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Fitness trotz FastfoodPhilipp und Hendrik Graf geben Coach Sven Henke bei DJK Südwest Köln Rätsel auf

Lesezeit 4 Minuten
12.03.2023, Fussball-DJK Südwest Köln-Schlebusch ii

links: Hendrik Graf (Südwest Köln)
rechts: Philipp Graf (Südwest Köln)

Foto: Uli Herhaus

Hendrik Graf (links) und sein Zwillingsbruder Philipp haben mit der DJK Südwest Köln zwei Aufstiege nacheinander gefeiert.

Die Saisonvorbereitung auf die Landesliga ist beim Doppelaufsteiger DJK Südwest Köln eigentlich eine Zumutung. Trainer Sven Henke kennt es offenbar nicht anders und wundert sich über Philipp und Hendrik Graf.

Binnen zwölf Monaten hat sich die DJK Südwest Köln in die Landesliga gespielt. Hinter der Mannschaft von Trainer Sven Henke liegen zwei Aufstiege, die untrennbar mit den Zwillingsbrüdern Hendrik und Philipp Graf verbunden sind. Die Vorbereitung auf die neue Spielzeit verläuft allerdings ziemlich holprig. Zwei Wochen vor dem Saisonstart wären tiefe Sorgenfalten durchaus angemessen.

Der Doppelaufstieg der Klettenberger gleicht einem Fußball-Märchen. Die finanziellen Rahmenbedingungen gehen de facto gegen Null, oder um es mit den Worten des Trainers zu sagen: „Bei uns bekommt kein Spieler einen Euro.“ Das schrecke die meisten potenziellen Neuverpflichtungen regelmäßig ab, erklärt der 38-Jährige. Ein entscheidender Wettbewerbsnachteil habe sich daraus noch nicht ergeben. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall.

„Wir haben eine eingespielte Mannschaft, in der es so etwas wie Missgunst nicht gibt. Die meisten spielen schon seit einer gefühlten Ewigkeit miteinander Fußball. Es herrscht ein großes Vertrauensverhältnis. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist immens. Und wenn sie einmal nicht auf dem Fußballplatz stehen, sind sie privat unterwegs oder machen gemeinsam Urlaub“, sagt Henke und schmunzelt.

Das Thema Geld ist bei uns keines. Somit ist sichergestellt, dass die Jungs, die den Weg zu uns finden, eine andere Motivation mitbringen und einfach Bock haben, sich in einer tollen Mannschaft einzubringen
Sven Henke, Trainer der DJK Südwest Köln

Der Magie von „Elf Freunde müsst ihr sein“ kommt das Ganze beim No-Budget-Klub irgendwie ziemlich nahe. „Wie schon gesagt, das Thema Geld ist bei uns keines. Somit ist sichergestellt, dass die Jungs, die den Weg zu uns finden, eine andere Motivation mitbringen und einfach Bock haben, sich in einer tollen Mannschaft einzubringen.“

Einer der wenigen externen Neuverpflichtungen ist Karim Ait Lamadane. Der 21-jährige Innenverteidiger kommt vom ambitionierten Bezirksligisten Hilal Maroc Bergheim, wo er in seinen ersten beiden Spielzeiten im Herrenfußball immerhin auf 46 Einsätze mit insgesamt sieben direkten Torbeteiligungen gekommen ist. Mit einem Gardemaß von 1,93 Meter ist er geradezu prädestiniert für ein starkes Kopfballspiel. Ausgebildet wurde er vornehmlich bei Viktoria Köln, Fortuna Köln sowie dem 1. FC Nürnberg.

Zugang Karim Ait Lamadane soll in der Defensive der DJK Südwest Köln eine zentrale Rolle spielen

In den Überlegungen seines Trainers spielt der beidfüßige Defensivspieler eine zentrale Rolle. „Wir hatten von Beginn gute Gespräche mit Karim, der seine Entscheidung für unseren Weg aus voller Überzeugung getroffen hat.“

Im Abwehrzentrum habe man bewusst eine Veränderung herbeiführen wollen, so Henke, sodass der Wechsel des in Köln geborenen Sohnes einer polnischen Mutter und seines marokkanischen Vaters laut Henke ein „totaler Glücksmoment“ gewesen sei. Wer sich fortan an der Seite des Abwehrhünen wiederfinden wird, sei noch offen.

Dass in der Saisonvorbereitung weiterhin ordentlich Sand im Getriebe ist und dies wohl bis unmittelbar vor dem Spiel um Platz drei im Kreispokal (18. August gegen Lindenthal-Hohenlind) und dem folgenden Liga-Start (25. August in Brauweiler) anhalten wird, ist für Henke keine ungewohnte Situation.

Das ist bei uns im Sommer jedes Jahr das Gleiche. Im Winter haben wir 35 Spieler beim Training, jetzt sind es vielleicht 15, weil Oma oder Opa Geburtstag haben oder der x-te Urlaub ansteht
Sven Henke, Trainer der DJK Südwest Köln

„Das ist bei uns im Sommer jedes Jahr das Gleiche. Im Winter haben wir 35 Spieler beim Training, jetzt sind es vielleicht 15, weil Oma oder Opa Geburtstag haben oder der x-te Urlaub ansteht.“

Einer der Dauerurlauber ist Philipp Graf. Sein bevorzugtes Reiseziel ist Mallorca, wie sein Trainer weiß. In der Saisonvorbereitung habe er ihn vielleicht in zwei Trainingseinheiten dabeigehabt. Sorgen bereite ihm das aber nicht. „Philipp wird zu 100 Prozent in einem top-fitten Zustand wieder hier aufschlagen. Darauf können sich alle verlassen. Der Junge ist einfach irre. Was er auf Mallorca für ein Pensum abreißt, ist echt krank.“ Über die Acht-Kilometer-Distanz etwa laufe der 25-Jährige den Kilometer im Schnitt deutlich unter vier Minuten.

„Das Problem könnte bei seiner Rückkehr der Ball sein – und die Ernährung. Ja, schon, sie gehen beide regelmäßig ins Gym und laufen wie die Verrückten. Aber danach dreht sich fast alles um Chicken Nuggets und Pizza Margherita. Die beiden sind mir ein Rätsel“, sagt Henke mit einem breiten Grinsen. So richtig ernst gemeint ist das natürlich nicht.

Gemeinsam mit seinem Bruder Hendrik war Philipp in der zurückliegenden Saison in 25 Meisterschaftsspielen an 85 von insgesamt 86 Saisontreffern direkt beteiligt. Eine sagenhafte Quote. Damit sind die Unverzichtbaren natürlich gesetzt. Fastfood hin oder her.