Die Kölner Haie können am Montag mit dem vierten Sieg gegen Bremerhaven in das Playoff-Halbfinale um die Deutsche Eishockey Meisterschaft einziehen.
Kölner HaieMarco Münzenberger schlüpft in die Heldenrolle

Marco Münzenberger (Mitte) und Juhani Tyrväinen jubeln nach dem 3:2-Siegtreffer in Bremerhaven.
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Marco Münzenberger wusste gar nicht, wie ihm geschah. Der 19-Jährige stand mit hängenden Armen vor der jubelnden Masse der 400 mitgereisten Fans und sah seine Teamkollegen wie wild auf ihn zustürmen. Sekunden später wachte er auf und realisierte, dass er sich nicht in einem Traum befand. Der jüngste Spieler im Kader der Kölner Haie hatte Spiel drei des Playoff-Viertelfinalduells gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven entschieden und sein Team in der „best of seven“-Serie mit 3:0 in Führung gebracht.
Münzenbergers 3:2 nach 68 Sekunden der Verlängerung bedeutete am Freitagabend den „Sudden Death“ für Bremerhaven. Der KEC benötigt nun nur noch einen Sieg, um ins Halbfinale der Deutschen Eishockey-Meisterschaft einzuziehen. Spiel vier der Serie findet am Montag (19.30 Uhr/Magenta Sport) in der wahrscheinlich mit 18.600 Zuschauern ausverkauften Lanxess-Arena statt. „Hoffentlich können wir gleich unseren ersten Matchpuck vor eigenem Publikum nutzen“, wünscht sich Frederik Storm einen 4:0-Sweep.
Der erfahrene Däne aus der zweiten Sturmreihe war einer der Haie, die nach dem Spiel vor die Mikrofone traten und über den Spieler des Spiels sprachen: „Das ist schön für Münzi. Richtig cool, dass er zweimal getroffen hat und dann so ein wichtiges Tor. So muss es sein. Mal trifft die Reihe, dann die andere.“
Münzenbergers erster Doppelpack als Profi
Münzenberger lief mit Tim Wohlgemuth und Elias Lindner in der vierten Reihe auf, die diese Saison nicht allzu produktiv war. Eine Formation, die am Freitag nicht so viel Eiszeit hatte, diese aber effektiv nutzte und Moritz Müllers Führungstreffer nach 100 Sekunden das 2:0 des KEC folgen ließ. Wohlgemuth legte für Verteidiger Adam Almquist auf, dessen Schuss Münzenberger leicht, aber entscheidend zum ersten Playoff-Treffer seiner Karriere abfälschte (25.).
Der 1,94 Meter große Rechtsschütze durfte seinen Premieren-Doppelpack als Profi nach dem Spiel übrigens nicht selbst kommentieren. Die Haie entschieden sich, ihren Youngster vor noch größerem Rummel zu schützen, nachdem er gedankenschnell eine verunglückte Direktabnahme von Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki aufnahm und den Puck durch die Schoner von Fischtown-Goalie Kristers Gudlevskis ins Kölner Glück geschossen hatte.
Marco ist der Junge, der alle in der Organisation am meisten überrascht hat.
Die Lobhudelei übernahmen andere, an erster Stelle Kari Jalonen: „Marco ist der Junge, der alle in der Organisation am meisten überrascht hat. Es war nicht der Plan, dass er die ganze Saison DEL spielt. Er hat angefangen bei uns zu trainieren und wir haben gesehen, dass er das Spiel lesen kann und wenig Fehler macht. Er hat danach sein Skating massiv verbessern“, erklärte der KEC-Chefcoach und wies auf die Unbekümmertheit des 19-Jährigen hin, der in 26 Hauptrundenspielen drei Tore erzielte und einen Assist gab: „Er macht sich nicht so viele Gedanken darüber, wie viele Tore er schießt. Er hat bei den Profis gut Fuß gefasst und ist ein Junge aus unserer Organisation.“
Der gebürtige Solinger rettete den Haien am Ende ein Spiel, dass ihnen im Schlussdrittel durch die Gegentreffer von Miha Verlic (41.) und Phillip Bruggisser (52.) entglitt. Kari Jalonen zog kurz nach dem 2:2 ungewöhnlich früh eine Auszeit, um seiner aus dem Rhythmus geratenen Mannschaft zurück in die Spur zu helfen: „Wir hatten unsere Offensive verloren und Bremerhaven war in einem sehr intensiven Moment. Das Publikum war da und das Spiel drohte zu kippen“, erklärte der 65-jährige Finne seine ungewöhnliche Entscheidung.
Julius Hudacek wehrt 28 Schüsse ab
„Wir haben gut verteidigt, müssen aber mehr mit dem Puck spielen“, forderte Frederik Storm mit Blick auf die zweite Hälfte von Spiel drei und lieferte eine plausible Erklärung für das offensive Nachlassen der Haie: „Es ist eine lange Serie und man kann nicht immer das Momentum haben. Wenn man es hat, muss man Tore schießen und wenn nicht, muss man gut verteidigen und die Ruhe bewahren.“
Beides gelang den Kölnern auch, weil Torwart Julius Hudacek in den entscheidenden Szenen zur Stelle war und gegen Verlic (58.) sowie Ziga Jeglic gleich zu Beginn der Verlängerung (61.) glänzend parierte. Insgesamt wehrte der 36-jährige Slowake 28 Bremerhavener Schüsse ab.
„Wir haben jetzt natürlich eine gute Ausgangslage. Es ist aber noch nicht vorbei, Bremerhaven wird am Montag alles raushauen“, warnte Justin Schütz. Wie Kapitän Moritz Müller gab der KEC-Torjäger zu bedenken, dass das entscheidende Spiel, um die Serie zu beenden, oft das Schwierigste ist: „Wir müssen aufpassen und nicht denken, dass wir schon im Halbfinale sind. Der Druck geht auf uns über. Wir haben die Matchpucks und spielen vor unseren Fans. Bremerhaven kann befreiter aufspielen.“
Ich sage den Jungs immer, dass ich der Älteste im Gebäude bin und sie das Spiel nicht so ernst nehmen sollen.
Aufgegeben hat sich der Vizemeister von der Nordseeküste jedenfalls noch nicht. „Wir haben gut gespielt und können dominant sein. Wenn wir unsere Chancen verwerten, können wir Spiele gewinnen. Wir fahren jetzt nach Köln und werden uns ein Spiel nach dem anderen holen“, gab sich Pinguins-Coach Alexander Sulzer kämpferisch.
Kari Jalonen begegnete der energischen Kampfansage des DEL-Rookie-Trainers mit seiner ganzen Erfahrung: „Ich sage den Jungs immer, dass ich der älteste im Gebäude bin und sie das Spiel nicht zu ernst nehmen sollen. Sie haben die Saison über so viel investiert und sollen jetzt die Playoffs einfach genießen.“