Ein Spiel für die Geschichtsbücher: Was Darius Ghee am Freitag im Bundesligaspiel in Oldenburg aufs Parkett zauberte, war schlicht sensationell: Der 1,75-Meter-Spielmacher der Telekom Baskets riss eine Partie mit einer One-Man-Show aus dem Feuer, die historisch war. Mitte des Schlussviertels hätte wohl niemand mehr einen Pfifferling auf die Bonner gesetzt, die nach 35 Minuten drei Viertel verloren hatten und sich einem 14-Punkte-Rückstand gegenübersahen (68:82).

Headcoach Roel Moors hatte bis dahin schon ein halbes Dutzend Wutausbrüche hinter sich, so fehlerhaft präsentierte sich seine Truppe in Abwehr und Angriff. Der einzige, der ein völliges Debakel verhinderte, war schon bis dahin Darius McGhee, der im ersten Viertel neun Punkte in Serie machte und nach 35 Minuten bei 26 Zählern stand. Dass er in den verbleibenden fünf Minuten noch mal 18 Punkte draufpackte und die Bonner mit einem 28:9-Schlussspurt noch zum 96:91 (20:26, 24:25, 16:22, 36:18)-Triumph führte – davon werden die Baskets-Fans wohl noch in Jahrzehnten schwärmen.

Denn dieser Coup von 44 Punkten steht auf einer Stufe mit dem Husarenstück eines Hurl Beechum, dessen zwölf Dreier 1998 gegen Trier genauso unvergessen sind wie die 43 Punkte, mit denen Brad Traina vor fast genau 22 Jahren (am 7. Dezember 2002) den bis Freitag gültigen Vereinsrekord der Baskets aufstellte. Diese Bestmarke hat McGhee nun übertrumpft, die 12 Dreier von Beechum, der in dem Spiel 40 Punkte gesammelt hatte, bleiben noch unerreicht, McGhee traf zehnmal aus der Distanz.

Mit dem Erfolg vom Freitag bauten die Bonner auch ihre Serie gegen Oldenburg auf sieben Siege aus, die letzte Niederlage gab es im April 2021. Die 44 Punkte von McGhee sind nicht nur Clubrekord, sondern auch Saisonbestmarke für die Bundesliga. In der ewigen Bestenliste der BBL ist McGhee nun auf Rang zehn. Angeführt wird die Statistik von Keith Gray (Hagen), der 1988 beim 142:84-Erfolg über Braunschweig 65 Punkte sammelte.

Mit ihrem fulminanten Endspurt fügten die Baskets den Oldenburgern die erste Heimniederlage dieser Saison zu und verhinderten ein eigenes Abrutschen in der Tabelle. Mit jetzt 5:4-Siegen liegen sie auf Rang acht in einem dichten Mittelfeld mit den punktgleichen Vechta (5:4), Ludwigsburg (5:4) und Mitteldeutscher BC (5:4) sowie den Verfolgern Braunschweig (4:4), Rostock (4:5), und Oldenburg (4:5).

Die Euphorie über den knappen Erfolg darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ohne den erkrankten Sam Griesel angetretenen Baskets nur von McGhee über Wasser gehalten wurden. Bode Hume traf als einziger neben ihm zweistellig (10), eine katastrophale Ausbeute gab es zudem mit 42 Prozent (8 von 19) von der Freiwurflinie.

Moors wusste, wem der Sieg zu verdanken war: „Oldenburg hat die Partie lange Zeit kontrolliert. Wir haben dennoch einen Weg gefunden, auch dank einer unfassbaren individuellen Performance von Darius McGhee.“

Oldenburgs Coach Mladen Drijencic konnte es schwer fassen, dass sein Team den Sieg noch aus der Hand gegeben hatte: „Es tut richtig weh. 35 Minuten haben wir sehr gut gespielt, aber dann einige Fehler zu viel gemacht. Am Ende hat uns McGhee gekillt. Unfassbar, was er alles getroffen hat. In den letzten Minuten haben wir mit drei, vier Ballverlusten den Gegner zurück ins Spiel gebracht.“

Baskets (Punkte/Dreier): McGhee (44/10), Bähre (8), Fleming (7/1), Soares, Allegri (9/1), Hume (10/1), Pape (4/1), Thiemann (5), Kennedy (9); Rebounds: 38 (Hume 8, Fleming 7); Assists: 21 (Pape 5); Trefferquote Feld: 50 % (37/74); Dreierquote: 37 % (14/38); Freiwurfquote: 42 % (8/19).Oldenburg (Punkte/Dreier): Schoormann (14/2), DiLeo (2), Nichols (4/1), Jaworski (10/1), Dossou-Yovo (5), Agbakoko (13), Hinrichs (6), Konontsuk (13/2), Pjanic (4), Brooks (20/1); Rebounds 44 (Konontsuk 13); Assists: 16 (Brooks 4); Trefferquote Feld: 46 % (32/70); Dreierquote: 26 % (7/27); Freiwurfquote: 77 % (20/26).