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WeihnachtenWer kein Zuhause hat, findet im Don Bosco-Haus in Siegburg Halt

Lesezeit 4 Minuten
An einer langen Tafel sitzen mehrere Menschen vor Kaffeetassen und Kuchentellern.

Weihnachten für Alleinstehende im Don Bosco Haus: Werner Christmann feiert mit den Besuchern, etwa 30 Menschen nutzen das Angebot des SKM.

Zum Weihnachtstreffen des SKM im Don Bosco-Haus in Siegburg kamen in diesem Jahr besonders viele junge Menschen in schwieriger Lebenssituation.

Es gibt Krapfen, Kirschstreusel, Obstkuchen, Kaffee. In der Zimmerecke steht ein prächtiger Weihnachtsbaum mit großen, roten Kugeln. An der langen Tafel mit dem geblümten Porzellan wird erzählt, gelacht, eine weihnachtliche Geschichte wird vorgelesen. Eine Weihnachtsfeier, wie sie an diesem 24. Dezember in fast allen Siegburger Haushalten stattfindet. Und doch ist diese in der Luisenstraße 111a ganz anders.

Die Menschen, die hier bei Kaffee und Kuchen und später einem festlichen Abendessen sitzen, haben kein eigenes Zuhause, keine Familie, mit der sie feiern könnten, haben es schwer im Leben. Im Don Bosco-Haus, bei der Feier des SKM (katholischer Verein für Soziale Dienste) finden sie Gesellschaft, Gemeinsamkeit, Rückhalt.

An Heiligabend fließen im Don Bosco-Haus in Siegburg auch viele Tränen

„Wir haben für 25 Personen eingedeckt, mindestens 30 sind gekommen“, berichtet Dr. Werner Christmann, der Leiter der Resozialisierungsarbeit. Noch nie in den 30 Jahren seiner Tätigkeit seien so viele Menschen zu dem Zusammensein erschienen. Sie kommen von der Notschlafstelle, der Obdachlosenunterkunft in der Wilhelmstraße, aus dem Don-Bosco-Heim für Resozialisierung.

„Es sind auch viel mehr Jüngere, die mit der Vollendung des 18. Lebensjahrs aus dem Heim geflogen sind, die keinen Anschluss haben. Einige sind von Drogen gezeichnet“, berichtet Christmann. „Die meisten finden den Weg zu uns.“

Doch auch wenn an der Tafel angeregt erzählt und gelacht wird, einfach sind die Weihnachtstage für Menschen hier nicht. Sehr emotional sei der Heiligabend für die meisten, weiß Christmann: „Sie erinnern sich an ihre Kindheit, an Scheidung vielleicht, an das Heim. Da fließen viele Tränen. Und manche sind gleich auf ihrem Zimmer hier im Haus geblieben, die verkraften das nicht.“

Weihnachtsfeier des SKM: Kevin wünscht sich eine eigene Wohnung

Die anderen aber, die den Weg in die weihnachtliche Stube gefunden haben, sind froh über die Gesellschaft. So wie Kevin. Ein Jahr lang hat der schmale Mann mit der Baseballkappe selber im Don Bosco-Haus gelebt, hat nach einer Haftstrafe den Neuanfang in Siegburg gesucht.

„So eine Hilfe, wie ich sie hier bekommen habe, habe ich vorher noch nie kennengelernt“, sagt der 29-Jährige. „Ich bin so dankbar und möchte den Kontakt weiter halten!“

Ein junger Mann sitzt am Tisch, er trägt ein kariertes Flanellhemd, eine dicke Kette und eine Baseballkappe. Im Hintergrund sitzen zwei weitere Männer.

Besucher Kevin (29) lebte ein Jahr lang im Don Bosco-Haus in Siegburg und möchte den Kontakt dorthin unbedingt weiter halten.

Derzeit übernachtet er in der Notschlafstelle, teilt sich ein Zimmer mit einem anderen Bewohner. Ständig gebe es im Haus Stress, immer sei es laut, kaum seien die Betreuer, die ihren Job wirklich gut machten, weg, knalle es zwischen den Bewohnern.

Erst in der Nacht zuvor habe mal wieder die Polizei kommen müssen. „Ich schlafe da nicht gut“, sagt er. Christmann findet: „Er gehört da gar nicht hin.“ Eine Alternative aber gibt es nicht.

Von einer eigenen Wohnung träumt Kevin, und davon, auf eigene Füße zu kommen. Sein Jahr in der Resozialisierung im Don-Bosco-Haus habe ihm geholfen, sagt er: „Es gab immer ein offenes Ohr, man hat mir wirklich zugehört.“ Mit Hilfe des dreiköpfigen Teams hat er erste Schritte auf den Weg in einen Job machen können: Er arbeitete im Getränkelager eines Siegburger Supermarkts, als Produktionshelfer in einer Troisdorfer Firma.

Siegburger spendeten in diesem Jahr viel – selbst Kinder gaben Spielzeug

Über die große Unterstützung von Firmen und Privatleuten freut sich Christmann. Angefangen bei den Kuchen der Konditorei Faßbender, über das Abendessen des Restaurants Kasserolle bis hin zu den vielen Spenden von Privatleuten. Christmann, der auch Leiter der Siegburger Tafel ist, ist überwältigt: „Es war so viel in diesem Jahr!“

Alles, was bei der Tafel an Kleidung übrig blieb, brachte er seinen Schützlingen aus dem Resozialisierungsbereich mit, etliches nahm eine Streetworkerin mit zu Menschen, die auf Campingplätzen am Rand des Existenzminimums leben.

Eine echte Weihnachtsgeschichte erlebte Christmann bei der Tafel auch: „Da kam ein Syrer, Vater von drei Kindern. Er hatte frisch seinen Job verloren und konnte sich keine Geschenke für seine Kinder leisten.“ Christmann brauchte nur ins Regal zu greifen, in die Kisten, nach Alter sortiert: „Der Kindergarten in Braschoß hat so viel Spielzeug gesammelt und gespendet! Der Vater konnte sein Glück kaum fassen!“