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Kölner KarnevalDie Rundschau-Tanzpaarwahl ist zurück

Lesezeit 4 Minuten
Die Tanzpaare sind bereit für den traditionsreichen Wettbewerb der Rundschau.

Die Tanzpaare sind bereit für den traditionsreichen Wettbewerb der Rundschau.

Für die Tanzpaarwahl 2023 haben uns die Tänzerinnen und Tänzer einige Fragen beantwortet. Auch Trainer Jens Hermes-Cédileau hat mit uns über die Tanzgruppen und deren Bedeutung im Kölner Karneval gesprochen.

Sie gehören zum Karneval wie der Decke Pitter zum Dom: Die Tanzgruppen und Traditionskorps. Lange mussten sie in der Corona-Pause ausharren. Nun können sie wieder eine normale Session feiern – die Kölnische Rundschau begleitet sie mit der traditionsreichen Tanzpaarwahl.

Ab heute bis zum 5. Februar haben Sie, liebe Leserinnen und Leser Gelegenheit, Ihr Tanzpaar zu wählen (siehe Infotext). Jedem Tanzpaar haben wir fünf Fragen gestellt, die Antworten finden Sie auf unserer Webseite. Herrlich ehrlich antwortet etwa Jeanette Koziol von den Altstädtern, was sie in der Corona-Pause gemacht hat: „Zu viel genascht.“ Ein beruhigender Gedanke, dass es auch den fittesten Jecken so ging. Doch die Paare machen klar, dass die Gruppen auch ohne Auftritte fleißig weitertrainiert haben – über Videoanrufe oder alternative Aktivitäten.

Tanzgruppen sind in der Bühnenpause zusammengerückt

Jens Hermes-Cédileau trainiert fünf der Traditionskorps (Blaue Funken, Ehrengarde, Prinzengarde, Bürgergarde, Jan von Werth). Auch er fand das Training schwierig: „Vieles lief über Zoom. Zu Hause konnte man keine Hebefiguren machen.“ Außerdem fehlte das direkte Feedback des Publikums. Doch er spricht ein großes Lob für die Tanzgruppen aus. „Alle hatten die Motivation, trainiert zu bleiben.“ Jetzt, wo er wieder live mit ihnen trainieren kann, lautet sein Urteil: „Fit sind sie alle.“

Neben dem sportlichen Aspekt heben die Paare auch die Gemeinschaft hervor, die sich in der Zeit weitestgehender Abwesenheit auf den Bühnen positiv entwickelt hat. Alexander Kohlhaas von den Hellige Knäächte un Mägde sagt sogar, er habe gemerkt, dass er ohne Karneval, den Verein und alle Freunde nicht leben kann.

Es sollte jedem möglich sein, den Karneval in Frieden feiern zu können.
Patrizia Hofmann

Auch wollten wir wissen, welche Begegnung die Tanzpaare im Fastelovend geprägt hat. Für Sandra Wüst und Thomas Engel von der Prinzen-Garde Köln sind es die Choreografin und „Mutter der Mariechen“ Biggi Fahnenschreiber und Jens Hermes-Cedileau. „Als ich als kleines Mädchen das erste Mal ein echtes Kölner Tanzmariechen tanzen sah“, so Marie Steffens von den Blaue Funken. Laura Schorn von den Kölsche Stäänefleejer ist eine Zuschauerin im Gedächtnis geblieben: „Als eine an Demenz erkrankte Frau sich durch unseren Auftritt erinnert hat, damals selber getanzt zu haben.“

Auffällig ist bei den prägenden Begegnungen eines: Aus den Tanzpaaren sind schon viele Liebespaare hervorgegangen. Manche haben die Bühnenpause für eine Hochzeit genutzt, andere haben das noch vor. Stefan Lanzinger von den Fidelen Fordlern schreibt: „Die Begegnung mit meiner zweiten Tanzpartnerin hat mich aus einem sozialen Loch gezogen, in dem ich mich nach Trennung und einer schweren Zeit befunden habe."

Tanzpaare wünschen sich mehr Anerkennung

Und welches Vorurteil wollen die Tanzpaare aus der Welt schaffen? Die häufigste Antwort – Lisa Quotschalla von Jan von Werth bringt es auf den Punkt: „Von außen betrachtet ist der Kölner Karneval oftmals nur der exzessive Straßenkarneval und bezieht sich auf lediglich drei bis vier Tage im Jahr – dabei steckt so viel mehr dahinter: Ehrenamt, Herzblut, Gemeinschaft und vieles mehr!“

Neben diesem Aspekt, war es vielen wichtig, mit den Vorurteilen aufzuräumen, dass die Tanzpaare untereinander konkurrieren, die Gruppen nicht nur etwas für Mädchen seien und dass es sich nicht um Leistungssport handele. Katharina Frorath von der Tanzgruppe Kölsch Hänneschen hat noch ein Anliegen: „Mettbrötchen mögen nicht nur Männer“, schreibt sie mit einem Smiley. Zur Frage, was sich am Karneval ändern sollte, gab es sehr unterschiedliche Meinungen. Immer wieder genannt: Der Wunsch nach mehr Akzeptanz für die Tanzgruppen in den Sitzungsprogrammen.

Hermes-Cédileau pflichtet dem bei: „Bei dem Bestreben nach Modernisierung sollte bedacht werden, dass die Korps und Vereine zu einer echten kölschen Sitzung dazu gehören.“ Das Sessionsmotto von 2018 „Mer Kölsche danze us der Reih“, sei ein guter Impuls gewesen, um darauf aufmerksam zu machen. Tim Tonat vom Tanzcorps Colonia Rut Weiss ist es besonders wichtig, dass die Tanzgruppen nicht nur als „günstiger Lückenfüller für die Sitzungsprogramme“ dienen sollen.

Auch andere Sorgen beschäftigen die Paare: „Es sollte jedem möglich sein, den Karneval in Frieden feiern zu können, frei von Belästigung jeder Form. Bei der Auswahl eines Kostüms darf der Faktor ,Ich habe Angst davor, belästigt zu werden, wenn ich das trage’ keine Rolle spielen“, schreibt Patrizia Hofmann von den Kölschen Harlequins. Auch der Müll oder das immer männliche Dreigestirn sind Themen. Andere wiederum finden, dass der Kölner Karneval genau so gut ist, wie er ist. Und warum hat der Karneval eine besondere Kraft? Da sind sich die Tanzpaare einig: Das Zusammenkommen der verschiedensten Menschen, die sich durch den Fastelovend trotz ihrer Unterschiede auf einmal verbunden fühlen.


Die Tanzpaarwahl 2023 hat einen neuen Abstimmungsmodus. Alle Leserinnen und Leser können wie bisher für ihren Favoriten voten. Die Stimmen machen in diesem Jahr 50 Prozent des Ergebnisses aus. Die anderen 50 Prozent entstehen durch das Votum der Tanzpaare. Diese können nicht für sich selbst stimmen.