Neuer Spieler der Cologne CrocodilesMit Therriault kommt einer der besten Quaterbacks
- Casey Therriault (30) gilt in der German Football League (GFL) als Quarterback des Jahrzehnts.
- In seinen ersten fünf Jahren in Deutschland gewann er mit Braunschweig vier Mal den German Bowl.
- Im Januar verpflichteten die Cologne Crocodiles den US-Amerikaner.
- Rundschau-Mitarbeiterin Henrietta Collberg hat mit Thierrault gesprochen.
Köln – Mister Therriault, der Ausbruch des Coronavirus hat die Sportwelt auf den Kopf gestellt. Auch Sie sind betroffen und konnten nicht zu Ihrer neuen Mannschaft nach Köln reisen. Wo befinden Sie sich aktuell und wann können Sie nach Deutschland kommen?
Ich war erst in den USA, bin dann aber mit meiner Frau nach Toronto gereist. Sie kommt von dort. Wir sind seit Ende Februar in Kanada und isolieren uns bestmöglich. Jetzt heißt es abwarten, ob es bald die Möglichkeit gibt, nach Deutschland zu kommen.
Sie saßen also sozusagen auf gepackten Koffern. Ihre Flüge waren gebucht und dann wurde alles abgesagt?
Zur Person
CaseyTherriault wurde am 20.6.1989 in Grand Rapids, Michigan geboren. Der Quarterback spielte an der High School, Im College und an der Jackson State University in Mississippi. Nach dem Studiums erhielt Therriault eine Einladung zum Trainingscamp des NFL-Clubs Atlanta Falcons. Da mit den Falcons kein Vertrag zustande kam, wurde er 2012 Teil des Teams der BC Lions in der kanadischen CFL. 2013 wechselte er zu den Lions Braunschweig. 2018 schloss er sich den Hildesheim Invaders an, bevor er Januar in Köln unterschrieb. (col)
Wir waren schon bereit, nach Deutschland zu fliegen und hatten noch etwas mehr als eine Woche in den USA, bevor es losgehen sollte. Dann kam der Anruf, dass unsere Flüge gestrichen wurden. Wir sind mit den Vereinsverantwortlichen so verblieben, dass man uns Bescheid gibt, wenn es wieder möglich ist und Sinn macht, zu reisen und in Deutschland wieder gespielt werden kann.
Wie halten Sie sich fit und wie bereiten Sie sich auf auf eine etwaige Saison vor?
Die Trainingsbedingungen sind aufgrund vieler Einschränkungen schwierig. Ich kann hier nicht wirklich raus und habe keine guten Möglichkeiten, zu trainieren. Ich habe hier nur einen kleinen Raum, in dem ich zum Beispiel mit Hanteln trainieren kann. Als Footballer möchte ich gerne den Ball werfen, draußen sein und zeigen, was ich kann.
Mal unabhängig von der aktuellen Lage - was hat Sie vor sieben Jahren nach Deutschland gezogen und wie gefällt es Ihnen hier?
Ich liebe Deutschland. Als ich 2013 das erste Mal nach Deutschland kam, habe ich mein Hauptaugenmerk auf den Football gelegt. Ich habe die Gelegenheiten, die ein komplett anderes Land zu bieten hat, nicht genutzt. Als ich dann für mein zweites Jahr zurückkam, war ich unschlüssig. Ich dachte, dass ich alles erlebt habe - aus Footballer-Perspektive gesehen. Ich habe den German Bowl gewonnen und wurde als Most Valuable Player ausgezeichnet. Jeder hat in mir einen der besten Spieler in der Liga gesehen. Ich wollte Deutschland erst verlassen, um noch einmal auf einem höheren Level zu spielen. Dann habe ich mich jedoch dafür entschieden, zurückzukommen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich meine Möglichkeiten hier auch genutzt. Ich habe Deutschland aus einem anderen Blickwinkel gesehen und es geliebt, hier sein zu dürfen.
Nach fünf Jahren in Braunschweig hatten Sie sich 2017 entschieden, Ihre Karriere zu beenden. Was hat dafür gesorgt, dass Sie wieder in die GFL zurückgekehrt und nach Hildesheim gewechselt sind?
2017 habe ich erstmals mit Braunschweig nicht den German Bowl gewonnen. Ich wollte nach dieser Niederlage trotzdem zurück zu den Lions, doch das hat damals nicht geklappt. Mit meinem Wechsel nach Hildesheim konnte ich zurück in die GFL kommen. Dort wollte ich etwas Besonderes ausprobieren, eine neue Challenge wahrnehmen. Mein Traum war es zu diesem Zeitpunkt, mit Hildesheim etwas zu erreichen, was keiner für möglich gehalten hätte - den German Bowl gewinnen. Diese Motivation hat das Feuer in mir wieder zum Lodern gebracht. Ich denke, dass uns das als Team auch gelungen ist.
Mit Ihrem Wechsel nach Köln bleiben Sie der GFL erhalten. Was hat sie letztlich überzeugt, bei den Crocodiles zu unterschreiben?
Mein Wunsch war es, zu einem vertrauensvollen und beständigen Verein zu wechseln. Ich sehe die Crocodiles als eine große traditionsreiche Football-Familie, die sich im Laufe der Jahrzehnte toll entwickelt hat. Ich hatte schon immer viel Respekt für sie. Wenn wir gegen die Crocodiles gespielt haben, war da immer ein besonderes Wettbewerbsfeeling. Die Spieltage in Köln waren ein Erlebnis und die Fans sind wirklich toll. Ich habe mich bei diesen Begegnungen immer besonders angestrengt, um zu siegen. Ich konnte mir schon immer vorstellen, eines Tages ein Teil davon zu sein.
Hatten Sie die Gelegenheit, die Stadt kennenzulernen?
Bisher hatte ich nur kurz die Chance, etwas von der Stadt mitzubekommen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich es kaum erwarten kann, nach Köln zu kommen. In Großstädten gibt es so viele Möglichkeiten. Ich freue mich, Köln bald richtig kennenzulernen und dort zu leben.
Was möchten Sie mit den Crocodiles erreichen?
Mein Ziel ist es, jedes Team zu verbessern. Ich möchte mit den Crocodiles unbedingt die Playoffs erreichen. In meinen Augen ist das realistisch.
Halten Sie es auch für realistisch, dass überhaupt eine Saison gespielt werden kann?
Ich hoffe sehr, dass die Saison stattfindet. Mir gefällt der Optimismus, mit die Menschen aus dem Ligaumfeld an die Thematik herangehen. Das zeigt, dass diese Leute die GFL lieben und alles dafür geben, dass die Saison stattfinden kann. Damit das passiert, müssen viele Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Mir stellt sich die Frage, ob es das Risiko wert ist oder ob es nicht Sinn macht, positiv zu bleiben und sich für die Saison im nächsten Jahr vorzubereiten. Das ist momentan wirklich eine sehr schwierige Situation für alle.