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Ungewohnter AuftrittPapst Franziskus überrascht in Poncho und Rollstuhl

Lesezeit 3 Minuten
Papst Franziskus sorgte mit einem spontanen Auftritt im Poncho und Rollstuhl im Petersdom für Aufsehen. (Archivbild)

Papst Franziskus sorgte mit einem spontanen Auftritt im Poncho und Rollstuhl im Petersdom für Aufsehen. (Archivbild)

Papst Franziskus überrascht im Petersdom mit unkonventionellem Auftritt und zeigt Unabhängigkeit trotz gesundheitlicher Herausforderungen.

Der Papst in Unterhemd und schwarzer Hose, um seine Schultern ein gestreifter Poncho. Derart gekleidet ließ sich das 88 Jahre alte Kirchenoberhaupt im Rollstuhl durch den Petersdom schieben. Der überraschende Auftritt am Donnerstag ist der bisherige Höhepunkt einer ganzen Reihe einsamer Entscheidungen des Papstes, die seinen gesamtes Umfeld überfordern. Weder der leitende Priester des Petersdoms noch die Kommunikationsabteilung des Vatikans waren über den spontanen Ausflug ihres Chefs informiert.

„Manchmal entstehen bestimmte Dinge auch aus dem Wunsch heraus, Überraschungen zu bereiten, und überraschen dann auch uns“, gestand Vatikansprecher Matteo Bruni am Freitag vor Journalisten. Eine offizielle Bestätigung seitens des Vatikans gab es nach dem päpstlichen Ausflug nicht. Franziskus habe sich spontan entschlossen, seinen Mittagsspaziergang zu verlängern und im Petersdom zu beten, so Bruni. Zu der ungewöhnlichen Kleidung des Papstes machte er keine Angaben.

Engste Mitarbeiter ohne Einfluss

Franziskus ließ sich noch nie gerne kontrollieren. Nach wochenlanger Erkrankung und Schonungsphase scheint er das nun besonders unterstreichen zu wollen. Seine engsten Mitarbeiter haben dabei offenbar keinerlei Einfluss auf das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken. Sein persönlicher Krankenpfleger Massimiliano Strappetti schiebt den in Zivil gekleideten Papst durch die Basilika voller Pilger und Touristen. Er lässt die körperlichen Kontakte zu, die der nach wie vor auf Sauerstoffzufuhr angewiesene Franziskus eigentlich noch meiden soll.

Schon vergangenen Sonntag schiebt er den Papst unangekündigt auf den Petersplatz, wo für Kranke und medizinisches Personal aus aller Welt eine Messe gefeiert wird. Und am Mittwochnachmittag trifft Franziskus heimlich das britische Königspaar an seinem Wohnsitz im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Die Öffentlichkeit erfährt erst Stunden später davon. Ein Foto der Zusammenkunft veröffentlicht der Vatikan am nächsten Tag.

Vatikan ohne eigene Bilder

Im aktuellen Fall hat das Team um ihn herum offensichtlich jegliche Kontrolle über die entstandenen Bilder verloren. Videos des ungewöhnlichen „Poncho-Auftritts“ kursieren in den Sozialen Netzwerken, das vatikaneigene Portal Vatican News muss für seinen Artikel auf ein Archivbild von vergangenem Sonntag zurückgreifen. Bis auf Pfleger und wenige Sicherheitskräfte war niemand vom Kirchenstaat vor Ort.

Zwar ist Franziskus nicht der erste Papst, der sich in Zivil zeigt. Sein Vorvorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) ließ sich auch mal im Skianzug fotografieren - jedoch sorgfältig inszeniert vom Vatikan. Auch ein Foto aus dem Krankenzimmer in der Gemelli-Klinik ließ der Pole verbreiten. Das aktuelle Kirchenoberhaupt verzichtete bislang höchstens bei langen Flügen auf Auslandsreisen mal auf die weiße Soutane, aber stets unbemerkt von der Öffentlichkeit.

Begegnungen sind Lebenselixier des Papstes

Im Netz feiern manche seinen kürzlichen Auftritt, weil sich Franziskus menschlich und schwach zeige. Bei seinem 38-tägigen Klinikaufenthalt verzichtete der Papst noch auf die Veröffentlichung von Fotos aus dem Krankenbett. Er zeigte sich nur kurz bei seiner Entlassung und zog sich dann in den Vatikan zurück. Doch dürften ihm die Zeit der ärztlichen Anordnungen und des Verzichts auf Begegnungen, die ihm so wichtig sind, zu lang geworden sein. Trotz angeschlagener Gesundheit büxt er heimlich aus.

Mit Ostern stehen nun die wichtigsten kirchlichen Feiertage vor der Tür - und damit ein volles Programm im Vatikan. Vermutlich wird die Überraschung am Donnerstag nicht die letzte ihrer Art gewesen sein. Und niemand kann Franziskus von spontanen Ausflügen abhalten, schließlich ist er der Papst. (kna)