Verstörende Einblicke vermittelte das Schauspiel „Hitlers Tischgespräche“ des Duos „Die Buschtrommel“.
Verstörende EinblickeDie Buschtrommel sorgt mit „Hitlers Tischgesprächen“ für Diskussionen
Es ist ein ganz besonderes Format, auf das sich das Publikum bei dem Dokumentar-Schauspiel im Jubilate-Forum eingelassen hat. Denn die rund 30 Besucher sitzen nicht distanziert im dunklen Zuschauerraum, sondern im großen Tischkreis zusammen. Ein Platz am Tisch ist noch frei, dort wird später Schauspieler Andreas Breiing in seiner Rolle als Adolf Hitler Platz nehmen und aus seiner Welt erzählen. Zunächst gibt es jedoch eine kurze Einführung durch Britta von Anklang. Hitlers Sekretär Martin Bormann ließ die Reden von Adolf Hitler von 1941 bis 1945 durch Stenographen mitschreiben, um sich später auf sein Wort berufen zu können.
Dann wird es still
Die Tür öffnet sich, ein Mann im Anzug mit Hakenkreuznadel am Revers und dem für Hitler so typischen Bart betritt den Raum. Er schreitet um den Tisch, setzt sich, gießt sich Wasser ein. Dann beginnt er zu reden: Monologe über vegetarische Kost, die Kirche, die Juden, die Frauen, die Kunst und die Bildung. Der Blick ist stets nach vorn gerichtet, manchmal steht er auf und schreitet um den Tischkreis. Sein Ausdruck und seine Art zu reden erinnern erschreckend an das Original.
Auch das, was Breiing in seiner Rolle als Adolf Hitler erzählt, erschreckt. Manchmal überrascht es oder verwirrt die Zuschauenden. „Von Natur aus bin ich ganz anders, ich möchte niemanden leiden sehen und keinem weh tun“ und „Die Scheiterhaufen von vor 300 Jahren waren ein Greul“, zitiert Breiing den Diktator, der weltweit sechs Millionen Juden töten ließ. Aber auch: „Was für ein Glück für die Regierenden, dass die Menschen nicht denken“. Nach 45 Minuten verlässt Breiing den Raum wieder und macht Platz für die anschließende Diskussion unter der Leitung von von Anklang.
Zuschauer sehen Parallelen zur heutigen Zeit
Das Duo „Die Buschtrommel“ ist mit diesem Format in erster Linie an weiterführenden Schulen unterwegs, aber an diesem Abend holt es das Publikum in jeder Altersstufe ab. Hitler wurde nicht als tobender Despot, sondern privat, als vor sich hin sinnierender Mensch wahrgenommen. Welche Ansichten trieben ihn an, was machte ihn so charismatisch? Die Teilnehmer finden viele Parallelen zur heutigen Zeit. Vor allem: Einfache Aussagen und Lösungen sind beim Volk beliebt, auch, wenn sie dem Faktencheck nicht standhalten. Und: Nur reden und informieren hilft weiter, auch wenn es mehr Arbeit bedeutet.
Das Duo wird immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Darf man Hitler spielen?“ Die eindeutige Antwort lautet: Man muss ihn spielen, um ihn von seinem Sockel zu holen“.