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Ahr-FlutAufwendige Ermittlungen stehen vor Abschluss

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Altenahr-Kreuzberg: Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Altenahr-Kreuzberg: Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Am 14. und 15. Juli 2021 hatten verheerende Starkregen große Zerstörungen angerichtet. Hätten die Menschen besser geschützt werden können?

Die Staatsanwaltschaft Koblenz will bis Ende des Jahres ihre Ermittlungsergebnisse zu möglichem Versagen beim Schutz der Bevölkerung während der Hochwasserkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 vorlegen. Die Behörde ermittelt seit fast zwei Jahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung gegen den damaligen Landrat des Kreises Ahrweiler Jürgen Pföhler (CDU) sowie gegen den damaligen Leiter der Technischen Einsatzleitung. Es geht um die Frage, ob die Beschuldigten Flutbetroffene besser hätten schützen können.

Am 14. und 15. Juli 2021 hatten verheerende Unwetter und Starkregen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen große Zerstörungen angerichtet. Mehr als 180 Menschen starben; davon 135 im Ahrtal. Tausende Häuser und weite Teile der Infrastruktur wurden zerstört und beschädigt. Von den rund 65 000 Menschen, die laut Landesregierung in Rheinland-Pfalz von der Naturkatastrophe betroffen sind, leben etwa 42 000 an der Ahr. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Freitag sind die Ermittlungen weitgehend abgeschlossen. Nötig sei aber ein weiteres Gutachten. Es soll im Herbst vorliegen und beantworten, ob und welche Handlungsmöglichkeiten es für die Einsatzleitung gegeben habe. Geklärt werden soll auch, ob sich die Beschuldigten durch die Wettervorhersagen so hätten informieren können, dass sie Menschen hätten besser schützen und „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ vor dem Tod oder Verletzungen hätten bewahren können.

6000 Notrufe ausgewertet

Das Verfahren sei eines der aufwendigsten, das die Staatsanwaltschaft Koblenz bislang geführt habe, hieß es. Zeitweise seien deutlich mehr als 100 Polizeibeamte in die Ermittlungen eingebunden gewesen. Eine Oberstaatsanwältin ist nahezu vollständig von anderen Aufgaben freigestellt, um sich nur diesem Verfahren widmen zu können. Allein die Hauptakten umfassen etwa 10 000 Blatt, hinzukommen viele Sonderbände. Mehr als 200 Zeugen wurden vernommen, 15 000 Notrufe mussten gesichtet und mehr als 6000 ausgewertet werden.

Die gesicherten Daten umfassen mehr als 26 Terabyte und mussten gesichtet und teilweise ausgewertet werden, um die Kommunikationsverläufe in der Flutnacht zu rekonstruieren. Hinzu kommen die sichergestellten Dokumente bei Beschuldigten, Verwaltungsbehörden und Feuerwehren. Außerdem untersuchte die Behörde, wie Menschen starben. In vielen Fällen sei das aber nicht mehr aufzuklären. Schwerpunktmäßig sei es auch um den Tod der zwölf Menschen in einem Wohnheim in Sinzig gegangen. (kmü/kna)