Der Kölner Traditions-Klub hat seine Mannschaft nach einem eskalierten Streit mit dem Ex-Coach aus der GFL zurückgezogen.
Kölner Football-BebenWie es zum folgenschweren Chaos bei den Cologne Crocodiles kam
Innerhalb eines halben Jahres stürzte die erste Mannschaft der Cologne Crocodiles vom Halbfinalisten um die Deutsche Meisterschaft im American Football in ein Chaos, das mit der Abmeldung aus dem Spielbetrieb der German Football League (GFL) endete.
Nachdem diese Zeitung bereits am Freitag exklusiv über den drastischen Schritt berichtet hatte, bestätigten die Crocodiles am Samstag ihren Rückzug. „Wir haben in den letzten Wochen alles gegeben und müssen nun leider einsehen, dass es uns bis zum Saisonstart in ein paar Wochen nicht gelingen wird, eine spielfähige Mannschaft zu stellen“, hieß es in einer Erklärung. Unklar ist, in welcher Liga ein Neustart des Kölner Traditionsvereins kommen wird.
Doch wie konnte es soweit kommen?
Schon im Dezember kam es zum Zerwürfnis zwischen dem noch amtierenden Vorstand um NFL-TV-Moderator Jan Stecker und Headcoach David Odenthal. Hintergrund war ein Streit um das Budget für den GFL-Kader. Der erfolgreiche Chefcoach wusste die Mannschaft und den Trainerstab hinter sich und erklärte unter diesen Umständen seinen Rücktritt.
„Man kann mit dem Etat, der uns zur Verfügung gestellt wird, keine wettbewerbsfähige Mannschaft für die Erste Liga stellen. Wir haben als Trainer auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Spielern und können unter diesen Voraussetzungen keine Verantwortung übernehmen“, hieß es damals von Odenthal.
Erst nach Vermittlung des ehemaligen Crocodiles-Spielers Wolfgang von Moers, der mit seiner Firma WvM als Hauptsponsor den Verein großzügig unterstützt, rauften sich die beiden zerstrittenen Lager zusammen. Der Headcoach nahm seinen Rücktritt zurück.
Mit einem umfangreichen, vorläufigen Kader mit bis zu 106 Spielern – darunter insgesamt neun Importspieler – schienen die Crocodiles 2023 ein Wort bei der Vergabe des Titels mitreden zu wollen. Im Hintergrund schwelte der Streit zwischen dem noch amtierenden bisherigen Vorstand und dem designierten neuen Vorstand einerseits und dem Cheftrainer und seinem Stab und den Spielern andererseits weiter.
Juristischer Streit zwischen David Odenthal und dem Verein
Letztlich wollte weder der alte noch der neue Vorstand mit David Odenthal weiterarbeiten. Über die Gründe der Kündigung setzten sich beide Seiten inzwischen juristisch auseinander. Die Parteien geben der jeweils anderen die Schuld am Scheitern.
Der Trainer habe seine Kompetenzen überschritten und über den Plan hinaus neue Spieler verpflichtet. Demnach sollen statt der beabsichtigten vier bis fünf Importspieler inzwischen neun Akteure eine Vertragszusage für die neue Saison bekommen haben. Der Trainer habe agiert, als hätte er einen „Freifahrtschein“, hieß es damals seitens der Vereinsspitze.
„Ich habe ja gar nicht die Befugnis, Verträge zu schließen. Ob meine Vorschläge für Zugänge umgesetzt werden, entscheidet letztlich der Vorstand“, erwiderte Odenthal nach der abermaligen Trennung.
Nachdem die Offiziellen bereits nach Odenthals Rücktrittsankündigung im Dezember erstmals Kontakt mit dem früheren Bundestrainer Martin Hanselmann aufgenommen und sich damals noch vertagt hatten, boten sie dem 59-Jährigen Franken im März den Cheftrainer-Posten konkret an. Hanselmann sagte zu, im Glauben er übernehme eine intakte Mannschaft von seinem Vorgänger – der übrigens 2001 einer seiner Spieler war, als Deutschland den EM-Titel holte.
Seine Kündigung erhielt David Odenthal verspätet per Post. Schon Tage zuvor hatte der Verein auf seiner Homepage und in den sozialen Medien die Trennung vom Trainer bekanntgegeben und darin den Vorwurf des „vereinsschädigenden Verhaltens“ angeführt. Auch darüber streiten sich aktuell die Anwälte beider Seiten.
Martin Hanselmann übernimmt eine sich auflösende Mannschaft
Als Martin Hanselmann seine Arbeit in Köln aufnahm, ging er davon aus, dass die Mannschaft größtenteils zusammenbleibt und nur ein Teil der Spieler wegen der Entlassung Odenthals nicht mehr für die Crocodiles auflaufen möchte.
Doch Mitte April waren alle Versuche gescheitert, die Spieler umzustimmen. Nach den letzten Trainingseinheiten war klar, dass bis zum Ligaauftakt am 20. Mai gegen Straubing die laut Bundesspielordnung erforderliche Zahl von 45 Spielerpässen, darunter mindestens 30 einsatzfähige Akteure am Spieltag, nicht mehr erreicht werden kann.