Verkehrsdezernent Ascan Egerer wurde in der Bezirksvertretung Ehrenfeld mit Fragen bestürmt. Dominierendes Thema: die Venloer Straße.
Dezernent Egerer verteidigt Verkehrsversuch„Menschen müssen sich an Veränderungen auf der Venloer Straße gewöhnen“
Zweieinhalb Stunden hatte der erste Teil der Sitzung gedauert. Zweieinhalb Stunden, in denen Verkehrsdezernent Ascan Egerer und seine Mitarbeiter Statements und Erklärungen zur städtischen Verkehrsplanung abgegeben und Fragen zu Details beantwortet hatten, speziell zum Verkehrsversuch Venloer Straße. Doch auch in der Pause ging es weiter: Zuschauer bestürmten die Gäste aus der Verwaltung mit Forderungen nach raschen Verbesserungen für die überlastete Piusstraße, aber auch mit Warnungen vor Geschäftsschließungen auf der Einkaufsmeile.
Bezirksbürgermeister Volker Spelthann kostete es einige Mühe, die „Pause“ zu beenden und den zweiten Teil der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) einzuläuten, der anderen Themen vorbehalten war. Der Redebedarf unter den Zuhörern war groß – vielleicht, weil der lange erste Teil hinsichtlich des Verkehrsversuchs Venloer Straße so viel Neues nicht gebracht hatte.
Egerer bekannte sich zur Einbahnstraßenregelung
Egerer bekannte sich immerhin eindeutig zu der Einbahnstraßenregelung zwischen Ehrenfeldgürtel und Piusstraße, die seit Oktober 2023 gilt: „Ich bin froh, dass wir in diesen Prozess eingetreten sind, aber die Menschen müssen sich natürlich an die Veränderungen gewöhnen.“ Deshalb sei ein „intensiver Austausch“ mit der Bevölkerung und regelmäßiges „Nachsteuern“ notwendig. Dann könnte der Versuch auf der Venloer Straße zum Modell für andere Problemstraßen werden.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Bossinger hatte zuvor erklärt, dass sich inzwischen auch bei vielen Lokalpolitikern eine differenzierte Sichtweise durchgesetzt habe. „Man freut sich natürlich, weil es jetzt weniger hektisch auf der Straße ist, dass sich die Aufenthaltsqualität verbessert hat. Das mag für die Anwohner schön sein, aber für Kunden, die mit dem Auto von außerhalb kommen und beispielsweise zur Apotheke müssen, oder für die Lieferanten ist das ein Problem.“ Und deshalb auch für Geschäftsleute, die möglicherweise Kundschaft an Läden in besser erreichbaren Straßen verlören. Es drohe ein „Downgrading“, ein Bedeutungsverlust der Venloer Straße als Bezirkszentrum.
Gestaltungsworkshop: Wie kann die Venloer Straße optimiert werden?
Auf die Proteste der Geschäftsleute will die Verwaltung reagieren, wie Hendrik Colmer, Sachgebietsleiter beim Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, erläuterte. So soll Mitte kommender Woche ein zweitägiger „Gestaltungsworkshop“ mit etwa 30 Menschen stattfinden, die Mitarbeiter der Verwaltung auf der Venloer Straße angesprochen und nach ihrer Meinung gefragt hatten. „Es sollen sich nicht nur die äußern, die ohnehin für den Versuch sind. Wir wollten eine Mischung von unterschiedlichen Stimmen haben, von jungen und alten, Männern und Frauen, Befürwortern und Skeptikern.“
Gemeinsam soll dann überlegt werden, wie man die Venloer Straße weiter optimieren kann. Zusätzlich wird in Zusammenarbeit mit IHK und HWK ein Austausch mit Gewerbetreibenden stattfinden. „Dabei betonen wir natürlich, dass die Veränderungen auch eine Chance sind, weil die Venloer Straße jetzt attraktiver ist“, so Colmer.
2022 zählte die Venloer zu den zehn gefährlichsten Straßen Deutschlands
Hendrik Colmer gab auch zu bedenken, dass ihn die Geschäftsleute in der Vergangenheit wiederholt aufgefordert hatten, etwas gegen die vielen Unfälle vor ihren Läden zu unternehmen. Noch 2022 zählte die Venloer Straße mit 42 Unfällen als einzige Kölner Straße zu den zehn gefährlichsten Straßen Deutschlands. Das dürfte sich erledigt haben.
Auch an der Beseitigung der Missstände in der Piusstraße werde gearbeitet: Die enge Einbahnstraße wird von vielen Autofahrern, für die die Venloer Straße von dort an in Fahrtrichtung Bickendorf und Bocklemünd gesperrt ist, als Verbindung zur Vogelsanger Straße und damit zur Weiterfahrt Richtung Westen genutzt. Derzeit, so Colmer, seien verschiedene Maßnahmen im Gespräch, darunter zusätzliche Hinweisschilder, die Kraftfahrer zu alternativen Routen auffordern, „Anlieger Frei“-Schilder oder ein generelles Durchfahrtsverbot für Lkw.
Auch die Drehung der Einbahnstraßenrichtung in der Piusstraße stehe auf der Liste. Die SPD-Fraktion hatte zur Sitzung einen entsprechenden Antrag gestellt, doch Colmer bat darum, die Entscheidung noch einmal zu vertagen, bis die Verwaltung alle notwendigen Daten erhoben hat. „Es kann sein, dass wir gerne darauf zurückkommen und das schnell umsetzen möchten.“ Noch „im Frühjahr“ werde die Verwaltung in der Lage sein, konkrete Vorschläge zu machen.