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Volkskrankheit BPSWenn die Prostata Probleme macht

Lesezeit 5 Minuten

Viele Männer ab 50 sind von einem BPS-Syndrom betroffen. Zum Glück gibt es viele medikamentöse und operative Möglichkeiten.

Volkskrankheit BPS: Rund 40 Prozent aller Männer über 50 leiden irgendwann an einer gutartig vergrößerten Prostata. Welche Therapien helfen? Wie können Erektion und Samenerguss erhalten bleiben?

Es beginnt schleichend: Beim Toilettengang bemerken Männer, dass es nicht mehr so gut „läuft“ wie früher. Vielleicht kommen unbekannte Schmerzen im Bereich der Blase hinzu. Mitunter ist sogar Blut im Urin. All diese Symptome können auf ein BPS hindeuten – ein benignes Prostatasyndrom. Die Prostata liegt bei Männern unterhalb der Harnblase. Sie produziert einen Teil der Samenflüssigkeit. Auch der Urin fließt durch sie hindurch. Normalerweise ist eine Prostata in etwa so groß wie eine Kastanie. Bei einem BPS jedoch schwillt sie immer weiter an. PD Dr. med. Johannes Salem vom CUROS urologischen Zentrum in Köln erklärt, was man dagegen unternehmen kann.

Herr PD Dr. Salem, welche typischen Beschwerden verursacht ein benignes Prostatasyndrom?

Verschiedene, denn ein Syndrom besteht immer aus mehreren Komponenten beziehungsweise Symptomen. Beim BPS sind dies die Vergrößerung der Prostata, die Verengung der Harnröhre und die Beschwerden des unteren Harntraktes. Alle drei Komponenten können aber auch alleine oder mit anderen zusammen vorliegen. Eine komplexe Geschichte also, die zu allerlei Problemen führen kann. Zum Beispiel verschiedene Beschwerden beim Wasserlassen, Harnwegsinfekte, Schmerzen in dem Bereich, Blut im Urin oder gar eine Harnverhalt – ein Notfall, bei dem sich die Blase gar nicht mehr entleeren kann.

Wenn Sie bei einem Patienten ein BPS diagnostizieren lautet doch sicher eine der häufigsten ersten Fragen „Habe ich jetzt Krebs?“ – oder?

Das ist tatsächlich so. Und obwohl ein Prostatakrebs, wenn auch selten, Beschwerden beim Wasserlassen und weitere dem BPS ähnliche Symptome verursachen kann, darf ich die Patienten dann immer beruhigen: Ein benignes Prostatasyndrom ist immer gutartig und keine Krebserkrankung. Das steckt übrigens schon im Namen: „benigne“ ist aus dem Lateinischen und bedeutet „gut“. Wenn ein Arzt Ihnen hingegen etwas „malignes“ – also etwas „bösartiges“ – diagnostiziert, dann sprechen wir von Krebs.

Warum kommt es überhaupt zu einem BPS? Und weshalb bleiben rund 40 Prozent der Ü50-Männer nicht davon verschont?

Die genaue Ursache des benignen Prostatasyndroms ist tatsächlich noch ungeklärt. Bei manchen Männern vermehren sich die Zellen der Prostata ab einem gewissen Alter verstärkt, bei anderen nicht. Immerhin kennen wir diverse Faktoren, die die Entstehung eines BPS zu begünstigen scheinen: etwa das „metabolische Syndrom“, im Volksmund besser als „Wohlstandssyndrom“ bekannt. Ein gesunder Lebensstil kann also auch hier – wie bei so vielen Dingen – hilfreich sein. Interessanterweise scheint übrigens der Nikotinmissbrauch keinen Einfluss auf ein BPS zu haben.

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Wird ein BPS denn immer schlimmer wenn man es nicht behandelt? Oder kann es sich von alleine zurückbilden?

Die Beschwerden treten meist in Phasen auf. Oder einfach gesagt: Die meisten Patienten haben gute und schlechte Tage. Bei manchen schreiten die Beschwerden beständig weiter fort und ein Eingriff ist dann die einzige Lösung. Bei anderen bleiben die Beschwerden auf gleichem Niveau oder können sogar – mithilfe von entsprechenden Medikamenten – zurückgehen.

Also ist ein BPS mit Medikamenten behandelbar?

Bei einigen Patienten: ja. Es gibt Medikamente, welche rein die Beschwerden verbessern und andere, welche die Prostata sogar wieder schrumpfen lassen können. Auch Kombinationen verschiedener Wirkstoffe können sinnvoll sein.

Aber wo ist der Kipp-Punkt, ab dem eine Behandlung mit Medikamenten nicht mehr ausreicht?

Den versuche ich immer aus zwei Blickwinkeln zu betrachten: Zum einen die individuellen Beschwerden und die damit zusammenhängenden Wünsche der Patienten. Es kann zum Beispiel sein, dass eine Therapie mit Medikamenten nicht vertragen wird oder gar nicht erst gewünscht ist. Eventuell lassen sich auch die Beschwerden nicht zufriedenstellend einstellen. Dazu gibt es objektive Kriterien, welche nicht unbedingt mit dem Grad der Beschwerden deckungsgleich sein müssen, und die eine Operation nötig machen. Zum Beispiel das Vorhandensein von Blasensteinen, einer Aussackung der Harnblasenwand oder der Aufstau der Nieren.

Neben einer möglichen medikamentösen Behandlung gibt es zahlreiche operative Verfahren. Warum gibt es so viele verschiedene Therapiemöglichkeiten für nur eine Krankheit?

Weil es die „eierlegende Wollmilchsau“ auch leider nicht in der BPS-Therapie gibt. Minimalinvasive Therapien etwa legen den Fokus auf den Erhalt des Samenergusses und darauf, die wenigsten Komplikationen zu verursachen. Sie sind häufig auch ambulant und in Lokalanästhesie durchführbar. Verfahren, die auf Effektivität Wert legen, müssen meist stationär durchgeführt werden. Es existieren sozusagen für nahezu jeden Patiententyp ein oder mehrere geeignete Operationsverfahren.

Können Sie ein Beispiel für eine moderne ambulante Methode unter örtlicher Betäubung nennen, um ein BPS zu operieren?

Natürlich. Ich nutze als einer der ersten Anwender in Deutschland die iTind-Methode, die eine besonders schonende Behandlungsmethode darstellt. Sie kann auch ohne Narkose durchgeführt werden und erfordert weder einen Katheter noch eine lange Erholungszeit. Bereits einen Tag nach der Entfernung des Stents können die Patienten wieder körperlich aktiv sein. Zudem bleibt der Samenerguss sicher erhalten.

Wie funktioniert die iTind-Methode?

Es wird ein sogenannter Stent unter örtlicher Betäubung oder in Narkose in die Prostata eingebracht. Im Prinzip ist es eine Art Metallkörbchen, welches zusammengefaltet über die Harnröhre in die Blase eingeführt wird. In der Blase wird dieses Körbchen dann aufgefaltet und zurück in die vergrößerte Prostata gezogen. Dadurch wird diese sanft auseinandergedrückt – ähnlich wie bei einem Expander. Der Stent bleibt fünf bis sieben Tage in der Prostata und wird dann bei einem erneuten Praxisbesuch ambulant wieder entfernt. Während dieser Zeit entstehen Druckrillen in der Prostata, die sich im Laufe der Zeit verstärken und so zu einer Linderung der Beschwerden führen. Eine spürbare Verbesserung tritt bei den meisten Patienten innerhalb von ein bis drei Monaten ein.

Die iTind-Methode von Olympus Medizintechnik kann mit einem kleinen ambulanten Eingriff ein BPS innerhalb weniger Monate kurieren.

Für wen ist die iTind-Methode nicht geeignet?

Ausschlusskriterien können eine Nickelallergie, eine schon sehr stark vergrößerte Prostata sowie das Hereinragen der Prostata in die Harnblase sein. Ideal ist die Therapie als Ersatz für Medikamente bei moderaten Problemen.

Und was ist mit den anderen OP-Methoden, gibt es da ähnlich schonende Verfahren?

Natürlich. Zum Beispiel mit Hilfe von Wasserdampf oder Laser. Die Wünsche des Patienten und der objektive Schweregrad der Erkrankung bestimmen die geeignete Therapie. Nicht jede Therapie macht für jeden Patienten Sinn. Zudem ist Prostata nicht gleich Prostata. Das Organ ist von Mann zu Mann unterschiedlich. Sowohl ihre Größe als auch das Hineinragen der Prostata in die Harnblase machen verschiedene OP-Methoden notwendig. Deswegen sind eine eingehende Untersuchung und eine individuelle Beratung bei einem BPS auch so wichtig.

Fazit: Ein BPS lässt sich nicht verhindern. Es bleibt nur die Hoffnung, dass man verschont bleibt. Oder kann „Mann“ sonst noch etwas tun?

Für Männer ab 45 wird in Deutschland die jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Urologen angeraten. Damit kann nicht nur ein Prostatakrebs rechtzeitig diagnostiziert, sondern auch die Entwicklung eines benignen Prostatasyndroms erkannt werden. Eine Früherkennungsuntersuchung ist schlicht die sinnvollste Maßnahme und sollte bei jedem Mann ab 45 Jahren im Kalender stehen.


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