Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist bei der WM bereits im Viertelfinale ausgeschieden. Der DHB sollte das Scheitern besser nicht einfach so abtun, meint unser Autor.
WM-Aus der deutschen HandballerBitte etwas mehr Selbstkritik, Herr Gislason
Eine schwierige Vorbereitung aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle, die harte Belastung in der Bundesliga, die fehlende Entlastung für Renars Uscins: Für das Viertelfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Handball-WM lieferte Bundestrainer Alfred Gislason schnell Erklärungen. Es waren allerdings erwartbare Argumente. Denn der Isländer nannte diese Probleme schon, als sein Team noch mitten im Turnier steckte und alle Medaillenchancen hatte.
Wollte da vielleicht jemand vorbauen? Gegner wie Tschechien, Italien und Polen wurden starkgeredet. Von einem Olympia-Zweiten darf man allerdings mehr Selbstbewusstsein erwarten. Was übrigens nichts mit fehlendem Respekt, sondern nur mit eigener Überzeugung zu tun hätte. Wer sich allerdings selbst kleinmacht, der wird auch irgendwann klein. Oder zumindest nicht ganz groß. Aber das wollen die Deutschen doch. Und das müssen sie auch. Der wichtigste Handballverband der Welt darf keinen anderen Anspruch haben.
Mehrere Muster wiederholten sich bei der deutschen Mannschaft
Bundestrainer Gislason sieht in der WM aber „keinen Rückschritt“. Obwohl seine Mannschaft in keinem Spiel überzeugte. Bezeichnend: In sieben WM-Partien wurde viermal ein deutscher Schlussmann zum besten Spieler des Spiels gekürt. Andreas Wolff und David Späth verhinderten also manch eine Blamage. Oder anders ausgedrückt: Die Deutschen brauchen mittlerweile sogar gegen mittelmäßige Gegner eine überragende Torwartleistung, um zu siegen.
Ein wenig mehr Selbstkritik wäre wünschenswert. So, wie sie der schwedische Nationaltrainer Michael Apelgren nach dem K.o. der Skandinavier äußerte: „Wir werden nach Hause fahren und uns schämen.“ Das klingt hart, aber ehrlich. Nach dem Aus gegen Portugal war viel von Kleinigkeiten die Rede, die den Ausschlag gegeben hätten. Mit Blick auf dieses eine Spiel stimmt das.
Doch es geht um das große Ganze, das Grundsätzliche. Und diesbezüglich wiederholten sich mehrere WM-Muster: Das DHB-Team startete stets schlecht. Und auch nach fünf Jahren im Amt beherrscht diese Mannschaft das taktische Mittel mit dem siebten Feldspieler nicht. Der DHB sollte diese WM besser nicht einfach so abtun. Es müssen Lösungen präsentiert werden. Insbesondere vom Bundestrainer.