16 Punkte Vorsprung reichen nicht: In der Champions League droht nach dem 91:94 gegen Reggiana das Aus.
Nicht schon wiederBaskets lassen sich Führung entreißen – es droht das Aus
Das war eine extrem bittere Lehrstunde für die Telekom Baskets: Die Bonner verloren am Mittwochabend das erste von maximal drei Play-In-Spielen in der Champions League gegen Pallacanestro Reggiana mit 91:94 (24:22, 25:20. 23:14, 19:38), nachdem sie nach drei Vierteln bei einer 16-Punkte-Führung (72:56) einem sicheren Sieg entgegenzustreben schienen.
Aber im letzten Durchgang ging vor 4790 Zuschauern im Telekom Dome so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Der abgezockte Tabellensechste aus Italien konnte den Bonnern den Sieg noch entreißen, als er das Schlussviertel mit 38:19 für sich entschied – in den letzten zehn Minuten also doppelt so viele Punkte erzielte wie Bonn.
„Wir haben über weite Strecken das Spiel kontrolliert, auch unsere Defense war lange Zeit sehr solide“, sagte Bonns Headcoach Roel Moors: „Reggiana ist das erfahrenere Team, das haben die Gäste gut ausgespielt. Aber 38 Gegenpunkte im Schlussviertel sind inakzeptabel. Sie haben im Angriff gezielt unsere Spieler attackiert, und wir haben uns nicht gut dagegen gewehrt.“
Im ersten Abschnitt hatten die Baskets einen zweistelligen 9:19-Rückstand noch bis zum Viertelende ausgeglichen (24:22). Im zweiten Durchgang folgten starke Minuten von Rivaldo Soares, der drei Dreier ohne Fehlschuss traf, im dritten Viertel blieben die Baskets bis zur 72:56-Führung (30.) dominant.
Telekom Baskets: Nun muss ein Sieg her
Aber im Schlussabschnitt schlugen die Gäste mit einem 12:2-Lauf zum 74:68 zurück, ließen sich auch von einem Bonner Konter zum 80:68 nicht stoppen – in den letzten fünf Minuten kassierten die Baskets 11:26-Punkte, als Topscorer Jaylen Barford (34 Punkte) und Cassius Winston (21) aufdrehten. Bei Bonn war Phlandrous Fleming (23 Punkten, 6 Rebounds) am auffälligsten, ihm unterliefen aber auch sieben Ballverluste. Darius McGhee war mit 19 Punkten zweitbester Werfer, er verfehlte allerdings zehn Dreierversuche.
Nach der Niederlage müssen die Baskets nächsten Mittwoch in Reggio Emilia gewinnen, sonst ist die Champions League für sie beendet. Es reicht ein Sieg mit einem Punkt, um ein drittes Spiel am 21. Januar wieder in Bonn zu erzwingen.
Baskets (Punkte/Dreier): McGhee (19/2), Bähre, Griesel (7/1), Fleming (23/1), Soares (17/4), Hume (5/1), Pape (12/1), Thiemann (3), Kennedy (5); Rebounds: 27 (Fleming 6, Soares 5); Assists: 14 (McGhee 3, Griesel 3); Trefferquote Feld: 52 % (32/61); Dreierquote: 30 % (10/33); Freiwurfquote: 81 % (17/21). Reggiana (Punkte/Dreier): Barford (34/7), Gallo, Winston (21/1), Gombauld (5), Smith (5/1), Uglietti (2), Vitali (5/1), Faried (13), Grant, Chillo, Cheatham (9/3); Rebounds: 33 (Faried 9); Assists: 18 (Winston 5); Trefferquote Feld: 55 % (34/62); Dreierquote: 50 % (13/26); Freiwurfquote: 65 % (13/20).
Zuvor sind die Baskets schon am Freitagabend wieder gefordert. Sie peilen bei den Hamburg Towers den dritten Bundesligasieg in Folge an, um ihren sechsten Platz zu verteidigen, der auf direktem Weg ins Play-off-Viertelfinale führen würde.
Die Aufgabe in der Hansestadt ist zweischneidig: Einerseits sind die Bonner gegen den Tabellenvierzehnten Favorit, andererseits haben die Hamburger schon mehrfach bewiesen, dass sie stärker eingeschätzte Gegner vom Sockel stoßen können. So düpierten sie Vizemeister ALBA Berlin mit einem 97:80, bezwangen Oldenburg im Nordderby 87:78 und schlugen auch Frankfurt (91:78) und Vechta (79:69).
Eine gewisse Unberechenbarkeit blieb bislang ihr Kennzeichen. Dafür steht exemplarisch die letzte Bundesligapartie gegen Ex-Meister Bamberg: Hier feierten die Hamburger am Montag einen 83:80-Auswärtssieg, bei dem sie nach einem mit 35:15 gewonnenen dritten Viertel auf einen sicheren Erfolg zuzusteuern schienen, dann aber noch in höchste Bedrängnis gerieten, als sie ihrerseits im Schlussabschnitt mit 19:31 den Kürzeren zogen.
Wie Bonn war auch Hamburg am Mittwoch europäisch im Einsatz, als es im Eurocup mit einem 77:90 gegen Venedig die nächste Niederlage gab, nach der die Towers mit 3:11-Siegen Schlusslicht des Wettbewerbs bleiben. Die Bonner müssen defensiv vor allem drei Akteure unter Kontrolle bringen: Da ist mit dem US-Amerikaner Brae Ivey ein Point Guard, der mit 18,2 Punkten sechstbester Werfer der BBL ist, sich dazu 4,2 Rebounds schnappt und 5,2 Vorlagen gibt. Er trifft zudem mehr als 50 Prozent seiner Dreier (41 von 80) – mit einem Effektivitätswert von 20,0 ist er aktuell der vielseitigste Spieler der BBL.