Masche ist immer ähnlichIn Rhein-Erft stapeln sich die Anzeigen wegen Tankbetrugs
Rhein-Erft-Kreis – Anhalten, volltanken, abhauen – seitdem die Spritpreise in die Höhe geschossen sind, kann sich die Polizei im Rhein-Erft-Kreis vor Anzeigen kaum noch retten. Die Akten stapeln sich bei den Ermittlern auf den Schreibtischen. Viele Tankstellen-Pächter sammeln die Fälle bereits und bringen sie dann gebündelt zur Polizei. Dabei ist die Masche der Spritdiebe immer gleich. Warum die Nähe zur Grenze eine Rolle spielt, kann die Polizei nur vermuten. In Kerpen lieferte sich ein Dieb eine Verfolgungsjagd mit der Polizei.
Tankbetrug und Spritdiebstahl: Mehr als 700 Anzeigen schon in diesem Jahr im Rhein-Erft-Kreis
Erst kürzlich beobachtete die Mitarbeiterin einer Tankstelle in Elsdorf einen dreisten Spritdieb, der vor ihren Augen davonbrauste, ohne zu bezahlen. Der Mann hatte am frühen Abend seinen VW-Kastenwagen an der Tankstelle an der Straße An Gut Neuenhof vollgetankt. Die Mitarbeiterin rief die Polizei und gab das Kennzeichen durch. Das Ergebnis wunderte die Beamten nicht: Das Kennzeichen gehört laut Computer zu einem anderen Fahrzeug. Der Dieb entkam bislang unerkannt.
Die Zahlen der Anzeigen im Zusammenhang mit den Spritdiebstählen sprechen für sich. Nachgefragt bei Thomas Held, Pressesprecher der Polizei im Rhein-Erft-Kreis: „Wir verzeichnen eine Zunahme von Anzeigen in diesem Bereich. Zwischen dem 1. Januar und dem 31. August sind etwa 700 Taten angezeigt worden. Im ganzen Jahr 2021 waren es knapp 450 Anzeigen.“
Tankbetrug und Spritdiebstahl: Videokameras helfen nur bedingt weiter
Obwohl Videokameras die Autos an den Zapfsäulen im Visier haben, ist es oftmals schwierig, den Tätern auf die Spur zu kommen. „Viele schrauben sich falsche oder gestohlene Kennzeichen ans Fahrzeug, bevor sie an die Zapfsäule fahren“, berichtet einer der Ermittler. Besonders betroffen sind Tankstellen-Pächter in Bedburg, Kerpen und Frechen. Aus Bedburg fuhren in diesem Jahr bereits 140 Fahrer ohne zu bezahlen mit vollem Tank davon, in Kerpen waren es etwa 130 und in Frechen 120. Beliebte Tatorte sind die Autobahntankstellen. Dort ist es anonym und die Täter können bei ihrer Flucht Vollgas geben.
Polizei in Düren klärt etwa jeden dritten Tankdiebstahl auf
Ähnliche Erfahrung macht die Polizei aus dem Nachbarkreis Düren. Die Zahl der Anzeigen ist in den ersten acht Monaten in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr von 180 auf 300 angestiegen. Gut ein Drittel der Fälle konnten die Ermittler aufklären. Ob die Grenznähe zum benachbarten Ausland eine Rolle spielt, können die Beamten nur vermuten. „Da nicht alle Täter ermittelt werden, ist dies nur eine Mutmaßung. Im Vergleich zu anderen Polizeibehörden, die weiter im Inland liegen, ist hier aber eine starke Erhöhung der Fallzahlen festzustellen“, sagt eine Mitarbeiterin der Polizei.
Die Beamten stellen fest, dass im Dürener Kreisgebiet zwar auch Autobahntankstellen betroffen sind, aber als Tatort nicht dominieren. „Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Es sind mehr die Tankstellen betroffen, die im innerstädtischen Bereich oder in Gewerbegebieten liegen, aber einen guten Anschluss zu Autobahn haben“, so die Sprecherin der Polizei.
Dreister Spritdiebstahl: Verfolgungsjagd mit 1800 Litern Diesel im Wagen
In den vergangenen Wochen haben zwei Tankbetrügereien besonders für Aufsehen gesorgt. In Kerpen-Türnich hatte ein Dieb zunächst 1800 Liter Diesel in Fässer abgefüllt, bevor er davon fuhr. Als die Polizei ihn entdeckte, lieferte er sich auch noch eine Verfolgungsjagd mit den Beamten und verursachte einen Unfall.
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Auf dem Rastplatz Frechen an der Autobahn 4 hatten Diebe bereits 3000 Liter Diesel in große Tanks auf Ladeflächen von zwei Transportern gezapft, als der Tankwart verwundert auf die Zähleruhr sah. Er verständigte die Polizei, die die Täter noch auf dem Tankstellengelände dingfest machen konnte. Auch hier waren die Kennzeichen an den Fahrzeugen gefälscht.