Seit fast 90 Jahren ist das Verschwinden von Amelia Earhart eines der größten Rätsel der Luftfahrt. Seit Jahrzehnten versuchen Forscher und Abenteurer, das Geheimnis zu lüften, und in jüngster Zeit waren die Hoffnungen groß, endlich eine Lösung gefunden zu haben. Ende 2023 machte sich das Team der Firma Deep Sea Vision aus South Carolina erstmals auf die Suche nach dem verschollenen Flugzeug der berühmten Pilotin und Luftfahrtpionierin. Die komplexe Expedition in der Tiefsee unter der Leitung von Tony Romeo sollte laut der „New York Post“ Hinweise auf das mysteriöse Verschwinden Earharts im Jahr 1937 liefern.

Vermisste Amelia Earhart: Bringen Sonaraufnahmen die Lösung des rätselhaften Verschwindens?

Bei der Mission im Pazifik hatte die Crew mithilfe von Sonaraufnahmen ein flugzeugähnliches Objekt entdeckt. Doch die Euphorie, möglicherweise auf Earharts verschollene Lockheed Model 10 Electra gestoßen zu sein, ist nun, nach einer weiteren Expedition, verflogen: Neue, hochauflösende Aufnahmen zeigen, dass es sich bei dem Objekt lediglich um eine ungewöhnlich geformte Felsformation handelte. Das gab das Team der Deep Sea Vision unter anderem auf dem Instagram-Kanal des Unternehmens bekannt.

„Nach 11 Monaten hat das Warten endlich ein Ende und leider war unser Ziel nicht Amelias Electra 10E (nur eine natürliche Felsformation)“, heißt es auf neben einer Sonaraufnahme auf Instagram. Doch die Crew will weitersuchen: „Während wir hier sprechen, setzt DSV die Suche fort – jetzt sind fast 7700 Quadratmeilen geräumt ... die Handlung verdichtet sich, da immer noch kein Beweis für ihr Verschwinden gefunden wurde ...“

Tony Romeo: Umfangreiche Expedition in der Tiefsee bringt kein Ergebnis

Romeo und sein Team waren im September 2023 von Tarawa, Kiribati, aufgebrochen, um ein Gebiet westlich der geplanten Earhart-Route in der Nähe von Howland Island zu erkunden. Dabei setzten sie ein unbemanntes Unterwasserfahrzeug ein, das den Meeresboden bis in Tiefen von 16.000 Fuß absuchte und insgesamt 5.200 Quadratmeilen abdeckte.

Die Suche nach Amelia Earharts Flugzeug in der Tiefsee gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Der Pazifische Ozean ist riesig und unerforscht, und selbst modernste Sonartechnologie und Unterwasserfahrzeuge können nur begrenzte Gebiete in großer Tiefe abdecken. Das Gebiet um Howland Island ist zudem oft von starken Strömungen und unwegsamem Gelände geprägt, was die Suche zusätzlich erschwert.

Suche nach Amelia Earhart und Fred Noonan gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Hinzu kommt, dass das Flugzeug vermutlich seit fast 90 Jahren unter Wasser liegt, was bedeutet, dass es stark verwittert oder von Sedimenten bedeckt sein dürfte. Jede mögliche Spur könnte eine unscheinbare Felsformation oder ein winziger Trümmerhaufen sein, was die Identifizierung extrem erschwert. Trotz all dieser Herausforderungen bleibt die Faszination, eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte zu lösen, ungebrochen.

Für den ehemaligen US-Luftwaffensoldaten Romeo, der seine Missionen mit erheblichen privaten Mitteln finanziert, bleibt Earharts Geschichte eine Inspiration. „Amelia Earhart ist Amerikas beliebteste vermisste Person“, sagte Tony Romeo, der unter anderem auch Expeditionen ins Bermuda-Dreieck unternimmt, gegenüber dem US-Magazin „Garden & Gun“ in einem Interview. Er betonte hierhin, dass er die Suche nach Earhart fortsetzen will.

Der Fall Earhart ist seit Jahrzehnten von besonderem Interesse für Forschung und Öffentlichkeit. Die amerikanische Pilotin – in ihrer Zeit weltweit ein regelrechter Superstar, auch in Deutschland – und ihr Navigator Fred Noonan waren im Sommer 1937 auf einem Weltumrundungsflug, als sie auf dem Weg zur Howlandinsel spurlos verschwanden. Ihr letzter Funkspruch deutete auf eine Position in der Nähe der Insel hin, doch bis heute fehlt von dem Flugzeug jede Spur. Verschiedene Theorien – von einem Absturz wegen Treibstoffmangels bis hin zu phantastischen Szenarien – versuchen, das Schicksal der beiden zu erklären.

Amelia Earhart: Pionierin der Luftfahrt – Das Rätsel ihres Verschwindens bleibt ungelöst

Earhart gilt auch als frühe Feministin und Vorkämpferin für Frauenrechte, insbesondere in der Luftfahrt. Sie setzte sich dafür ein, dass Frauen in der damals von Männern dominierten Fliegerei Fuß fassen konnten und hinterfragte gesellschaftliche Rollenbilder, die Frauen auf traditionelle Aufgaben beschränkten.

Earhart flog 1932 als erste Frau allein über den Atlantik und brach viele weitere Rekorde, die sie weltberühmt machten. Sie schrieb und hielt Vorträge über die Fähigkeiten und den Wert von Frauen in der Gesellschaft und ermutigte andere Frauen, ihre Träume unabhängig von Geschlechterstereotypen zu verfolgen.

Neben ihren fliegerischen Leistungen war Earhart Mitbegründerin der „Ninety-Nines“, einer Organisation von Pilotinnen, die sich für Frauen in der Luftfahrt einsetzte. Sie lebte ihre Überzeugungen und ihre Unabhängigkeit in vielerlei Hinsicht, auch in ihrem Privatleben und in ihrer Ehe, die sie gleichberechtigt und ohne die damals üblichen Einschränkungen führte.