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Volkssport mit VirusDie Fußball-Bundesliga in Corona-Zeiten – ein heißes Eisen

Lesezeit 3 Minuten
Ruhender Fußball

Die Bundesliga startet wieder mit Geisterspielen.

  1. Über Wochen haben sich zuständige Minister in Bund und Ländern nicht zu den Auswirkungen durch Corona auf den Volkssport Fußball geäußert.
  2. Aber nun hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Stoppschild aufgestellt.
  3. Ein Kommentar zur Lage von Hoger Möhle

Das Corona-Virus wird das öffentliche und private Leben in Deutschland noch massiv beeinflussen, einschränken und begrenzen. Gut möglich, dass es sogar über Meisterschaft und Abstieg in der Fußball-Bundesliga mitbestimmt, wenn die Liga demnächst ohne Zuschauer in leeren Stadien spielen muss. Heimvorteil ade. Denn dazu wird es kommen.

Wenn bedeutende Messen in Deutschland abgesagt und auch Sportveranstaltungen mit weniger Anziehung als der Fußball wie zuletzt der Biathlon-Weltcup aus Angst vor Corona vor leeren Rängen ausgetragen werden, wird die Unterhaltungs- und Geldmaschine Fußball-Bundesliga nicht so weitermachen können wie bisher. Ärzte, Virologen und Minister beschreiben die Lage auch in Deutschland, ausgelöst durch Corona, als sehr ernst. Alle Bürger werden sich einschränken müssen, alle müssen Gewohnheiten, Reisen, Freizeitverhalten hinterfragen. Der Fußball kann dabei nicht außen vor bleiben. Mitunter wird das Corona-Virus auch die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer treffen, die durch Austragung in zwölf Ländern eine besondere Verbreitung garantiert.

Über Wochen haben sich zuständige Minister in Bund und Ländern nicht zu den Auswirkungen durch Corona auf den Volkssport Fußball geäußert. Bloß keine Panik auslösen und auch keine schlafenden Hunde wecken, würde dies doch offenlegen, dass die Lage sehr viel ernster ist als zunächst vermittelt. Tatsächlich ist es richtig, alles zu tun, die Ausbreitung des neuartigen Virus in Deutschland zu verlangsamen, darauf hinzuarbeiten, dass man möglichst ohne zu viele schwere Krankheitsfälle in die warme Jahreszeit kommt, wenn sich das Virus wegen der höheren Temperaturen schlechter verbreiten kann.

Aber nun hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Stoppschild aufgestellt. Er rät dringend, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern, also auch Zuschauern, abzusagen. Damit werden die Vereine der Fußball-Bundesliga wohl bis auf weiteres vor leeren Rängen spielen. Oder sie handeln grob fahrlässig. Richtig ist: Gesundheit geht vor wirtschaftlichen Interessen. Und es ist Aufgabe von Regierungen, die eigene Bevölkerung vor Gefahren auch für ihre Gesundheit zu schützen, selbst wenn der Fan womöglich bereit wäre, es für seinen Verein mit jedem Virus aufzunehmen. Nur bei der Frage der Haftung, wer also für die Einnahmeausfälle aus Spielabsagen aufkommen oder diese zumindest teilweise ausgleichen soll, wird das Engagement der Politik dünn. Die Fußball-Bundesliga ist ein Milliardengeschäft. Es trifft keine notleidende Branche, sondern einen Wirtschaftszweig, in dem gigantische Gagen bezahlt werden. Die Politik könnte aber so ehrlich sein und offen sagen, dass Liga und Vereine das Risiko selbst schultern sollen. Doch beim Fußball sind sehr schnell sehr viele Emotionen im Spiel. Ein Land aufgeladen wie die Ultras? Ein ganz heißes Eisen für die Politik.