Ein 27-Jähriger wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. In Weilerswist hatte er 64.000 Liter Diesel getankt, ohne zu bezahlen.
Mehr als 100.000 Euro wertMechernicher tankt 64.000 Liter Diesel, ohne zu bezahlen

Am Amtsgericht in Euskirchen musste sich ein 27-Jähriger aus Mechernich verantworten. (Symbolbild)
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Das Euskirchener Schöffengericht hat gegen einen notorischen Betrüger insgesamt vier Jahre Haft verhängt. Das Urteil setzt sich aus zwei Freiheitsstrafen von je zwei Jahren zusammen. In das Strafmaß floss unter anderem eine Bewährungsstrafe aus einer vorangegangenen Verurteilung ein.
Der Mechernicher Simon K. (Name geändert), 27 Jahre alt und ohne abgeschlossene Ausbildung, hat eine besondere Affinität zu schweren Arbeitsgeräten und Maschinen. Dies zeigt sich zum einen bei seiner Art des Broterwerbs als Baggerführer, zum anderen bei einem Teil der elf Straftaten, die ihm die Staatsanwaltschaft zur Last legte.
Ein Aggregat, das ihm nicht gehörte, verkaufte er für mehr als 14.000 Euro
Über seinen Verteidiger Hagen Seipel räumte er ohne Umschweife ein, dass er ein Dieselaggregat und einen Anhänger veräußert hatte, die nicht ihm gehörten. Auch kassierte er Geld für einen Tiltrotator (6000 Euro) und einen Sortiergreifer (4000 Euro), die er über ein Anzeigenportal im Internet zum Kauf angeboten hatte – freilich ohne den beiden Käufern die Ware anschließend auszuhändigen.
Den Vorwurf, das Dieselaggregat vom Gelände einer Tongrube in der Nähe von Wißkirchen gestohlen zu haben, wies er allerdings zurück. Dass er es in betrügerischer Absicht für mehr als 14.000 Euro nach Münster verkauft hatte, gab K. jedoch zu. Wie er an das Gerät gelangt war, blieb offen, sodass das Verfahren wegen Diebstahls eingestellt wurde, ebenso vier weitere.
Der Dieselkraftstoff, den der Mechernicher nicht bezahlte, war 104.000 Euro wert
Aber auch so reichte die Liste der Straftaten, die dem Mechernicher nachgewiesen werden konnten, für eine lange Haftstrafe. Am schwersten wog der Betrug zulasten einer Agrargenossenschaft in Weilerswist. Bei ihr hatte K. mit einer Tankkarte von November 2023 bis Februar 2024 knapp 64.000 Liter Diesel im Wert von mehr als 104.000 Euro getankt, ohne die Rechnungen zu begleichen.
Verteidiger Seipel erklärte dazu, dass sein Mandant den Kraftstoff bezogen habe, um im Auftrag eines Bekannten mit einem entsprechenden Fahrzeug „Winterdienst zu fahren“. Er sei für diese Leistung aber nicht entschädigt worden – mit anderen Worten: auf den Kosten sitzengeblieben. „Den Tankbetrug räumen wir aber ein“, sagte der Anwalt.
Ihre Bewährungshelferin kennt Sie bis heute nicht.
Der Vorsitzende Richter Dr. Wolfgang Schmitz-Jansen wollte wissen, wie der Angeklagte denn ohne Führerschein im Winterdienst tätig sein konnte. „Wie er den Dienst verrichtete – dazu schweigen wir“, erklärte Seipel. Sein Mandant wolle Wiedergutmachung betreiben, er habe bereits einen Teil des betrügerisch erlangten Geldes zurückgezahlt, fügte er hinzu.
Dennoch bleiben aus allen abgeurteilten Straftaten rund 135.000 Euro an Forderungen, mit denen sich P. nun konfrontiert sieht. Das Geld wird als Wertersatz der Taterträge eingezogen, so der Beschluss des Gerichts.
Zum ersten Gerichtstermin in Euskirchen war der Angeklagte nicht erschienen
Der 27-Jährige hatte in den zurückliegenden Monaten wenig getan, um bei den Strafverfolgungsbehörden einen guten Eindruck zu hinterlassen. So blieb er dem ersten angesetzten Verhandlungstermin im vergangenen November unentschuldigt fern, was ihm einen Haftbefehl einbrachte. Als er am 7. Januar in Hattingen ohne Fahrerlaubnis am Steuer eines Autos erwischt wurde, wanderte er prompt in Untersuchungshaft in der JVA Köln.
Mehr noch: Nach einer vorangegangenen Verurteilung hatte er weder Termine bei seiner Bewährungshelferin wahrgenommen noch eine Zahlung von 3000 Euro an die DKMS geleistet, zu der er verurteilt worden war. „Ihre Bewährungshelferin kennt Sie bis heute nicht“, hielt Schmitz-Jansen dem Angeklagten vor. Den Tankbetrug beging er, als er unter laufender Bewährung stand. Nicht zuletzt ist Simon K. vielfach vorbestraft, auch einschlägig.
In Tondorf riss der Mechernicher einen Zigarettenautomaten aus der Verankerung
Seit 2020 wurde er unter anderem wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Unterschlagung, Urkundenfälschung und Diebstahls verurteilt. Zuletzt hatte er im August 2024 in Tondorf einen Zigarettenautomaten aus der Verankerung gelöst und auf einem Acker zwischen Frohngau und Buir mit einer Flex gewaltsam geöffnet, um an den Inhalt zu gelangen.
Verteidiger Seipel erklärte, dass sein Mandant den Kontakt zu den falschen Freunden, die ihn immer wieder zu Straftaten verleitet und ihn vor der Karren gespannt hätten, mittlerweile abgebrochen habe. Er wolle fortan ein Leben ohne Straftaten führen.
Eine Bewährungsstrafe, wie der Anwalt sie forderte, komme auf keinen Fall in Betracht, sagte Richter Schmitz-Jansen mit Blick auf die Vorgeschichte und die Versäumnisse des Angeklagten. Er habe sich keine der früheren Verurteilungen als Warnung dienen lassen.
Mit dem Urteil entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Deren Vertreter hatte erklärt, er könne für P. keine positive Sozialprognose abgeben. Es sei nicht zu erwarten, dass er keine Straftaten mehr begehe.