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„Wirklich ungewöhnliches“ VerhaltenFast 100 Grindwale schwimmen erst in Herzform – und dann in den Tod

Lesezeit 3 Minuten
Retter kümmern sich um Grindwale, nachdem fast 100 der Tiere am Cheynes Beach östlich von Albany in Australien gestrandet sind. Retten konnten die Helfer die Tiere nicht.

Retter kümmern sich um Grindwale, nachdem fast 100 der Tiere am Cheynes Beach östlich von Albany in Australien gestrandet sind. Retten konnten die Helfer die Tiere nicht. 

In Australien sind fast 100 Grindwale gestorben. Das Verhalten der Tiere vor der Massenstrandung stellt Forscher vor Rätsel.

Traurige Nachrichten aus Australien: Nach der Massenstrandung von fast 100 Grindwalen am Cheynes Beach östlich der Stadt Albany sind alle Tiere tot. 50 Meeressäuger waren bereits in der Nacht zum Mittwoch verendet. Bevor die Tiere gestrandet waren, zeigten sie Verhalten, das Wissenschaftler vor ein Rätsel stellt.

Die Wale hatten sich zunächst zusammengeschart und dabei in Mustern formiert: Mal bildeten sie einen Kreis, dann eine Linie und manchmal für wenige Momente sah man das Pulk in einer Herzform. Dann schwammen die Tiere in den Tod. 

Einsatzkräften und freiwilligen Helfern war es später unter größten Mühen gelungen, 45 überlebende Wale wieder ins Meer zu transportieren. Nachdem sie aber erneut gestrandet und in extrem schlechter Verfassung gewesen seien, hätten sie eingeschläfert werden müssen, teilte die Naturschutzbehörde „Parks and Wildlife Services“ auf Facebook mit.

Gestrandete Grindwale in Australien: Helfer brechen weinend am Strand zusammen

Die Entscheidung sei sehr schwierig für alle Beteiligten gewesen, jedoch sei es wichtig gewesen, das Leiden der Wale nicht weiter zu verlängern, schrieb die Behörde. Eine Reporterin des Senders „9News“ berichtete, einige Helfer seien am Stand weinend zusammengebrochen.

Die Rettungskräfte hatten unermüdlich versucht, die Herde zu retten und die bis zu drei Tonnen schweren Wale immer wieder mit Wasser befeuchtet. Schlechtes Wetter und eiskalte Wassertemperaturen hatten die Arbeiten erschwert.

Ungewöhnliches Verhalten der Grindwale in Australien stellt Forscher vor Rätsel

Die Grindwale – auch Pilotwale genannt – hatten sich am Dienstag 100 Meter vor der Küste stundenlang zunächst eng zusammengeschart und verschiedene Formationen gebildet – ein extrem ungewöhnliches Verhalten, das von Drohnenkameras dokumentiert wurde.

Die Meeresforscherin Vanessa Pirotta sagte der australischen ABC, so etwas habe sie noch nie gesehen. Es handele sich um „unglaubliche“ Aufnahmen, die nun von Wissenschaftlern studiert werden sollen. Später begannen die meisten Tiere der Herde, am Cheynes Beach zu stranden. 

Das Verhalten sei „wirklich ungewöhnlich“, sagte auch Kate Sprogis, Meeressäugerökologin an der University of Western Australia der „New York Times“. „Gesunde Grindwale verhalten sich im Allgemeinen nicht so, und wenn man es sieht, denkt man, dass da etwas Seltsames vor sich geht.“

Gestrandete Grindwale in Australien: Ist Lärmbelästigung durch den Menschen der Auslöser?

Warum die Tiere sich so sonderbar umeinander geschart hatten, blieb ein Rätsel. Augenzeugen hatten spekuliert, dass eventuell Orcas in der Region aufgetaucht sein könnten und die Grindwale sich zur Verteidigung formiert hätten. Pirotta erklärte, dass Lärmbelästigung durch den Menschen die Tiere eventuell gestört habe und dies der Grund für das sonderbare Verhalten gewesen sein könnte.

Grindwale bauen extrem enge Bindungen untereinander auf. Zu bestimmten Jahreszeiten sind sie in großen Verbänden unterwegs, was das Risiko einer Massenstrandung erhöht.

„Ihre emotionalen Bindungen zu ihren Freunden und Verwandten sind viel stärker als das, was wir vielleicht für unsere Familienmitglieder empfinden“, sagte Olaf Meynecke von der Griffith University. Grindwale seien bereit, in einer gefährlichen Situation in der Nähe ihrer Herde auszuharren und ungeachtet der Konsequenzen ihr Leben zu opfern.

Gestrandete Grindwale in Australien: „Wir hoffen, dass wir einige wirklich gute Erkenntnisse gewinnen“

Wissenschaftler aus der ganzen Welt hätten Aufnahmen vom merkwürdigen Gruppenverhalten der Wale angefordert, erklärte die australische Naturschutzbehörde. Lokale Forscher würden die Genetik der Gruppe nun untersuchen. „Wir führen eine Reihe verschiedener Tests durch, um aus diesem wirklich schrecklichen Vorfall zu lernen, und hoffen, dass wir einige wirklich gute Erkenntnisse gewinnen“, erklärte ein Sprecher der Behörde. (das/afp)