1,96 Meter groß, 110 Kilo schwer: Der Stürmer des SC West II ist eine beeindruckende Erscheinung.
Toptorjäger der Kölner Kreisliga B1Gianluca Miranda ist der Koloss von Ehrenfeld
Gianluca Miranda hat den SC West Köln II am 15. Spieltag an die Tabellenspitze der Kölner Kreisliga B geschossen. An der Apenrader Straße traf der Mittelstürmer am Sonntagnachmittag beim 7:0 (1:0)-Sieg über den hoffnungslos überforderten Tabellenletzten Schwarz-Weiß Köln II viermal. In der Torjägerliste erhöhte der 23-Jährige sein Konto auf 23 Saisontreffer – Bestwert in der Staffel 1.
Der Deutsch-Italiener fällt zwangsläufig ins Auge: Miranda misst 1,96 Meter und bringt 110 Kilogramm auf die Waage. „Eher mehr“, wie er später meint. Die 106 Kilogramm, die im Netz kursierten, seien ein Wert, der aus der Juniorenzeit stamme. „Das letzte Mal habe ich mich vor einem halben Jahr auf die Waage gestellt.“ Es könnten also durchaus noch ein paar Pfunde hinzugekommen sein. So genau wisse er das nicht.
Umso überraschender ist die Performance des Kolosses, der angesichts seiner Körpermasse fast schon geschmeidig daherkommt. Sein Hund Milow, ein ungarischer Viszla, ist ihm diesbezüglich dennoch um einiges voraus. Die Partie geht allerdings an dem auf den Zuschauerrängen tollenden rotbraun gefärbten Rüden komplett vorbei.
Italiens Ex-Nationalspieler Gianluca Vialli als Namensgeber
Miranda hingegen ist voll im Spiel. Er hängt sich rein, geht viele Wege. Nur das Timing fehlt. Der Torjäger hat vor geschätzt 25 Zuschauern beim Abschluss ziemliche Anlaufschwierigkeiten. „Das war die längste Winterpause, die es je gegeben hat. Drei Monate sind verdammt lang. Vier, fünf Wochen habe ich komplett auf der faulen Haut gelegen. Das habe ich schon gemerkt. Vielleicht ist das eine brauchbare Ausrede für die Ladehemmung in der ersten Halbzeit“, meint der gelernte Landschaftsgärtner, der von seinen Kollegen nur „Gianni“ gerufen wird.
Mutter Gabi hatte, so die Erinnerung, ein Tor des italienischen Nationalspielers Gianluca Vialli gesehen und diesen Vornamen flugs für ihren Filius auserkoren.
Miranda, der – eine grimmige Miene vorausgesetzt – von den körperlichen Abmessungen her einen passablen Türsteher abgeben würde, mühte sich nach Kräften, blieb aber im ersten Durchgang ohne Torerfolg. Für die Halbzeitführung sorgte stattdessen Henning Barenbrügge, während der Mann aus Bilderstöckchen sage und schreibe neun mehr oder minder brauchbare Gelegenheiten in den Sand setzte.
SC West Köln ist der Heimatverein von Salih Özcan
Im direkt an der Anlage gelegenen Apenrader Hof bei den freundlichen Wirtsleuten Claudia und Volker von der Brelie herrschte zum Pausenpfiff Hochbetrieb. Die familiäre Atmosphäre des traditionsreichen Klubs, in dem unter anderem die Karriere des langjährigen FC-Profis Salih Özcan ihren Anfang nahm, kommt spürbar an.
Ob West-Trainer Denis Schu in der Kabine die richtigen Worte gefunden hat, ist nicht abschließend geklärt. Zweifellos aber lief es mit Wiederbeginn für die Ehrenfelder und Miranda wie am Schnürchen. Louis Nawrath, dessen prächtiger Schnauzbart dem von US-Schauspieler Tom Selleck in nichts nachsteht, erhöhte schnell auf 2:0.
Kurz darauf wurde Nawrath verletzungsbedingt ausgewechselt und Miranda lief zur Kreisliga-B-Hochform auf: Er traf zwischen der 53. und 73. Minute im Stile eines geübten Strafraumspielers gleich vier Mal. Die Torgefahr des Ehrenfelder Brockens hatte sich offensichtlich nicht bis nach Vogelsang herumgesprochen. Drei Mal wurde er mustergültig bedient und stand dort, wo ein Mittelstürmer zu stehen hat, seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 6:0 bereitete er selbst vor. Janik Bohnen machte mit dem 7:0 den Deckel drauf. Kurz darauf, nach 83 Minuten, war für Miranda Schluss. Die Belohnung gab es von Freundin Joulina mit dem Siegerküsschen.
Der Ehrgeiz des sanften Riesen ist damit längst nicht gestillt. „Unser Ziel ist der Aufstieg. Deshalb wollen wir bei Borussia Hohenlind genau dort weitermachen, wo wir heute aufgehört haben“, betont Miranda. Anpfiff am Jahnwiesenweg ist am Sonntag um 15 Uhr.