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„Nicht seriös geführt“Vereinslegende Friedhelm Funkel kritisiert erneutes Chaos beim KFC Uerdingen

Lesezeit 4 Minuten

Trägt mal wieder Trauer: Der Grotifant, das Maskottchen des KFC Uerdingen.

Der frühere Bundesligist zieht sich aus der Regionalliga zurück – doch der Vorstand will sich dagegen zur Wehr setzen. Das sagt KFC-Legende Friedhelm Funkel zur Krise an der altehrwürdigen Grotenburg.

Die Sorge um seinen Herzensverein sitzt Friedhelm Funkel dieser Tage mal wieder besonders in den Knochen. „Es bedrückt mich, das tut mir im Innersten weh“, sagt der 71-Jährige im Gespräch mit der Rundschau. Grund ist das neuerliche Chaos beim KFC Uerdingen. Der tief gefallene Traditionsclub hat sich mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb der Fußball-Regionalliga West zurückgezogen. Als wäre alles nicht schon schlimm genug, ist an der altehrwürdigen Grotenburg nun auch noch eine öffentliche Schlammschlacht entbrannt. Das vom Insolvenzverwalter verkündete Aus des KFC will der Verein nicht hinnehmen. Der Vorstand würde „dieses Vorgehen nicht akzeptieren“ und „entsprechende rechtliche bzw. anwaltliche Maßnahmen“ einleiten, teilte das Führungsgremium mit. Am Dienstag hatte der Insolvenzverwalter öffentlich gemacht, dass die Saison für die Krefelder aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig beendet ist. Es seien keine Einnahmen zu erwarten, zur Fortsetzung des Spielbetriebs stehe kein Geld zur Verfügung.

Geldprobleme gehören beim KFC Uerdingen seit Jahren fast schon zum Alltag. Der frühere Bundesligist befindet sich bereits zum fünften Mal in seiner bewegten Vereinsgeschichte in einem Insolvenzverfahren. „Das überrascht mich nicht, weil der Verein seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr seriös geführt wird. Es gibt immer wieder neue Vorstände, Streitereien, Hektik und Baustellen. Mal gab es einen Investor aus Russland, dann einen aus Luxemburg. Das hat nichts mit Kontinuität zu tun – und schlägt sich in den sportlichen Leistungen nieder“, kritisiert Friedhelm Funkel, der die goldenen Zeiten der Krefelder hautnah miterlebte. Der frühere Mittelfeldspieler war Teil jenes Erfolgsteams, das 1985 – damals noch unter dem Namen Bayer 05 Uerdingen – mit dem Gewinn des DFB-Pokals ein Stück Fußballgeschichte schrieb.

Entgegen der Meldung des Insolvenzverwalters, dass keine Zahlungen mehr zu erwarten seien, lagen ihm allerdings Zusagen vor, etwaige Fehlbeträge zu übernehmen.
Vorstand des KFC Uerdingen

Der Niedergang begann 1995 mit dem Ausstieg des Bayer-Konzerns als Sponsor. Vier Jahre später folgte der Sturz in die 3. Liga. Seither dominieren Negativschlagzeilen das Geschehen an der Grotenburg, die viel beachtete Verpflichtung des früheren Bundesliga-Torschützenkönigs Ailton zu Sechstliga-Zeiten 2009/2010 ist fast schon in Vergessenheit geraten. Nun geht es wohl erneut zurück in die Oberliga, aus der die Uerdinger erst in der vergangenen Saison als Nachrücker aufgestiegen waren.

Der Club-Vorstand will sich dagegen zur Wehr setzen: „Entgegen der Meldung des Insolvenzverwalters, dass keine Zahlungen mehr zu erwarten seien, lagen ihm allerdings Zusagen vor, etwaige Fehlbeträge zu übernehmen.“ Auch hätte die Mannschaft erklärt, die Saison unentgeltlich zu Ende zu spielen. Die Abmeldung vom Spielbetrieb will der Vorstand juristisch prüfen lassen. Die Chancen sind jedoch gering. „Uns liegt ein offizielles Schreiben des Insolvenzverwalters zur Abmeldung der Mannschaft vom Spielbetrieb vor. Der Insolvenzverwalter ist der Ansprechpartner für uns, darum haben wir sofort reagiert“, teilte der Westdeutsche Fußball-Verband der dpa mit.

Das Beste wäre ein kompletter Neuanfang in der Oberliga. Mit einer neuen, unbelasteten Vereinsführung und einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept, das die Rückkehr in die Regionalliga nach drei bis fünf Jahren vorsieht. Alles andere hat keinen Sinn.
Friedhelm Funkel, KFC-Legende

Bei einer Abmeldung vom Spielbetrieb vor dem 30. April werden alle absolvierten Partien in der Regionalliga West annulliert. Dies war bereits im Fall von Türkspor Dortmund geschehen. Der Viertliga-Neuling hatte seine Mannschaft vor Wochen zurückgezogen. Es sind chaotische Zeiten in der Regionalliga West, die während der Corona-Pandemie vom Land NRW als „Profiliga“ eingruppiert wurde. Doch die Realität ist kompliziert. Die Sponsoring-Einnahmen sind gering, Fernsehgelder gibt es nicht. Hinzu kommen zahlreiche Partien gegen wenig attraktive Zweitvertretungen.

Auch deshalb will der MSV Duisburg so schnell wie möglich wieder raus aus der vierten Liga. Das Spiel am Freitag bei Borussia Mönchengladbach II sollte zum Aufstiegsfest werden, 16.000 MSV-Fans haben ihr Kommen angekündigt. Doch durch den Uerdinger Rückzug sind die Meidericher – Stand jetzt – bereits auf dem Sofa aufgestiegen. Es sei denn, der ebenfalls insolvente 1. FC Düren zieht seine Mannschaft auch noch bis Ende April zurück. Dann bräuchte der MSV noch einen Punkt zum sicheren Aufstieg.

Das Uerdinger Aus hat nicht nur Auswirkungen auf die Tabelle, die Eintracht Hohkeppel nun nicht mehr auf einem Abstiegsplatz führt. Fortuna Köln entfällt erneut ein Heimspiel mit wichtigen Einnahmen. „Das ist sehr bedauerlich und ärgerlich für uns“, klagt Geschäftsführer Niklas Müller. Wie es mit dem KFC weitergeht? „Das Beste wäre ein kompletter Neuanfang in der Oberliga“, meint Friedhelm Funkel. „Mit einer neuen, unbelasteten Vereinsführung und einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept, das die Rückkehr in die Regionalliga nach drei bis fünf Jahren vorsieht. Alles andere hat keinen Sinn.“ (mit dpa)