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Kreisliga DLudwig Wolper und sein Weg vom FC-Talent zum MMA-Kämpfer

Lesezeit 4 Minuten
Ludwig Wolper, Spieler von Germania Ossendorf

Ludwig Wolper (links), Spieler von Germania Ossendorf, während eines Halbzeit-Interviews.

Der 30-Jährige spielt für Germania Ossendorf und hat in acht Spielen 38 Tore erzielt. Inzwischen hat er seine Leidenschaft für den Kampfsport entdeckt.

Ludwig Wolper flog als Junior beim 1. FC Köln raus. Als 15-Jähriger habe er andere Dinge Kopf gehabt. Damals habe er sich für das Nachtleben, den Alkohol, aber vor allem für das andere Geschlecht entschieden. Und auch in der Schule ging es steil bergab. „Ich war ein ziemlicher Chaot.“

In der Kombination eine höchst unbrauchbare Mischung für einen ambitionierten Nachwuchssportler, der eigentlich weiter im renommierten Nachwuchsleistungszentrum des FC hätte bleiben können.

Der FC hat alles Erdenkliche getan, um mich in die richtige Spur zu bringen. Dafür bin ich dem Klub noch heute dankbar. Leider habe ich mir damals selbst am meisten im Weg gestanden und Null-Komma-Null verstanden
Ludwig Wolper, ehemaliger Spieler des 1. FC Köln

Während andere Spieler seines Jahrgangs, etwa Timo Horn, sich den Traum vom Profifußball erfüllten, raste Wolper mit Volldampf in die Sackgasse. „Dabei hatte ich den Vorvertrag für die U19 schon in der Tasche. Der FC hat wirklich alles Erdenkliche getan, um mich in die richtige Spur zu bringen. Dafür bin ich dem Klub noch heute dankbar. Leider habe ich mir damals selbst am meisten im Weg gestanden und Null-Komma-Null verstanden“, sagt er rückblickend.

Die ihn umgebenden Reize hätten ihn „voll im Griff gehabt“. Seine alleinerziehende Mutter sei, wie er mit Nachdruck betont, absolut überfordert gewesen. Er habe vier Brüder. „Vermutlich war ich noch das kleinste aller Probleme.“ In einem kritischen Umfeld mangelte es schlichtweg an Halt, um wieder in geordnete Bahnen zu kommen.

Thomas Krücken wollte Ludwig Wolper vom Spielmacher zum Innenverteidiger umschulen

Thomas Krücken, ehemaliger Jugendtrainer beim FC, ein paar Jahre U-17-Trainer von Hertha BSC, nunmehr Leiter der Nachwuchsakademie von Manchester City und für viele ein „Superauge“ unter den Talentspähern, begegnete Wolper in seiner Berliner Zeit. Er hätte ihn gerne vom Spielmacher zum Innenverteidiger umgeschult, weil er in der Spielweise des Teenagers wohl auch Parallelen zu Lucio, dem brasilianischen Weltmeister von 2002, zu erkennen glaubte.

„Seitdem hat er mich nur Lucio gerufen.“ Mehr als einige Trainingseinheiten in der Hauptstadt wurden es aber nicht. Wolper war in dieser Lebensphase offenbar nicht zu helfen.

Den Spaß am Fußball hat das einstige Talent allerdings nie verloren. Für den SC Germania Ossendorf II schießt der zweifache Familienvater in der Kreisliga D reihenweise Tore. Und das beinahe mühelos.

Beim 4:2-Sieg gegen den JSV Köln II waren es wieder vier. Damit bringt es der 30-Jährige auf 38 Treffer – in acht Spielen wohlgemerkt. Das gesamte Team kommt auf 59 Treffer, womit über 60 Prozent allein auf das Konto der quirligen Sturmspitze gehen.

Dabei ruht sein Spiel über weite Strecken. Genau genommen findet es die meiste Zeit des Spiels eigentlich gar nicht statt. Was seine Laufbereitschaft angeht, sei er ziemlich faul, gibt er unumwunden zu.

Nach drei Wochen Urlaub merke ich immer wieder, dass mein Job schon kräftezehrend ist
Ludwig Wolper über seine Arbeit bei den Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben

Umso spannender wird es, wenn das drahtige Muskelpaket wie aus dem Nichts und explosionsartig in Bewegung kommt. Dann ist er nur schwer zu halten. Neben seiner enormen Antrittsstärke sind es vor allem seine geschmeidigen Bewegungen samt enger Ballführung, die ihm einen unschätzbaren Vorsprung verschaffen. Gegen Galatasaray hatte es vielfach den Anschein, als seien die Gegenspieler nicht mehr als Slalomstangen.

Für die meisten dieser Spielklasse geht es schlichtweg zu schnell. Für seinen Mitspieler und Rapper Patrick-Daniel Sambe Rapper ist Wolper in Anlehnung an den mehrfachen portugiesischen Weltfußballer Cristiano Ronaldo, kurz CR7, einfach nur der „Kreisliga-Ronaldo“.

Ludwig Wolper gönnt sich während eines Spiels ausgedehnte Ruhepausen

Dass er sich während des Spiels ausgedehnte Ruhephasen gönnt und sich so gut wie nie in die eigene Spielhälfte bewegt, ist möglicherweise auf seinen Job bei den Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) zurückzuführen. Als Mülllader bewegt er Tonnen von Unrat. Pro Tag kommen da oftmals weit mehr als zehn Kilometer, manchmal bis zu 20 Laufkilometer zusammen.

Mitunter karrt er die Mülltonnen aus weitläufigen Hinterhöfen und verwinkelten Kellern auf die Straße. Im AWB-Fachjargon nennt man das Vollservice. Eine schweißtreibende Beschäftigung. „Nach drei Wochen Urlaub merke ich immer wieder, dass mein Job schon kräftezehrend ist. Da meine Konstitution aber ziemlich gut ist, komme ich schnell wieder rein. Man gewöhnt sich daran.“

Die Vorbereitungen für ein internationales MMA-Event laufen

Neben dem Amateurfußball der untersten Kategorie hat sich der 30-Jährige aber vor allem dem Kampfsport verschrieben, genaugenommen dem Mixed Martial Arts (MMA). Allein schon das Zuschauen der Käfigkämpfe kann beim ungeübten Betrachter für Schnappatmung sorgen. MMA ist eine Vollkontakt-Kampfsportart, in der verschiedene Kampfkünste zum Einsatz kommen. Von Boxen über Karate und Ringen ist so ziemlich alles dabei, was Schmerzen bereitet.

Die Vorbereitung auf seinen nächsten Kampf laufe bereits. Mit Laufeinheiten vor Arbeitsbeginn, so gegen 5 Uhr in der Früh. In dieser Phase sei sein Alltag voll durchgetaktet. Eine harte Zeit.

Noch vor Weihnachten steht ein MMA-Event von internationaler Klasse auf dem Programm. In der Tschechischen Republik, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, geht es für Wolper dann ans Eingemachte. Die Kämpfe würden sogar per Livestream übertragen, meint er. Eine professionelle Vorbereitung sei hier oberstes Gebot. Denn jede verpasste Einheit, werde am Ende mit Schmerzen bezahlt. Eine einfache Rechnung. Als rechtschaffender Arbeitnehmer sei das für ihn natürlich keine Option. „Montags geht es schließlich immer weiter“, sagt Wolper und lacht.