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Drei Gelbe Karten in 15 PartienDas ist Kölns fairste Mannschaft – Zweikämpfe als letzte Option

Lesezeit 3 Minuten
Calcio Colonia Asche

Zu Saisonbeginn musste Calcio Colonia (in den schwarzen Trikots) seine Heimspiele noch auf Asche austragen.

Calcio Colonia traf in der Kölner Kreisliga D4 auf Weiler-Volkhoven II, die Karten-Sammler der Staffel.

Die Fußballer von Calcio Colonia haben wirklich gute Manieren. Sie sind die Klosterschüler von der Martinusstraße. Hier nehmen Spielerfrauen und -schwestern beispielsweise wie selbstverständlich auf der Ersatzbank Platz.

Das war auch beim Auswärtsspiel gegen den SC Weiler-Volkhoven II am Sonntag nicht anders. „Wir lassen unsere Frauen nicht im Regen stehen“, outete sich Colonias Vizepräsident Manuel Bangert mit Blick auf den feinen Nieselregen als Verfechter der alten Schule. Aber auch sonst sind die Freizeitfußballer aus Auweiler-Esch furchtbar zuvorkommend.

Körperkontakt zum Gegner ist für Calcio Colonia die letzte Option

Denn das vorbildliche Miteinander findet bei Calcio Colonia auch auf dem Spielfeld eine konsequente Fortsetzung. Der Körperkontakt zum Gegner scheint immer erst die letzte Option zu sein. Auf Zweikämpfe legen es die jungen Fußballer aus dem Kölner Norden wahrlich nicht an. Die Quote aller erfolgreich bestrittenen direkten Mann-gegen-Mann-Duelle dürfte sich entsprechend und wenig überraschend im unteren Prozentbereich bewegen.

Dass die Mannschaft, die ihre ersten Ligaspiele zunächst auf dem Aschenplatz an der Fritz-Hecker-Straße in Zollstock machte, sich mit aktuell 22 Punkten in der oberen Tabellenhälfte wiederfindet, nötigt dem neutralen Beobachter irgendwie Respekt ab. Zumal es keinen regelmäßigen Trainingsbetrieb gibt, wie Bangert, der dem Team auch als Spieler zur Verfügung, verrät.

Die niedrigste Spielklasse im Amateurfußball

Dass Calcio Colonia seine beinahe schon vornehme Zurückhaltung selbst beim Wettstreit mit dem Tabellenführer nicht in der Kabine lässt, verdeutlicht die stringente Haltung des jüngsten Mitglieds im Fußballverband. Das harmonische Miteinander, insbesondere mit dem Gegner, scheint unantastbar.

Mit bislang erst drei Gelben Karten in 15 Spielen stellt Calcio Colonia – Italienisches wie etwa Pizzabäcker, Barista oder Gelatieri sucht man hier übrigens vergebens – die bislang fairste Mannschaft der Staffel 4. Mutmaßlich gilt dies für den gesamten Mittelrhein. Die Kreisliga D ist die niedrigste Spielklasse im deutschen Amateurfußball. Darunter gibt es nichts mehr.

Weiler-Volkhoven II mit 31 Gelben Karten und vier Platzverweisen

Den vollständigen Gegenentwurf zu Calcio Colonia bildet in dieser Liga die zweite Mannschaft des SC Weiler-Volkhoven ab. Statistisch betrachtet verstößt kein Team dieser Staffel häufiger gegen das Regelwerk. Mit 31 Gelben und vier Platzverweisen steht die Mannschaft von Trainer Tekin Oezgür am anderen Ende des Fairplay-Rankings.

Das sei allerdings lange her, so Zülfükar Bagayigit, der die einzige Kneipe im Ort betreibt und am Spieltag zusätzlich den Ausschank auf der Platzanlage übernimmt. „Wir haben aussortiert“, meint er kurz und knapp. Seither habe sich die Situation merklich verbessert. Trainer Oezgür, der Mann im schwarzen Pep-Guardiola-Outfit, habe den Laden total im Griff.

Die Colonia-Spieler sind da irgendwie gänzlich anderer Meinung. Das Personal sei immer noch dasselbe. Die harte Gangart unverändert, so ein Colonia-Spieler. Man fühle sich schon ein bisschen verschaukelt, meinte der 25-jährige Bangert schon zur Pause, nachdem allein Ulrich Henrik Lang bereits im ersten Durchgang gut ein halbes Dutzend Mal regelwidrig von den Beinen geholt worden war.

Mit der sogenannten langen Leine habe dies nichts zu tun. Die Spielleitung des Unparteiischen Hüseyin Karatas, ohne Schiedsrichterassistenten am Werk und damit gänzlich auf sich allein gestellt, war primär aufs Laufenlassen ausgelegt, auch dort, wo eine Spielunterbrechung die bessere Lösung gewesen wäre.

Niederlage und drei Gelbe Karten für Calcio Colonia

Bemerkenswerterweise kam Weiler-Volkhoven gegen Calcio Colonia erstmals im bisherigen Saisonverlauf ohne Verwarnung aus, verbesserte sich in der Fairness-Wertung um einen Rang und setzte sich nach dem 5:3 (4:2)-Sieg und nunmehr insgesamt 43 Punkten an der Tabellenspitze fest.

Für die Klosterschüler setzte es indes neben einer Niederlage noch drei Gelbe Karten. Damit kommt Calcio Colonia auf nunmehr sechs Verwarnungen. Die Spitzenposition seiner Klosterschüler und die guten Manieren sieht der Vizepräsident dennoch nicht gefährdet: „Dafür sind wir viel zu brav.“