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TierschutzTierheim Rhein-Berg muss mit Millionenaufwand saniert werden

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Baumängel am Kürtener Tierheim. Auf dem Foto ist Christina Klein, die Geschäftsführerin des Tierschutzverein Rhein-Berg, zu sehen

Christina Klein, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Rhein-Berg, zeigt auf Baumängeln an den Fenstern

Das erst 2006 fertiggestellte Tierheim Rhein-Berg weist gravierende Baumängel auf. Es muss für einen Millionenaufwand saniert werden.

„Calli“ schaut neugierig auf die Besucher und steckt seine Schnauze in die Gitter. Auch sein „Nachbar“, zwei Boxen weiter, ist munter und meldet sich zu Wort. Zwischen den beiden Boxen ist eine leer: Die Zwischenwände sind marode.

Die Hunde könnten es mit ihrer Energie schaffen, in die andere Box zu kommen. Von 23 Boxen muss ein Drittel frei bleiben – aus Sicherheitsgründen. Der Tierschutzverein Rhein-Berg setzt einen dringenden Notruf ab: Das Tierheim in Kürten-Weier ist in einem derart schlechten Bauzustand, dass es für einen Millionenaufwand saniert werden muss.

Erst im Jahr 2006 errichtet und bezogen, weist praktisch jeder Raum Baumängel auf: Schimmel an nahezu allen Wänden, Schimmel im Estrich, lockere Fensterrahmen, defekte Ablaufrinnen im Zwinger, Wasserflecken am Haus, fehlende Fugen an Fenstern, lose Zwischenwände an den Hundeboxen, die lange Liste nimmt kein Ende.

Viele Hiobsbotschaften

Die Vorsitzende Karla Brandenberg sagt ernüchternd: „Wir fallen praktisch jeden Tag in eine neue Ohnmacht.“ Ohne den starken Einsatz von Sponsoren und Förderern sehe sie schwarz. Allein der Neubau der Hundezwingeranlage werde nach einer aktuellen Schätzung 1 bis 1,3 Mio. Euro kosten. Mithilfe eines Architekturbüros versuche der Tierschutzverein einen Überblick zu bekommen.

Als der neue Vorstand mit neuer Tierheimleitung im vergangenen Jahr das Haus übernommen habe, seien die Mängel in diesem Umfang nicht absehbar gewesen. „Wir brauchen dringend Hilfe“, appelliert auch Geschäftsführerin Christina Klein an die Öffentlichkeit. Die Zukunft des Tierheim sei sonst gefährdet. Ohne Unterstützung könne der Verein die Sanierung nicht schaffen. Offen agiere der neue Vorstand, das Haus werde nun nach modernen Grundsätzen des Tierschutzes geführt.

Das Tierheim wurde im November 2006 fertiggestellt, zur Einweihung gab es den Segen der Pastöre Ralph Knapp und Harald Fischer. Kaum 18 Jahre: Für ein Haus ist das kein Alter. 900.000 Euro kostete damals das Projekt, finanziert aus Spenden und Erbschaften. „Deutschland schönstes Tierheim“, hieß es damals.

Das Geld fehlte

Aber manches war aus Geldgründen nicht fertiggestellt worden. Baumängel hätten später beanstandet werden können, meinen die heute Verantwortlichen. „Das ist nicht geschehen“, sagt die Vorsitzende. Dies falle dem Verein jetzt vor die Füße. Beim Rundgang geht es auch in die Einliegerwohnung am Tierheim. Der Schimmel blüht prächtig an den Wänden, es riecht muffig und nach Moder. „Eigentlich eine schöne Wohnung. Aber wir können sie nicht vermieten“, sagt Klein.

Der Vortragsraum weise auch Schimmelbefall auf. Teils seien Wände schon freigelegt worden, seit kurzem werde auch regelmäßig gelüftet. Die Trödeltage, zu denen der Verein hier einlud, sind aus Gesundheitsgründen bis auf weiteres abgesagt. Unten, im Katzenraum, habe man den Schimmel testen lassen. „Ohne Folgen für die Gesundheit. Aber hier wissen wir das nicht“, sagt Klein nachdenklich.

Wasser rinnt von außen Wände hinunter und dringt ins Mauerwerk ein, das ist nach den jüngsten Regenfällen gut erkennbar. Auf dem Vordach stehen Pfützen. Mieteinnahmen aus der Wohnung sollten das Tierheim mitfinanzieren. Nun gebe es eine Lücke.

Lärm im Zwinger

Der Lärmpegel in den Zwingern ist immens. Auch im geschützten Rückzugsraum für die Hunde ist das Bellen gut zu hören. Zur Ruhe kommen die Tiere kaum, sagt die Vorsitzende. In einer freien Box drückt sie mit der Hand gegen die hölzernen Abtrennungen.

Mit etwas Kraft könnten die Hunde in die nächste Box kommen, sorgt sich die Geschäftsführerin. Seit kurzem lasse das Tierheim einige Boxen aus Sicherheitsgründen frei. Das bedeute, dass das Haus kaum noch neue Hunde aufnehmen können. In einer neuen Anlage müsse der Ruhebereich pro Hund von sieben auf zehn Quadratmeter vergrößert werden.

Neue Vorgaben

Dies seien neue Normen des Tierschutzverbands. Damit müsste die Anlage weiter hinein ins Landschaftsschutzgebiet, und ob der Kreis dies genehmigen werde, sei fraglich. Bei den Katzen, sagt Christina Klein, habe sich die Lage etwas beruhigt. Im Frühjahr waren Dutzend Tiere aus einer Messiewohnung gekommen, die Rede war von eine Katzenschwemme. Bis auf scheue Tiere seien alle vermittelt worden. Auch die Katzenkastrationspflicht in Kürten mache sich positiv bemerkbar.

Die finanziellen Regelungen mit den Kommunen seien auch geregelt, mit einem Euro pro Einwohner und Jahr. „Eigentlich bräuchten wir drei bis vier Euro“, sagt die Vorsitzende. Die Sorge um die Zukunft des Tierheim überdecke momentan alles.