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Leverkusen verliert gegen LeipzigJonathan Tah nicht entmutigt nach 2:3

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Jonathan Tah reagiert nach dem Abpfiff.

Leverkusens Jonathan Tah reagiert nach dem Abpfiff.

Bayer 04 Leverkusen kann 2:0 Führung nicht halten und verliert mit 2:3. Jonathan Tah erntet Applaus statt Pfiffe der Fans.

Auf der Suche nach dem Glück war Jonathan Tah schon vor dem ersten Heimspiel der Bundesliga-Saison 2024/25 mit Bayer 04 Leverkusen gegen RB Leipzig. Auch während und nach dem 2:3 (2:1) manifestierte sich dieser Umstand für den Abwehrchef in verschiedensten Ausprägungen. „Es ist schön, dass es nicht so gekommen ist“, sagte der 28-Jährige zur Situation vor der Partie. Da musste der dienstälteste Werkself-Profi befürchten, von den eigenen Anhängern ausgepfiffen zu werden. Hatte sein Wechselwunsch zum deutschen Rekordmeister nach München doch die Schlagzeilen des Sommers 2024 bestimmt.

Nachdem der Transfer am Tag vor dem Spiel und nicht ohne das verbale Nachtreten seiner Berater Pini Zahavi und Max Bielefeld final gescheitert war, durfte die Reaktion des eigenen Anhangs gespannt erwartet werden. Prophylaktisch hatte Tah in einem eigenen Social-Media-Statement versucht die Wogen zu glätten. Dass er nicht zum FC Bayern, sondern ins zehnte Vertragsjahr bei Bayer 04 gehen wird, liege vor allem daran, dass er sich „extrem wohl in dieser Mannschaft, mit dem Trainer, im Verein und mit den Fans“ fühle.

„Geiles Gefühl hier zu sein“

Tatsächlich wurde der Vertreter des erkrankten Torwart-Kapitäns Lukas Hradecky von den Leverkusenern Anhängern nicht ausgepfiffen, sondern mit warmem Applaus begrüßt. Das „geile Gefühl hier zu sein“ bestätigte sich für den Mann mit der Binde am Arm dann auch in den ersten 45 Minuten des Spiels gegen Leipzig. Da dominierte der Double-Sieger in der fast ausverkauften BayArena den Liga- und Champions League-Mitbewerber nach Belieben und hätte höher als 2:0 führen können. Den gegnerischen Topstürmer Lois Openda hatte Bayers Nummer Vier gut im Griff und tackelte den Belgier vor den Augen von Marco Rose in Minute 28 so entschieden an die Außenlinie, dass dem Leipziger Trainer der Kragen platzte: Erst handelte sich Rose die Gelbe Karte ein, forderte dann nochmal lautstark eine Klärung von Dr. Matthias Jöllenbeck, sodass der Unparteiische ihn mit Gelb-Rot auf die Tribüne schicken musste.

Von dort sah der gegnerische Trainer, wie Tahs Teamkollege Jeremie Frimpong die Kopfball-Einladung von Lukas Klostermann dankend aufnahm und zum 1:0 traf (38.). Dem zweiten Leverkusener Tor, das Alejandro Grimaldo selbst eingeleitet und nach dem Zutun vom Startelfdebütanten Martin Terrier sowie Florian Wirtz, aus kurzer Distanz verwandelt hatte (45.), hätte das 3:0 folgen können. Victor Boniface setzte seinen Kopfball in der dritten Minute der Nachspielzeit aber nicht präzise genug.

Das „gewisse Quäntchen Glück“ fehlte

Kevin Kampl machte es mit dem Pausenpfiff auf der Gegenseite besser. „Das 1:2 war ein Knackpunkt“, haderte Xabi Alonso mit seiner Defensive, die es verpasst hatte, „richtig für die 2:0-Halbzeitführung zu kämpfen und stark zu verteidigen“. Auch Tah musste sich angesprochen fühlen, schließlich kippte durch den späten Anschlusstreffer das Momentum. In Durchgang zwei fehlte den Hausherren erst die nötige Konsequenz in der Offensive, um den alten Abstand herzustellen. „Auch in der letzten Saison hatten wir einige Spiele, wo wir den Gegnern Hoffnung gegeben haben“, erinnerte der Abwehrchef nach der gerissenen Serie von 43 Nationalen Pflichtspielen ohne Niederlage (zuletzt am 27. Mai 2023 beim 0:3 in Bochum). Doch dieses Mal habe das „gewisse Quäntchen Glück“ gefehlt, um das Heimspiel zuzumachen.

Selbst nach Lukebas wegen Benjamin Seskos Abseitsposition zurückgepfiffenem 2:2 (52.), fanden Tah und Co. keinen richtigen Zugriff mehr. „Das war ein großer Fehler, aus dem wir lernen müssen“, kritisierte Coach Alonso die falsche Positionierung vor dem Ausgleich: Da verteidigten Tah und Piero Hincapie zu hoch gegen Openda, der Seskos Pass aufnehmen und Hradecky-Vertreter Matej Kovar am kurzen, rechten Pfosten überwinden konnte (57.).

Tah nicht entmutigt

Ähnlich unglückliche Figuren machten die Bayer-Defensive beim Leipziger Siegtreffer. Wieder war es Openda, der durch die Beine des abwartenden Edmond Tapsoba traf (80.). „Wir müssen jetzt damit umgehen, dass wir nicht das Glück hatten“, sagte Tah nach der ersten, torlosen Schlussoffensive seit Monaten und insgesamt 26:8-Torschüssen.

Ob er mit der Werkself nach der Länderspielpause am 14. September in Hoffenheim das nächste Hochgefühl erleben kann, wird sich schon in der Aufarbeitung des wackeligen Saisonstarts entscheiden. Schließlich hatte Bayer 04 auch beim 3:2 in Mönchengladbach eine 2:0-Führung verspielt und erst in der Nachspielzeit korrigiert. „Niederlagen gehören dazu“, zog Tah nach turbulenten Wochen erst ein sportliches Fazit, „daran wächst man und daraus lernt man. Ob er sein Berater-Glück nach deren unangebrachten Verbalattacken indes ohne die Herren Zahavi und Bielefeld finden wird, kommentierte der deutsche Nationalspieler vielsagend. „Es gab die ein oder andere Sache, über die ich mich irgendwann mal äußern werde, aber jetzt reicht es erstmal mit Gerüchten.“