Nach einer dramatischen Niederlage ist der Titeltraum von Rot-Weiss Köln im Europapokal geplatzt.
HockeyDramatischer Halbfinal-K.o. für Rot-Weiss Köln
Die Millimeter-Entscheidung dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Der Videoschiedsrichter ließ den finalen Penalty des SV Kampong in einer Endlosschleife abspielen, wobei er eigentlich nur Augen für die Acht-Sekunden-Uhr am Rand seines Monitors hatte. Ein Countdown, der aus Sicht des Hockey-Bundesligisten Rot-Weiss Köln nicht schnell genug herunterlaufen sollte. Denn auch nach der x-ten Wiederholung stand fest: Der Ball nach dem Schuss von Duco Telgenkamp hatte die Torlinie rechtzeitig überquert. 0,1 Sekunden vor Ablauf der „Shot-Clock“.
Köln unterliegt Kampong in einem dramatischen Shoot-out
Der Kölner Traum vom dritten Final-Einzug in Folge in der Euro Hockey League war damit geplatzt. „Mehr Drama geht nicht“, sagte Pasha Gademan nach der 7:8 (5:5, 1:4)-Niederlage im Shoot-out gegen den niederländischen Klub SV Kampong. Der RW-Trainer sprach nach dem Krimi am Sonntag in Amstelveen von „einem der krassesten Spiele der EHL-Geschichte. Es war ganz bestimmt auch eine der krassesten Leistungen von Rot-Weiss in der jüngeren Vergangenheit.“
Kapitän Mats Grambusch fügte einschränkend hinzu: „Wir haben eine Top-Offensivperformance gezeigt, aber leider nicht auf Top-Niveau verteidigt. Auf diesem Level wird das gnadenlos bestraft.“
Bei Gademan überwog trotzdem „ganz klar der Stolz. Das heute war Werbung für den Hockeysport.“ Damit meinte der Niederländer nicht nur die furiose Aufholjagd seines Teams nach einem 1:4-Rückstand: „Wir haben das Spiel auch schon in der ersten Halbzeit dominiert, aber leider nur zwischen beiden Kreisen. Kampong war gnadenlos effizient.“
So effizient, dass Köln trotz eines klaren Plus an Kreiseintritten (18:7) mit 1:4 hinten lag. Das 0:1 durch Telgenkamp (1.) hatte Tom Grambusch per Ecke beantwortet (8.), doch Jip Janssen (9./KE), Jonas de Geus (22./KE) und Silas Lageman (29.) stellten den Spielverlauf anschließend auf den Kopf – 1:4.
Thies Prinz trifft in doppelter Überzahl zum Ausgleich
Köln kam mit viel Wut im Bauch aus der Kabine und schaffte dank Fabio Seitz (41.), Michel Struthoff (45.) und Mats Grambusch (53.) den Ausgleich. „Für mich war es die beste Halbzeit, die ich je von uns gesehen habe“, urteilte Kluth. Zumal sich Rot-Weiss auch von Janssens Eckentor (56.) nicht beeindrucken ließ: In doppelter Überzahl traf Thies Prinz zum Ausgleich (59.) – und rettete sein Team damit ins Shoot-out.
Dort sollten er und Struthoff die ersten beiden Kölner Penaltys verwandeln. Doch anschließend zeigten Johannes Große, Luis Höchemer und Mats Grambusch allesamt Nerven. „Dass ausgerechnet Jojo und Mats verschießen, ist fast schon dramatisch“, sagte Kluth über das Duo, das Köln im Sommer bekanntlich verlassen wird.
Köln verliert das kleine Finale 2:3
Für den RW-Kapitän war es wohl das letzte EHL-Spiel seiner Karriere. Im „kleinen Finale“ tags darauf gegen den Old Georgians HC (2:3) wurde der Regisseur wegen einer Knieverletzung geschont. „Auch wenn es für Mats nur ein kleiner Trost ist: Er hat eindrucksvoll gezeigt, dass er zu besten Hockeyspielern der Welt gehört“, sagte Gademan. „Für mich war er der stärkste Spieler der ersten beiden K.o.-Runden.“
Schon beim 3:2 (1:0)-Viertelfinalerfolg am Karfreitag gegen den belgischen Vertreter Royal Leopold Club hatte der künftige Spieler des Gladbacher HTC seine starke Leistung mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 gekrönt (54.).
Ohne den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und trotz zweier Eckentore seines Bruders Tom (1:2/42., 2:2/45.) verlor Rot-Weiss das Spiel um Platz drei mit 2:3 (0:1). Während der englische Meister nach dem späten Treffer durch Chris Proctor (54.) den Gewinn der Bronzemedaille feierte wie einen EHL-Triumph, endete das Turnier aus Kölner Sicht mit einer Enttäuschung.
„Heute haben wir leider nicht unser bestes Gesicht gezeigt“, sagte Kluth auch angesichts einer Roten Karte für den Kölner Doppeltorschützen kurz vor Schluss (59.). „Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir Deutscher Meister werden – nicht zuletzt für Mats, Jojo, Pasha und (Co-Trainer) Dominic Giskes. Wir dürfen sie nicht ohne Titel gehen lassen.“ Auch Mats Grambusch betonte, dass man nun mit „noch größerer Gier“ auf die nationale Bühne zurückkehren werde. Worte, die die nationale Konkurrenz nicht gerne hören dürfte.