Der Mund-zu-Protest der deutschen Nationalmannschaft vor dem WM-Auftaktspiel gegen Japan hat beim Spiel gegen Spanien am Sonntagabend eine direkte Reaktion von Fußballfans in Katar nach sich gezogen.
Nach Mund-zu-Protest gegen FIFAKatarer verspotten DFB-Team und Deutschland mit Özil-Plakaten
Die Mund-zu-Aktion der deutschen Nationalmannschaft vor dem Auftaktspiel gegen Japan sorgte weltweit für Schlagzeilen – und nun auch für eine Protestaktion von katarischen Fußballfans beim 1:1-Remis zwischen Deutschland und Spanien am Sonntagabend. Zuschauer zeigten im Al-Bayt-Stadion Plakate von Mesut Özil und eindeutige Gesten.
Nachdem der Fußball-Weltverband FIFA dem DFB-Team zuvor untersagt hatte, mit der eigens angefertigten „One Love“-Kapitänsbinde ins Spiel zu gehen, hatten sich die Spieler um Bundestrainer Hansi Flick für eine Protestgeste beim Mannschaftsfoto entschieden – und sich dabei die Münder zugehalten. Die Botschaft: Wir lassen uns von der FIFA nicht den Mund verbieten.
Fußballfans verhöhnen DFB-Stars mit Özil-Plakaten bei WM in Katar
Während die Aktion international viel Anerkennung fand, kam sie bei den Gastgebern in Katar offenbar jedoch nicht allzu gut an. Während der Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien am Sonntagabend spielten sich im Al-Bayt-Stadion nun eindeutige Szenen ab, die als „Antwort“ auf die deutsche Aktion gesehen werden können. Bilder und Videos des katarischen Protests verbreiteten sich am Sonntagabend in Windeseile in sozialen Netzwerken.
Sie zeigen offensichtlich katarische Fans, die mit Bildern des ehemaligen deutschen Nationalspielers Mesut Özil durch die Ränge marschieren – und sich dabei den Mund zu halten, so wie es zuvor das DFB-Team getan hat.
Konkrete Angaben für die Hintergründe der Aktion gibt es nicht. Özil, über lange Jahre hinweg Leistungsträger im DFB-Team, war im Juli 2018 nach dem frühen Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft in Russland aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Vorangegangen war dem Rücktritt eine Kontroverse um ein Foto von Özil und seinem Nationalmannschaftskollegen Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Fall Özil: Weltmeister von 2014 zeigte sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan
Nach Bekanntwerden des Fotos entschied man sich beim DFB zunächst mit Özil und Gündogan die WM zu absolvieren – die Debatte beruhigte sich jedoch nicht. Nach dem Turnier verkündete Özil schließlich seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. „Schweren Herzens und nach gründlicher Überlegung werde ich wegen der zurückliegenden Vorkommnisse nicht länger für die deutsche Nationalmannschaft spielen“, schrieb Özil und kritisierte in seinem ausführlichen Statement „Rassismus und fehlenden Respekt“ beim DFB.
Dass Özil für die Fans in Katar nun zum Protest-Symbol gegen Deutschland wird, lässt sich daher so deuten, dass in Katar die Wahrnehmung besteht, dass der DFB dem ehemaligen Nationalspieler den Mund verboten habe – und das nun selbst bei der FIFA bemängelt. In Katar wird das offenbar von einigen Beobachtern und Fans als Doppelmoral empfunden. (das)