Lahmer Auftritt bei EMEngland enttäuscht Fans mit zutiefst langweiligem Spiel

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Sloweniens Andraz Sporar (l) wird von Englands Marc Guehi festgehalten.

Sloweniens Andraz Sporar (l) wird von Englands Marc Guehi festgehalten.

Das Team von Gareth Soutgate enttäuscht beim 0:0 gegen Slowenien auf der ganzen Linie. Ein Außenseiter steht ebenfalls in der K.-o.-Runde.

Gareth Southgate pflegt vor den Spielen der Fußball-Europameisterschaft ein kleines Ritual. Der Coach der englischen Nationalmannschaft betritt etwa fünf Minuten vor dem Anpfiff auf Höhe der Mittellinie den Rasen, geht zehn Meter ins Feld, wieder zurück und klatscht dabei mit den Händen über dem Kopf. Es bleibt unklar, was genau Southgate mit dieser Geste bezweckt. Die englischen Fans sind 50 Meter und noch weiter von ihm entfernt. Das Signal des Trainers bleibt ohne Empfänger – und nahezu unbemerkt.

England bei der EM: Uninspiriert und in höchstem Maße langweilig

Die Distanz zwischen Southgate und den Anhängern, die zu Zehntausenden den ganzen Tag fröhlich in Köln gefeiert hatten, steht für den Fußball, den die Engländer bei dieser EM spielen. Uninspiriert, ohne Begeisterung und in höchstem Maße langweilig. Wie soll da Liebe und Nähe entstehen? Vielleicht im Achtelfinale, denn das haben die Three Lions trotz eines tief enttäuschenden 0:0 am Mittwochabend in Köln gegen den krassen Außenseiter Slowenien als Sieger der Gruppe C mit fünf Punkten und nur drei erzielten Toren erreicht.

Southgate hatte sein Team im Vergleich zum 1:1 gegen Dänemark mit einer Änderung ins Spiel geschickt und Conor Gallagher für Trent Alexander-Arnold ins defensive Mittelfeld beordert. Am Vortrag der Three Lions änderte das wenig. Die Engländer erzielten in der ersten Halbzeit ein Abseitstor durch Bukayo Saka (20.) und prüften Sloweniens erfahrenen Torwart Jan Oblak mit zwei Fernschüssen von Harry Kane (31.) und Phil Foden (35.). Dann verpassten Gallagher und Kane noch eine Flanke von Kieran Trippier knapp (41.) und das war es.

Englands Fans verstummen

Die sonst so sangesfreudigen englischen Fans im Norden von Müngersdorf quittierten das Spiel ihrer Mannschaft zumeist mit Schweigen. Was nicht daran lag, dass ein halber Block im Unterrang leer geblieben war. Es war einfach nur eine traurige Vorstellung des großen EM-Favoriten und das mit Abstand bislang schwächste der vier Gruppenspiele in Köln.

Was nicht an den Slowenen lag, die ihr Bestes gaben, gerade in der Offensive aber viel zu ungenau agierten. Ein harmloser, weil ohne Druck abgesetzter Kopfball ihres Stars Benjamin Sesko von RB Leipzig blieb noch die gefährlichste Aktion (5.). Das 0:0 zu Pause entsprach den Leistungen und hielt die Engländer vorerst an der Spitze der Gruppe C, weil im Parallelspiel zwischen Dänemark und Serbien in den ersten 45 Minuten ebenfalls keine Tore gefallen waren. Southgate reagierte und brachte zur zweiten Hälfte Koobie Mainoo für Gallagher. Die Engländer, bei denen Jude Bellingham seinem Unmut über die Vorstellung des eigenen Teams mehrfach gestenreich Ausdruck verlieh, agierten nun mit mehr Tempo, entwickelten viel Druck und schnürten den Außenseiter am eigenen Strafraum ein. Die Aussicht nur Gruppenzweiter zu werden und im Achtelfinale auf Deutschland zu treffen, behagte den Three Lions ebenso wenig wie die Gefahr sogar auf Platz drei abzurutschen. Wirklich gefährlich wurde es für die Slowenen aber nicht . Nach 20 Minuten verflüchtigte sich der englische Schwung erstmal wieder. Immerhin sangen die Fans im Norden nun endlich ohne Unterlass.

Glanzlos zum Gruppensieg

Southgate versuchte es mit Cole Palmer (71.). Der 22-jährige Shootingstar vom FC Chelsea konnte das brachliegende Offensivspiel bei seinem EM-Debüt aber auch nicht beleben. England lief gegen die leidenschaftlich verteidigenden Slowenen die Zeit davon. Palmer hatte noch einen Abschluss, den Oblak locker festhielt (90.+2) und dann war das 0:0 amtlich. Weil Dänen und Serben sich aber ebenso vergeblich um einen Treffer bemühten, holte sich das Southgate-Team den Gruppensieg. Glanzloser geht es nicht.

Die Slowenen bejubelten das Remis mit ihren freudetrunkenen Fans wie einen Sieg und stehen als einer der vier besten Gruppendritten sicher im Achtelfinale. Am Ende gab nur die Fairplay-Wertung im Rennen um Platz zwei in der Gruppe den Ausschlag zugunsten Dänemarks. Die jeweils ungeschlagen gebliebenen Slowenen und Dänen standen nach drei Spielen bei drei Punkten und 2:2-Toren gleichauf. Die Skandinavier hatten in den drei Gruppenspielen nur sechs Gelbe Karten gesammelt, Slowenien dagegen sieben.

Dänemark trifft nun am Samstag (21 Uhr) im Achtelfinale in Dortmund auf Gastgeber Deutschland. Die einmal mehr enttäuschenden Engländer und das Überraschungsteam aus Slowenien müssen dagegen noch bis Mittwochabend auf ihren Gegner in der Runde der letzten 16 warten.

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