Gazelle Sharmahd, Tochter von Djamshid Sharmahd, forderte in einem Interview die Bundesregierung dazu auf, sich mehr für ihren im Iran zum Tode verurteilten Vater einzusetzen.
Todesstrafe im IranTochter des verurteilten Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd fordert Eskalation
Die Tochter des im Iran zum Tode verurteilten Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd hat die Bundesregierung aufgerufen, sich stärker für den Fall einzusetzen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) leiste mehr als ihr Vorgänger.
Aber: „Leider ist das nicht genug. Leider sind Worte nicht genug“, sagte Gazelle Sharmahd am Dienstag (2. Mai) im Deutschlandfunk. Sie forderte eine Eskalation, denn ohne zeige man dem Iran, „dass wir keine rote Linie haben“. Es gebe noch immer keine ernsthafte Reaktion der Regierung, die die Führung in Teheran „auf irgendeine Weise interessieren oder sie davon abhalten würde, meinen Vater hinzurichten“.
Sharmahd: Berlin hätte schon vor zweieinhalb Jahren handeln müssen
Der Oberste Gerichtshof im Iran hatte vergangene Woche das umstrittene Todesurteil gegen Djamshid Sharmahd bestätigt. Damit steht einer Vollstreckung formal nichts mehr im Weg. Ein Revolutionsgericht hatte den 68-Jährigen im Februar unter anderem für einen Terroranschlag verantwortlich gemacht. Familienangehörige und Menschenrechtler bezeichneten die Vorwürfe als haltlos und kritisierten das Verfahren als grob unfair.
Baerbock hatte Teheran aufgefordert, das „absolut inakzeptable“ und willkürliche Urteil rückgängig zu machen. Gazelle Sharmahd beklagte, dass Deutschland lange inaktiv geblieben sei. „Es ist so, so, so spät“, sagte sie. Berlin hätte bereits handeln müssen, als ihr Vater vor zweieinhalb Jahren entführt worden war.
Sharmahd war Berichten zufolge im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen und in den Iran gebracht worden. Seitdem ist er in Teheran inhaftiert.
Shamahd engagierte sich für Exil-Oppositionsgruppe
Sharmahd war als Kind nach Deutschland gekommen und hat einen deutschen Pass. Er sei sehr stolz gewesen, als er die Staatsbürgerschaft erhalten habe und sei der „deutscheste Deutsche“, den sie kenne, sagte Gazelle Sharmahd. Allerdings ist der Vater in Teheran geboren und hat damit automatisch die iranische Staatsbürgerschaft, die man nach iranischem Recht nicht ablegen kann.
Djamshid Sharmahd engagierte sich in den USA in der Exil-Oppositionsgruppe „Tondar“ (Donner), die sich für eine Rückkehr der Monarchie einsetzt. Auf der Webseite der Gruppe, die inzwischen zwar gelöscht ist, sich aber archiviert abrufen lässt, hieß es 2019, die Radioshow sende Inhalte zu Politik, Geschichte, aber auch Anleitungen zum Widerstand. Tondar prangerte dort die Verfolgung seiner Mitglieder durch die Islamische Republik an. (dpa)