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175 Gegentore, ein PunktGalatasaray II ist Kölns schlechteste Fußballmannschaft – doch es gibt Grund zur Hoffnung

Lesezeit 3 Minuten
Training von Galatasaray Köln in Bocklemünd

Training von Galatasaray Köln in Bocklemünd

Das Team aus Bocklemünd spielte teilweise zu acht und ohne Trainer. Nun soll alles besser werden.

Auch für ein Torverhältnis von 16:175 oder die Saisonstatistik mit nur einem Unentschieden bei 13 Niederlagen gibt es eine positive Lesart. „Wir wollten nicht aufgeben und diese Mannschaft abmelden“, sagt Göksel Bilgin über seine Zweite Mannschaft bei GSK Galatasaray Köln, des schlechtesten Teams des Kreises.

In der vierten Staffel der Kreisliga D schleppte sich diese von hohen zu noch höheren Niederlagen, sodass der Vorsitzende schon in Erklärungsnot kam. „Natürlich haben die Leute mich gefragt, warum wir jedes Wochenende zweistellig verlieren“, meint Bilgin, „die wussten aber nicht, dass wir ohne Trainer in die Saison gegangen sind und Spiele teilweise nur mit acht Mann gespielt haben.“

Türkische Löwen aus Bocklemünd bewiesen Durchhaltevermögen

Anders als die Konkurrenten aus Auweiler, Nippes und Roggendorf, die ihre Reserven allesamt zurückzogen, bewiesen die türkischen Löwen aus Bocklemünd aber Durchhaltevermögen. Und sie scheinen jetzt belohnt zu werden. Nicht nur mit der Zweiten Mannschaft, sondern im gesamten Verein herrscht Aufbruchsstimmung.

„Wir haben seit kurzem einen neuen Trainer“, berichtet Bilgin von Adem Kolukisa. Dieser ist zwar aktuell noch verletzt, soll die Reserve aber als Spielertrainer unterstützen. „Ich musste wirklich überredet werden, aber jetzt wo ich da bin, merke ich schon, was das bei Galatasaray wert sein kann“, meint der 40-Jähriger. Hauptberuflich arbeitet er als Busfahrer und trainierte früher schon Jugendteams in Nippes.

Kolukisa hat nicht nur selbst Bock auf das Projekt „Galatasaray“, sondern brachte auch noch acht neue Spieler mit auf die Bocklemünder Bezirkssportanlage. „Das sind Jungs mit denen ich früher zusammengespielt habe, teilweise schon als Kinder auf dem Bolzplatz.“

In der Kreisliga D gibt es keine Absteiger

Dass diese besondere Verbindung fruchten kann, zeigte sich weniger beim 0:19 im ersten Punktspiel 2023 gegen Roland West III, als beim jüngsten 4:4 gegen Raderthal II. Wenn die rot-gelben Löwen das Hinspiel noch 1:13 verloren hatten, trotzten Doppeltorschütze Mehmet Kahraman und Co. dem Tabellenelften einen Punkt ab. „Das hat den Jungs schon wieder Spaß gemacht“, stellt Kolukisa klar.

Auch wenn die aktuelle Spielzeit für den Trainer „gelaufen“ ist, hat er gleich mehrere Motivationsansätze: „Wir sehen das jetzt schon als Vorbereitung auf die nächste Saison. Ich bin da schon ein bisschen verbissen und möchte, dass die Mannschaft positiv bleibt und sich verbessert.“ In der niedrigsten Liga gibt es keine Absteiger, deswegen kann der Blick bei Galatasaray Köln nur nach oben gehen. Auch für Göksel Bilgin.

Der 46-Jährige, der den Klub – auch mit der Hilfe von Lukas Podolski – vor acht Jahren gegründet hat, erinnert sich gerne an vergangene Glanzzeiten wie das Pokal-Achtelfinale gegen Deutz 05 (2:3) zurück.

Erste Mannschaft von Galatasaray Köln hofft auf den Aufstieg

Er hat zudem Ideen für die Zukunft: „Wir haben hier mit Podolski, aber auch Wolfgang Jerat und anderen schon ein paar große Namen gehabt“, denkt er etwa an Soner Mansuroglu, der vor vier Jahren als Daten-Analyst von Köln zum FC Bayern München wechselte.

Das aktuelle Aushängeschild ist die Erste Mannschaft, die in der dritten D-Liga-Staffel trotz des verlorenen Spitzenspiels gegen Rodenkirchen (0:1) noch Aufstiegschancen hat. „In Zukunft wollen wir vor allem etwas für die Jugend machen“, betont Bilgin den sozial-integrativen Aspekt des Fußballs im Nordwesten Kölns. Dort sehe er gerade für junge Menschen „viele Probleme“.

Der Vorsitzende der Löwen weiß, dass mit der Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes im letzten Herbst, eine neue Anlaufstelle geschaffen wurde und plant entsprechende Schritte. So wie es die Zweite Mannschaft nach 13 bitteren Niederlagen gegen Raderthal II vormachte, könnte es also im gesamten GSK weitergehen. Frei nach Göksel Bilgins Motto: „Aufgeben gilt nicht.“