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Serie

Mein ältester Schatz
Ute Birnstengel aus Lindlar hütet seit ihrer Kindheit ein Medaillon

Lesezeit 3 Minuten
Ute Birnstengel im Porträt.

Zu ihrem sechsten Geburtstag erhielt Ute Birnstängel das Medaillon als Geschenk ihrer Patentante und war erst enttäuscht.

Immer, wenn die Lindlarerin aus Schmitzhöhe das Medaillon in die Hand nimmt, fallen ihr Geschichten von ihrer Tante Ida ein.

Als Schmuckstück getragen hat sie das Medaillon mit dem kleinen Foto nicht so oft, aber trotzdem ist es eine ihrer liebsten Erinnerungsstücke, berichtet Ute Birnstengel aus Lindlar-Schmitzhöhe. Denn es erinnert sie an ihre Patentante Ida. „Sie war eine so zufriedene und zuversichtliche Frau, das habe ich immer bewundert“, erzählt sie begeistert über ihre Tante.

Immer wenn sie das Medaillon in die Hand nimmt, fallen ihr Geschichten von Tante Ida ein. Die Familie von Ute Birnstengels Mutter musste aus Schuditten in Ostpreußen fliehen, als die Mutter 13 Jahre alt war. Die 18 Jahre ältere Schwester Ida war als Witwe mit fünf Kindern schon zu einem früheren Zeitpunkt geflohen und in Süddeutschland gelandet.

Ein Medaillon mit einem alten Foo einer jungen Frau drin.

In der Nachkriegszeit zog Tante Ida fünf Kinder alleine groß.

Die Mutter war über verschiedene Stationen später nach Waldbröl gezogen, dort kamen auch Ute Birnstengel und ihre Geschwister zur Welt. „Wir sind allerdings nie in Urlaub gefahren, unser Urlaub war immer ein Familienbesuch in Süddeutschland“, erzählt sie ein wenig wehmütig und froh zugleich. Immer in den Sommerferien ging es für Ute Birnstengel mit Eltern und Bruder im kleinen Renault R4 zu Ida in den Schwarzwald.

Dort erinnert sie sich neben jeder Menge Spaß mit ihren Cousins und Cousinen auch an die pragmatischen Ideen ihrer Tante. „Sie kannte sich so gut aus mit Kräutern und der Natur, sie konnte zum Beispiel aus Tannenspitzen und Zucker einen würzigen, honigartigen Sirup kochen“, schwelgt die Nichte in Erinnerungen. „Und wenn wir Waldbeeren pflücken waren, hatte sie in Windeseile den Behälter voll, während ich vielleicht zwei Finger breit im Topf hatte“, lacht sie.

Zwei Geschichten sind Ute Birnstengel noch gut in Erinnerung

Doch zwei Geschichten sind Ute Birnstengel noch besonders im Kopf. Sie war gerade fünf Jahre alt, als an einem heißen Sommertag alle überlegten, ins Schwimmbad zu gehen. Doch leider hatte die kleine Ute weder Badeanzug noch Bikini, sodass sie nicht hätte mitgehen können.

Mit den Worten: „Ich bin in einer halben Stunde wieder da“, verschwand Tante Ida sogleich und kam mit einem kleinen, selbstgenähten Bikini wieder. „Ich erinnere mich noch an den Stoff, er war hellgrün, mit kleinen Blumen und so angenehm zu tragen. Ich war happy und total überwältigt“, erinnert sich Ute Birnstengel heute noch.

Die zweite Geschichte war bei der Geburt von Ute Birnstengels kleiner Schwester. Da reiste Ida mit dem Zug nach Waldbröl, um die Mutter zu unterstützen. Neben einem kleinen Koffer mit ihrer Kleidung hatte sie ein Paket für Ute und ihre beiden Brüder dabei. Darin: Hundert Schoko-Schaumküsse, um den Kindern die Zeit mit dem neuen kleinen Geschwisterchen zu versüßen. „Wir durften jeder jeden Tag einen essen“, weiß sie noch und lacht.

Im Jahr 2001 starb Ida im Alter von 88 Jahren. Bis zu ihrem Tod hatte sie 22 Enkel und 43 Urenkel. Das Medaillon war ein Geschenk von Ida zu Utes sechsten Geburtstag. „Als Kind war ich, glaube ich, erst ein wenig enttäuscht, denn man bekam ja nicht so viele Geschenke und über Spielzeug hätte ich mich mehr gefreut.“ Erst, als sie älter wurde, lernte sie das Schmuckstück mit dem Bild schätzen. Heute möchte sie es nicht mehr missen.