimeter tasteten sie sich im Licht der Stirnlampen vor. Am frühen Mittwochmorgen erreichen sie endlich mit Piana den Ausgang der tiefen Höhle.

Um 2.59 Uhr atmete die 32-Jährige wieder frische Luft – im Freien wartete in der Luft stehend ein Helikopter, der sie über eine Seilwinde heraufzog, um sie anschließend ins Krankenhaus zu bringen. Bei ihrem Absturz am Wochenende hatte sich die Frau schwer verletzt. Ihr Leben war nie in Gefahr, aber die Ärzte vermuten, dass sie mehrere Brüche an Beinen und Brustwirbeln hat.

Am Ende ging es schneller als gedacht: Eigentlich war der Aufstieg zum Ausgang der Höhle am späten Mittwochabend oder sogar erst am Donnerstagmorgen erwartet worden. Überraschend gelang es den Rettern jedoch, den letzten Abschnitt des Labyrinths schneller als ursprünglich geplant zurückzulegen. Die Rettungsmission dauerte insgesamt rund 75 Stunden.

Riesiges Höhlenlabyrinth am Iseo-See

Seit Samstag lief in dem Höhlenlabyrinth am Nordufer des Iseo-Sees zwischen Bergamo und Brescia die aufwendige Aktion. Die Forscherin war mit mehreren weiteren Begleitern in der weitläufigen Höhle unterwegs, um den bislang unbekannten Teil zu erforschen. Beim Abstieg in einen engen Tunnel verlor sie offenbar den Halt und rutschte mehrere Meter in die Tiefe.

Berg- und Höhlenretter auch aus anderen Regionen beteiligten sich an der Bergung. Diese gestaltete sich äußerst schwierig. Die riesige Höhle wurde erst 2006 entdeckt. Dabei handelt es sich um ein enormes Labyrinth an unterirdischen Gängen, Wasserfällen und Seen mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern. Nicht einmal die Hälfte davon ist erforscht.

Höhlenforscherin fest auf einer Trage verschnürt durch Gänge gehievt

Als die Retter und Mediziner Piana am Wochenende erreichten, richteten sie ein beheiztes Basislager ein. Um aus der Tiefe mit der Außenwelt kommunizieren zu können, wurde eine Telefonleitung von der Oberfläche zur Unglücksstelle verlegt. Danach begann auch schon die Rettungsmission: Piana wurde fest auf einer Trage verschnürt und durch die Gänge getragen. Zuvor hatten die Einsatzkräfte mit Hilfe von kleinen Sprengladungen die engsten Passagen verbreitert.

Während des gesamten Einsatzes war die Forscherin in einem stabilen Zustand. Wie schwer ihre Verletzungen jedoch sind, ist noch unklar. Der Transport musste daher besonders schonend erfolgen. Piana durfte etwa nur in waagerechter Lage getragen werden. Um die Retter und Piana selbst nicht zu sehr zu ermüden, ging man sehr langsam vor: Auf anderthalb Stunden Transport folgte eine Stunde Ruhe.

Ein Retter berichtete der Zeitung „Corriere della Sera“, wie kompliziert der Einsatz war: „In einigen Gebieten der Höhle kann man gehen und die Trage liegt auf den Schultern, in anderen Gegenden wird sie von einer Hand zu Hand gereicht, insbesondere in den engsten Schluchten. In diesen Gebieten arbeiten die Retter auch im Sitzen, indem sie die Trage über ihre Knie führen.“

Ein Freund von Piana zeigte sich nach dem glücklichen Abschluss der Aktion erleichtert: „Jetzt ist Ottavia in guten Händen“, betonte Giorgio Pannuzzo gegenüber „Corriere della Sera“. Pannuzzo gehörte zu Pianas Begleitern, als diese am Wochenende verunglückte. „Ottavia hat den Transport sehr gut verkraftet“, wird Corrado Camerini, Arzt und Delegierter der Alpinen Höhlenrettung der Lombardei, zitiert.

Forscherin war schon einmal in der Höhle eingeschlossen

In derselben Höhle war die junge Frau bereits im Juli 2023 eingeschlossen. Sie verletzte sich damals bei einem Absturz am Bein und musste in einer schwierigen Rettungsmission aus der Höhle ins Freie gebracht werden. Damals konnte sie nach zwei Tagen gerettet und ins Krankenhaus gebracht werden.

Zurück in eine Höhle will Piana jedoch nach dem jüngsten Absturz nicht mehr. Einem am Einsatz beteiligten Arzt vertraute sie bereits an, nie wieder eine Höhle betreten zu wollen. Rino Bregani berichtete der Nachrichtenagentur Ansa, sie wolle die Höhlenforschung nun „endgültig aufgeben“.

In der Vergangenheit schon spektakuläre Rettungsaktionen

In den vergangenen Jahren gab es mehrfach spektakuläre Rettungsaktionen, um Menschen aus Höhlen herauszuholen. International die meiste Aufmerksamkeit löste das Verschwinden einer Fußball-Jugendmannschaft im Juni 2018 in Thailand aus. Die zwölf Jungen und ihr Trainer wurden schließlich nach zwölf Tagen aus der Tham-Luang-Höhle gerettet. Ein Taucher starb dabei. (dpa, mit cme)