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KarnevalsspielTelekom Baskets verderben Ulm die Rolle als Party-Killer

Lesezeit 3 Minuten
Fans und Spieler feierten nach dem Spiel gemeinsam auf der Stehplatztribüne.

Fans und Spieler feierten nach dem Spiel gemeinsam auf der Stehplatztribüne.

Die Bonner retten einen 98:97-Sieg in der Verlängerung - 21-Punkte-Rückstand aufgeholt - Spieler und Fans tanzen gemeinsam auf der Tribüne.

Sie haben es schon wieder getan. Nachdem die Telekom Baskets zuletzt immer wieder Spiele im Schlussviertel aus dem Feuer reißen konnten, setzten sie am Samstag im Prestigeduell gegen Meister Ulm noch einen drauf: Vizemeister Bonn lag im dritten Viertel bei 21 Punkten Rückstand (48:69) scheinbar aussichtslos zurück, als er plötzlich Korb um Korb aufholte, beim 82:81 (35.) erstmals in Führung ging und nach Verlängerung mit 98:97 (11:27, 26:27, 24:21, 30:16, 7:6) einen späten Triumph feierte.

Bis die 6000 Zuschauer im legendären Karnevalsspiel aber dieses ekstatisch bejubelte Comeback erlebten, mussten sie stimmungsmäßig durch ein tiefes Tal. Denn die Ulmer spielten ihre Lieblingsrolle über mehr als drei Viertel in fast schon aufreizender Perfektion – die Rolle des Party-Killers.

Dabei entwickelten die Schwaben von Beginn an eine starke Dominanz, bei der die Bonner in beiden ersten Vierteln jeweils 27 Punkte kassierten (Pausenstand 37:54) und selbst nur 41 Prozent ihrer Würfe trafen (Ulm: 60 Prozent). Bei diesen Kräfteverhältnissen sprang auch kein Funke der Begeisterung vom Spielfeld auf die Ränge über, zumal der Abstand im dritten Durchgang zunächst weiter wuchs. Immerhin verkürzten die Baskets den Rückstand hier auf 14 Zähler (61:75). Als Brian Fobbs das Defizit per Dreier in den einstelligen Bereich drückte (71:80, 33.), glaubten plötzlich alle wieder an den Sieg. Der Telekom Dome wurde zum Tollhaus, als die Truppe von Trainer Roel Moors mit einem 11:1-Lauf die erste Führung herausschoss (82:81).

Aber Ulm fing sich und ging durch einen Dreier von Thomas Klepeisz 19 Sekunden vor Schluss wieder 91:88 in Front. Noah Kirkwood rettete sein Team dann sechs Sekunden vor dem Ende ebenfalls per Dreier in die Verlängerung. Dreimal ging Ulm in der Overtime in Front, dreimal glich Thomas Kennedy aus. Beim 97:97 machte Harald Frey diesen Abend mit einem Freiwurf endgültig zur Legende. Bester Werfer war Fobbs mit 20 Punkten. Kennedy, der zur Pause erst zwei Zähler hatte, folgte mit 19 Punkten und neun Rebounds. Zweistellig punkteten zudem Noah Kirkwood (15), Savion Flagg (13) und Sam Griesel (13). Nach der Schlusssirene gab es kein Halten mehr, die Spieler mischten sich im Stehplatzblock unter die Fans Arm in Arm sangen und tanzten sie dort gemeinsam.

Zu feiern gab es reichlich: Es war wettbewerbsübergreifend der sechste Sieg in Serie, und die Baskets (26:16) schlossen in der Tabelle nach Pluspunkten zu Ulm auf (26:14). Moors beschrieb das extreme Wechselbad der Gefühle während des Spiels: „Wir wurden zuerst in allen Facetten des Spiels komplett dominiert. Ulm war aggressiver, hat den Rebound kontrolliert, seine Wurfquoten waren besser. Am Ende haben wir aber ein sehr, sehr starkes letztes Viertel gespielt.“

Bevor die Baskets in eine zweieinhalbwöchige Länderspielpause gehen, treten sie am Mittwoch bei Aufsteiger Tübingen an, der ihnen zu Saisonbeginn eine herbe 76:88-Heimschlappe beigebracht hatte.

Baskets (Punkte/3er): Flagg (13/1), Griesel (13), Watson (4), Frey (7/1), Fobbs (20/2), Pape (3), Kirkwood (15/2), Sengfelder (4), Kennedy (19); Rebounds: 38 (Kennedy 9); Assists: 22 (Frey 8); Trefferquote Feld: 49 % (34/70); Dreierquote: 23 % (6/26); Freiwurfquote: 77 % (24/31). Ulm (Punkte/3er): Jensen (3), Christen, Essengue (2), Herkenhoff (11/1), Nunez (16), Klepeisz (8/2), Figueroa (22/3), de Paula (9/1), Jallow (14/2), Williams (12); Rebounds: 42 (Williams 9); Assists: 20 (Nunez 5, Williams 5); Trefferquote Feld: 49 % (39/80); Dreierquote: 31 % (9/29); Freiwurfquote: 63 % (10/16).