Der Klassiker von Astrid Lindgren flimmert auch Weihnachten 2024 wieder über den Bildschirm. Was ist aus den Darstellern geworden?
55 Jahre „Pippi Langstrumpf“Was wurde aus Pippi, Tommy, Annika und der „Prusseliese“
Pippi Langstrumpf, die unkonventionelle und starke Heldin der gleichnamigen schwedischen Fernsehserie, feierte ihre Premiere vor mehr als einem halben Jahrhundert. Im Jahr 1969 wurde die Serie erstmals im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt und erreichte schnell ein großes Publikum. Die Serie basiert wie „Michel aus Lönneberga“ auf den Büchern von Astrid Lindgren und wurde durch Inger Nilsson in der Rolle der Pippi zu einem internationalen Phänomen. Die Dreharbeiten fanden größtenteils auf der Insel Gotland statt, wobei die Villa Villekulla, bei uns als Villa Kunterbunt bekannt, eine zentrale Rolle spielte.
Die Serie war nicht nur in Schweden sehr beliebt, sondern fand ab 1971 auch in Deutschland ein treues Publikum. Seitdem gehört sie vor allem in der Weihnachtszeit zu den beliebtesten Fernsehklassikern. Doch was ist aus den Schauspielern geworden, die Pippi und Co. gespielt haben?
Inger Nilsson als Pippilotta Viktualia Rollgardina Schokominza Efraims Tochter „Pippi“ Langstrumpf
Die Rolle der Pippi Langstrumpf war für Inger Nilsson Fluch und Segen zugleich. Als Kind wurde sie durch die Serie weltberühmt, doch nach dem Ende der Dreharbeiten 1970 blieben weitere große Rollen aus. Ein Gesangsversuch 1977 mit der Disco-Single „Keep on Dancing“ brachte nur ihre dünne Stimme zum Vorschein. Nilsson entschied sich später für eine Ausbildung zur Sekretärin, blieb aber der Schauspielerei treu und wirkte gelegentlich in Theaterstücken und kleineren Filmproduktionen mit.
Mit der deutsch-schwedischen Krimiserie „Der Kommissar und das Meer“ feierte sie als Gerichtsmedizinerin Ewa Svensson von 2007 bis 2021 ein Comeback, das ihr auch danach Rollen einbrachte. Dass sie in Deutschland immer noch so viele Fans hat, erklärte sie 2019 dem „Spiegel“: „Vielleicht, weil es so eine Figur im vernünftigen Deutschland zuvor nicht gab. Ein kleines Mädchen, das die ganze Welt auf den Kopf stellt. Bei Ihnen war Pippi eine ganze Zeit lang sogar populärer als hier in Schweden. Die Deutschen haben Straßen und Gebäude nach ihr benannt. Verrückt!“
Nilsson, die heute in Stockholm lebt, gibt nach wie vor regelmäßig Interviews über ihre Zeit als Pippi Langstrumpf und ist ein gern gesehener Gast auf dem roten Teppich oder bei Nostalgie-Shows. Immer mit dabei: ihr charakteristisches Lachen!
Pär Sundberg als Thomas „Tommy“ Settergren
Auch für Pär Sundberg war die Schauspielerei nur ein kurzes Kapitel in seinem Leben. Für die Rolle des Tommy wurde Sundberg zufällig als Balletttänzer im Theater entdeckt und ergänzte das Team, obwohl er sich selbst nicht für einen talentierten Schauspieler hielt.
In einem Interview mit dem „SZ-Magazin“ sagte er: „Ich wollte das nie, ich hatte nicht genug Talent. Außerdem war ich schon mit 13 ausgebrannt“. Nach den Dreharbeiten kehrte er in ein normales Leben zurück, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und leitete später eine Firma für Marketing in Malmö. Heute lebt Sundberg zurückgezogen in Spanien. Hin und wieder ist er Gast in TV-Shows oder gibt Interviews über seine Zeit bei „Pippi Langstrumpf“.
Maria Persson als Annika Settergren
Nach Abschluss der „Pippi“-Dreharbeiten besuchte Maria Persson die „Calle Flygares teaterskola“, eine Schauspielschule, entschied sich jedoch, wie ihr Filmbruder Pär Sundberg ihre Schauspielkarriere frühzeitig zu beenden. Sie war bis dahin nur in den „Pippi“-Filmen bzw. der Serie zu sehen gewesen. In den 1980er Jahren zog Persson nach Mallorca, wo sie zunächst in der Gastronomie arbeitete. Sie hatte zeitweise auch ihre eigene Bar. Später arbeitete sie als Altenpflegerin.
Berichten zufolge lebt sie heute in bescheidenen Verhältnissen und hat mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie soll an Arthrose im Knie leiden. Durch Crowdfunding konnte Geld für eine Operation gesammelt werden. Für ihre Rolle als Annika soll sie wie ihre jungen Kollegen damals nur umgerechnet 2.000 Euro bekommen haben.
Margot Trooger als Fräulein Prysselius „Prusseliese“
Die vielseitige deutsche Schauspielerin Margot Trooger ist einem breiten Publikum heute fast nur noch durch ihre Rolle als Fräulein Prysselius, genannt „Prusseliese“, in den „Pippi Langstrumpf“-Verfilmungen bekannt. Doch auch schon vorher war sie im Fernsehen eine beliebte Darstellerin, unter anderem in dem Krimiklassiker „Das Halstuch“ (1962), einem der ersten „Straßenfeger“. Sie erhielt mehrfach den „Bravo-Otto“ und den „Goldenen Bildschirm“.
Nach den Dreharbeiten in Schweden setzte sie ihre Fernsehkarriere zunächst in Deutschland fort, u.a. im „Tatort“. In den 1970er Jahren zog sich Trooger aus gesundheitlichen Gründen – sie litt an Lungenfibrose – immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Sie lebte zuletzt in Hessen und starb am 24. April 1994 in Mörlenbach.
Beppe Wolgers als Kapitän Langstrumpf
Beppe Wolgers, der in den „Pippi Langstrumpf“-Filmen Pippis abenteuerlustigen Vater Kapitän Efraim Langstrumpf spielte, war der einzige der Hauptdarsteller, der in seiner Heimat bereits ein Star war. Der Schwede war nicht nur Schauspieler, sondern auch Autor, Komponist und Regisseur.
Als Texter ist vor allem sein Beitrag zu Stephen Sondheims Musical „Das Lächeln einer Sommernacht“ von 1966 zu nennen, für das er Zarah Leander gewinnen konnte. Für dieses Stück schrieb er unter anderem die Songs „I Remember“, „Liaisons“ und „The Glamorous Life“, die zu den Höhepunkten der Produktion zählten. Neben seiner Arbeit an „Pippi Langstrumpf“ war er in Schweden auch als Kinderbuchautor bekannt. Wolgers starb 1986 im Alter von 57 Jahren in Östersund an einer von einem Magengeschwür verursachten Magenblutung. Er hinterließ seine Frau und vier Kinder.
Hans Clarin als Donner-Karlsson
Was haben „Pippi Langstrumpf“ und „Pumuckl“ gemeinsam? Beide entstanden unter Mitwirkung von Hans Clarin, der in den „Pippi Langstrumpf“-Filmen den Dieb Donner-Karlsson spielte und dem frechen Kobold seine Stimme lieh. Clarin war nicht nur ein äußerst erfolgreicher Hörspiel- und Synchronsprecher, sondern seit den 50er Jahren auch ein gefeierter Schauspieler, der in Film, Fernsehen und auf der Bühne in den unterschiedlichsten Genres von der Komödie bis zum Drama brillierte. Er starb 2005 im Alter von 75 Jahren.
Bis zuletzt hatte er unermüdlich vor der Kamera gestanden. Im Jahre 2003 sogar in dem Kinofilm „Pumuckl und sein Zirkusabenteuer“ als Nachfolger von Meister Eder als dessen Cousin Ferdinand Eder. 2002 sagte er im Interview in der Talkshow „Kerner“: „Es ist ein Riesenerfolg gewesen - auch für mich privat. Ich finde es schön über viele Generationen Kindern - manchmal sogar Erwachsenen - Spaß und Freude zu bringen.“
Kleiner Onkel
Das treue Pferd von Pippi Langstrumpf, wurde nach den Dreharbeiten zu der Serie nicht mehr als Reitpferd eingesetzt. Sein echter Name war Bunting, und er gehörte einer Familie in der Nähe des Drehortes in Schweden. Für die Dreharbeiten soll er teilweise mit Beruhigungsmitteln behandelt worden sein. Der Kleine Onkel verbrachte seine Tage in einem Stall, wo er das stolze Alter von 25 Jahren erreichte. Ursprünglich hatte das Pferd in den Büchern keinen Namen und wurde einfach „das Pferd“ genannt.
Herr Nilsson
Das Kapuzineräffchen wurde von einem echten Affen gespielt, dessen Name im wirklichen Leben unbekannt blieb. Nach den Dreharbeiten soll der nicht für den Film dressierte Affe zu seiner Familie zurückgekehrt sein, die ihn nur für die Serie bzw. die Filme ausgeliehen hatte. Über sein weiteres Schicksal gibt es keine gesicherten Informationen.
Während der Dreharbeiten stellte Herr Nilsson oft eine Herausforderung dar, da er schwer zu dressieren war und manchmal eigene Wege ging. So soll er Inger Nilsson gerne an den Haaren gezogen haben. Gegenüber der schwedischen Zeitung „Expressen am Sonntag“ sagte sie, dass er letztlich nur Angst gehabt habe. „Er fühlte sich in meiner Nähe nicht wohl.“