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Bundesliga-EinsatzBaskets neuer Chefcoach Will Voigt sieht sich als Problemlöser

Lesezeit 3 Minuten

Chefcoach Will Voigt (Mitte) mit den Co-Trainern Chris O’Shea (l.) und Savo Milovic.

Bonn – Seit Dienstagabend ist er in Bonn. Und muss im Schnellkurs seinen neuen Arbeitgeber und die Mannschaft kennenzulernen, für die er als „Feuerwehrmann“ geholt wurde: Der 43-jährige US-Amerikaner Will Voigt bereitet sich als neuer Cheftrainer der Telekom Baskets auf seinen ersten Bundesliga-Einsatz vor.

Vom Nachfolger des geschassten Thomas Päch erhoffen sich die Bonner vor allem eines: mit dem Team, das auf Rang 16 mit nur drei Siegen um den Klassenerhalt bangt, schnell die Abstiegszone zu verlassen. Seine Feuertaufe erlebt Voigt am Sonntag im Heimspiel gegen Ulm (18 Uhr, Telekom Dome).

Er wirkt ruhig, selbstbewusst und realistisch

Beim ersten Kontakt mit der Presse am Donnerstag kam er professionell und gleichzeitig sympathisch rüber: ruhig, selbstbewusst, aber auch realistisch, was die Schwere der Aufgabe betrifft. Voigt, der über seine Großeltern deutsche Wurzeln hat und bei der Aussprache seines Namens um die deutsche Version bittet (phonetisch: Voogt), ist mit Bonns Sportmanager Michael Wichterich seit Jahren befreundet, in der akuten Notlage kamen beide schnell zusammen.

Er hat sich während einer 24-stündigen Flug-Odyssee nach Bonn die letzten zehn Baskets-Spiele auf Video angesehen: „Wir brauchen als erstes eine klare Identität. Die Mannschaft weiß nicht, wofür sie steht. Deshalb weiß sie bei Rückschlägen im Spiel nicht, wie sie reagieren soll. Erst sieht es oft gut aus, dann passiert etwas vom Gegner – und wir haben keine Antwort.“

Fans sollen schnell eine Veränderung sehen

Das werde nur in kleinen Schritten gehen. „Mein Wunsch ist, dass die Fans schon am Sonntag eine erste Veränderung sehen.“ Was das konkret sein soll, behält er für sich – Ulm soll da im Unklaren gelassen werden.

Was ihn optimistisch stimmt: „Es gibt keinerlei Probleme mit der Teamchemie, wie das sonst häufig ist. Das sind alles gute Jungs hier“, betont Voigt. Nach einer Selbsteinschätzung gefragt, bezeichnet er sich als „Problemlöser“, der sehr detailbezogen arbeite und versuche, im Spiel möglichst Ruhe auszustrahlen: „Ich ziehe es vor, zu sitzen statt zu stehen. Aber manchmal wird man vom Spiel doch gezwungen aufzuspringen.“

Er konzentriert sich aufs eigene Team

Bei der Vorbereitung auf Ulm konzentriert er sich aufs eigene Team. Die Schwaben haben eine wechselvolle Saison gespielt: Mit 1:5 gestartet, kletterten sie danach mit 8:2-Siegen auf Platz neun (18:14) mit direktem Kontakt zu Vechta, Würzburg und Bamberg (20:14) auf den letzten drei Play-off-Rängen. Auch Ulm hat gerade eine einschneidende Veränderung hinter sich: Der Bundesliga-Topscorer Zoran Dragic (19,9 Punkte) hat Ulm vor wenigen Tagen zum spanischen Euroleague-Klub Baskonia Vitoria-Gasteiz verlassen.

„Ich habe Thomas Stoll (Ulms Geschäftsführer) dafür in einer Kurznachricht gedankt“, sagt Voigt im Scherz. Ulm hat schnellen Ersatz angekündigt – auf Vollzug warten die Fans aber immer noch. Dennoch ist denkbar, dass der Club bis Sonntag noch einen Neuzugang präsentiert. Im Hinspiel, das Ulm 85:73 gewann, glänzte Dragic mit 25 Punkten und vier Assists.

Drei Europapokalsieger als mögliche Gegner

Seit Mittwochabend ist klar, dass richtig dicke Brocken im Achtelfinale der Champions League auf die Telekom Baskets warten. Nach Abschluss aller Gruppenspiele steht fest, wer die Tabellenzweiten der anderen drei Gruppen sind, auf die die Bonner als Dritter der Gruppe D treffen könnten.

Bei der Auslosung am 18. Februar liegen drei europäische Topclubs im „Pott“, die alle schon Europokalsiege feiern konnten: aus Spanien Iberostar Teneriffa (2017 Champions-League-Sieger), aus Griechenland AEK Athen (2018 Champions-League-Sieger) und aus Italien Dinamo Sassari (2019 Sieger des Europe Cups).

Defensive Leistung ist nicht akzeptabel

Die Chance auf leichtere Gegner haben die Bonner verpasst, als sie den zweiten Platz durch die 84:103-Schlappe in Saloniki verspielten. Als Zweite wären sie auf einen Tabellendritten getroffen. Interimstrainer Chris O’Shea fand dafür klare Worte: „Unsere defensive Leistung war nicht akzeptabel.“

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Dies drängte die positive Bilanz in den Hintergrund: Die Baskets (8:6-Siege) erreichten als einziges deutsches Team die Play-offs, Bamberg (7:7) schied ebenso als Fünfter aus wie Vechta (6:8).