Beim Achtelfinale kamen rund 500 Zuschauer zum Public Viewing am Swister Berg in Weilerswist. Zum Viertelfinale gibt es keine Veranstaltung.
„Reserven sind weg“Darum gibt der Organisator des Public Viewings in Weilerswist auf
Während so viele in Deutschland im EM-Fieber sind und sich aufs Viertelfinale des deutschen Teams gegen Spanien freuen, ist die Stimmung bei Sascha Richert am Boden. Der Weilerswister musste am Donnerstag sein geplantes Public Viewing des Viertelfinalspiels absagen. Die in der Vorrunde und im Achtelfinale gemachten Verluste seien einfach zu hoch, berichtet der Organisator im Gespräch mit dieser Zeitung.
Richert beziffert sie auf mehr als 30.000 Euro. Bisher seien es gut 29.000 Euro, allerdings beharre der Vermieter der Leinwand auf einer Ausfallzahlung. „Da kommen noch mal 2000 Euro plus Mehrwertsteuer drauf“, so Richert. In diesen roten Zahlen schlagen laut dem Public-Viewing-Veranstalter auch die entstandenen Kosten für ein angedachtes Kölsch-Festival zu Buche.
Kölsch-Festival musste abgesagt werden, Organisator bleibt auf Kosten sitzen
„Das konnte letztlich aus umwelttechnischen Gründen nicht stattfinden, ich hatte aber die Verträge schon unterschrieben. Allein die Bühne hat mich 16.000 Euro gekostet“, so der Chef einer großen Sicherheitsfirma.
Der Vorschlag der Gemeinde Weilerswist, kurzfristig das Gelände des ADAC zu nutzen, sei nicht mehr umsetzbar gewesen. Richert wird im Gespräch aber nicht müde zu betonen, wie gut die Zusammenarbeit mit der Gemeinde gewesen sei. Sie habe ihm schon vor dem Turnier eine Genehmigung für das Public Viewing am Swister Berg bis einschließlich des Finales erteilt.
Rund 500 Zuschauer am Swister Berg im Achtelfinale waren zu wenig
Das sei nun hinfällig – auch, weil die Veranstaltung beim Spiel Deutschland gegen Dänemark vorzeitig habe abgebrochen werden müssen. „Die Stunden, die uns wegen des Gewitters fehlen, merken wir in der Kasse“, zieht Richert Bilanz. Das Geld, das er in der „dritten Halbzeit“ nach dem 2:0-Sieg eingenommen hätte, sollte eine finanzielle Basis für das Viertelfinale-Public-Viewing sein.
Rund 500 Zuschauer seien während des Achtelfinales am Swister Berg gewesen. Mit Blick auf das angekündigte Unwetter sei das zwar eine stolze Zahl, gereicht habe es dennoch nicht. „Ich bin sehr enttäuscht, dass es nicht so angenommen worden ist“, so Richert: „In Weilerswist wird immer gemeckert, dass keiner etwas macht, nichts geboten wird. Jetzt wird etwas geboten – und nun wird es nicht angenommen. Das tut schon weh.“
Natürlich sei die Planung kurzfristig gewesen, aber spätestens nach dem ersten Gruppenspiel habe es sich in Weilerswist und Umgebung herumgesprochen. Nach dem ersten Spiel habe er auch kein Eintrittsgeld mehr genommen. „Dennoch haben wir vom Programm sogar noch draufgesattelt. Wir hatten eine DJane hier, die hat richtig Party gemacht“, so Richert. Sein Sicherheitsunternehmen sei angesichts dieser Verluste zwar nicht gefährdet, aber: „Die Reserven sind jetzt weg.“
Die Corona-Pandemie sei für seine Branche eine harte Zeit gewesen, die Flut 2021 habe ihn auch privat getroffen. Das in den vergangenen Monaten angelegte finanzielle Polster sei aufgezehrt. Daher sei das Aus fürs Public Viewing, so schwer es ihm auch gefallen sei, unumgänglich gewesen.
Ein paar Freunde haben im Internet auf der Crowdfunding-Seite „gofundme“ eine Spendenplattform eingerichtet, um die Verluste ein wenig aufzufangen. „Eigentlich wollte ich das nicht, weil ich mir wie ein Bettler vorkomme. Aber es zeigt, was für tolle Freunde ich habe“, sagt Richert.