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Windenergie 300 Nümbrechter informieren sich über Ratsbürgerentscheid

Lesezeit 3 Minuten
In einer Halle sitzen zahlreiche Menschen an langen Tischen. Einige haben keinen Platz gefunden und stehen am Rand.

Groß war der Andrang am Donnerstag im Kursaal des Nümbrechter Park-Hotels. Die Nümbrechter Grünen hatten zur Info-Veranstaltung zum Ratsbürgerentscheid „Windkraft in Nümbrecht“ geladen.

Die Nümbrechter Grünen hatten zu einer Info-Veranstaltung zum Ratsbürgerentscheid über „Windkraft in Nümbrecht“ geladen.

Da waren die Nümbrechter Grünen selbst überrascht: Das Interesse an ihrer Info-Veranstaltung zum Ratsbürgerentscheid zum Thema Windkraft war so groß, dass die Stühle im Kursaal des Park-Hotels bei weitem nicht ausreichten. Knapp 300 Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich schließlich ein – einige Gäste mussten dem Vernehmen nach gar wegen Überfüllung wieder gehen.

Gut zwei Stunden lang gab es in sachlicher Atmosphäre viel Information, Grundsätzliches, auch Detailliertes. Mit dem Landwirt Günter Pulte hatten die Grünen einen Referenten an Bord, der als Praktiker über das Thema „Windpark in Bürgerhand“ berichtete. Pulte ist Geschäftsführer der Rothaarwind GmbH & Co. KG, die einen Windpark in Hilchenbach betreibt.

Sein Credo in kurz: Windenergieanlagen gehören in Bürgerhand, damit nicht externe Investoren, sondern die Menschen vor Ort von den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren. In seinen Worten: „Der Wind über Nümbrecht gehört Ihnen.“

Zweiter Windpark soll ebenfalls als Bürgerbeteiligungsmodell laufen

Unter dem Dach einer Kommanditgesellschaft, so berichtete er, wurden in Hilchenbach fünf Windkraftanlagen errichtet. Investitionssumme: 15,5 Millionen Euro. Ertrag: Strom für 6000 Vier-Personen-Haushalte. Rund 90 Menschen aus Hilchenbach und Umgebung seien als Kommanditisten beteiligt. Ein zweiter Windpark, dessen Planung Pulte vorantreibt, soll ebenfalls als Bürgerbeteiligungsmodell laufen, dann in Form einer Genossenschaft.

Auch im anstehenden Nümbrechter Ratsbürgerentscheid ist die Kernidee, dass Windkraft vor Ort von den Gemeindewerken Nümbrecht GmbH (GWN) genutzt wird, „zur Eigenversorgung der Bürger und Bürgerinnen sowie der Nümbrechter Gewerbebetriebe“.

Pulte berichtete von einer hohen Akzeptanz des Windparks in Hilchenbach, der auch darauf fuße, dass die Wertschöpfung vor Ort stattfinde, lokale Unternehmen und regionale Kreditinstitute im Boot seien. „Es steht uns nicht zu, zu sagen, dass sich die Landschaft nicht verändern darf. Durch die neue Gesetzeslage wird die Windkraft kommen. Die Frage ist nur: Wollen Sie das selber machen?“

Kreisgeschäftsführer der Grünen skizzierte die aktuelle Gesetzeslage

Manfred Fischer vom Verein zur Nutzung ökologisch verträglicher Energiesysteme (Nove) sagte zur Zukunft der Energiepolitik, die Lasten müssten verteilt werden, „auch in unserer Region muss regenerative Energie erzeugt werden“. Seb Schäfer, Kreisgeschäftsführer der Grünen, skizzierte die aktuelle Gesetzeslage und formulierte seine Erwartung, dass viele künftige Windkraftanlagen etwa auf forstlichen, vom Borkenkäfer geschädigten Kalamitätsflächen entstehen werden, obwohl Wald für Windkraft bislang tabu war. Er betonte zudem, niemand müsse sich sorgen, dass Oberberg „von Windkraftanlagen überschwemmt wird“, auch wenn die 1000-Meter-Abstandsregel zur Wohnbebauung fällt.

Wenn die GWN nun zur Tat schreiten soll und irgendwann auch Anlagen errichtet – ob damit automatisch externe Windkraft-Investoren in Nümbrecht außen vor wären, wollte eine Zuhörerin wissen. Nein, bedauerte Pulte, das nicht. Vielmehr würde es einen Wettbewerb um potenzielle Flächen geben.

Als Moderatorin wies Andrea Saynisch, die für die Grünen im Nümbrechter Rat sitzt, mehrfach darauf hin, dass es konkrete Zahlen zu etwaigen Nümbrechter Windkraftanlagen noch nicht gibt. Denn beim Ratsbürgerentscheid sollen die Nümbrechtrerinnen und Nümbrechter, denen in den nächsten Tagen per Post die Unterlagen zukommen, überhaupt erst entscheiden, ob sie wollen, dass die Nümbrechter Gemeindewerke künftig Windkraftanlagen betreiben sollen oder nicht.

Selbst ein „Ja“ würde keinen Bau auslösen, sondern erst mal nur das Einholen verschiedener vorgeschriebener Gutachten hinsichtlich Wirtschaftlichkeit oder Umweltverträglichkeit.