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Kölner HaieKevin Niedenz hat wieder Spaß

Lesezeit 4 Minuten
Kevin Niedenz stürmt für die Kölner Haie.

Kevin Niedenz stürmt für die Kölner Haie.

Jung-Stürmer Kevin Niedenz hat sich in der dritten Reihe der Kölner Haie etabliert und will nun sein erstes DEL-Tor erzielen.

Wer nicht aufpasst, kann von Kevin Niedenz schnell aufs Glatteis geführt werden. Der flinke Angreifer der Kölner Haie ist zwar erst 21 Jahre jung, weiß seine Mitmenschen aber bereits aus der Reserve zu locken. „Wir warten hier seit einer Stunde“, beantwortet er augenzwinkernd die Frage, wie lange er nach dem Training in der Kölnarena2 schon auf den Reporter warte.

Niedenz' Schweiß ist natürlich gerade erst getrocknet. Als die Fragestunde vor dem nächsten Spiel der Haie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Schwenninger Wild Wings am Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) beginnt, gibt der Stürmer weitere Kostproben seiner Schlagfertigkeit: „Meine Erwartungen vor der Saison waren, dass ich nach Bad Nauheim gehen würde. Ich habe aber viel Selbstvertrauen bekommen, den Spaß am Eishockey wiedergefunden und konnte Step by Step nach vorne kommen“.

Ich habe mich bei ihm einfach wohlgefühlt und wieder angefangen mein Spiel zu spielen.
Kevin Niedenz, über Haie Trainer Kari Jalonen

Der gebürtige Berliner bestreitet in Schwenningen sein 42. DEL-Spiel, hat gerade seinen Vertrag beim KEC verlängert und stürmt in der dritten Sturmreihe mit Josh Currie und Parker Tuomie. Auch wenn er bei seinem DEL 2-Intermezzo in Krefeld der Shootingstar der Pinguine war, hatte der Förderlizenzspieler bei seiner Rückkehr zum KEC mit weniger Eiszeit gerechnet. „Ich wollte mich im Sommer durchsetzen. Dann hatte ich aber eine Verletzung und bin einen Monat ausgefallen“, erinnert sich der Linksschütze an seinen Fußbruch.

„Im Trainingslager in Österreich habe ich aber das erste Spiel gemacht und dann lief alles“, beschreibt Niedenz. Der Durchbruch in Innsbruck ist eng mit dem neuen Trainer Kari Jalonen verknüpft. „Ich habe mich bei ihm einfach wohlgefühlt und wieder angefangen mein Spiel zu spielen, ohne irgendwelche Hintergedanken“, meint der durchaus sensible Youngster.

Kari Jalonen hilft mit ruhigen Erklärungen

Niedenz' bisherige Coaches in Berlin, Weißwasser, Düsseldorf und Köln hießen sein risikoreiches Spiel nicht immer gut und kritisierten lautstark die Puckverluste. Jalonen wählte einen anderen Weg. Der routinierte Finne erklärte dem Angreifer, wann und wo er es mal auf eigene Faust probieren sollte. Der Coach zeigte zudem die Stellen auf, an denen sich hohes Risiko verbietet. „Er hat mich nicht angeschrien, sondern mir das Gefühl gegeben, dass ich Fehler machen darf. Das hatte ich mich zuletzt nicht mehr getraut“, verriet Niedenz.

Befreit aufspielend, lässt der Angreifer sein Können seit September aufblitzen. Sein großes Vorbild ist Pavel Datsyuk von den Detroit Red Wings. Schon als Achtjähriger eiferte er „The Magic Man“ nach und ließ sich von seinem Vater von Ost-Berlin in Eishockey-Camps nach Tschechien fahren. „Er hat mit mir jeden Tag Stickhandling trainiert, auch wenn ich keinen Bock hatte. Also kann ich ihm viel zuschreiben und jetzt ein erwachsener Profi werden“, sagt Sohn Kevin über seinen aus Kasachstan stammenden Vater.

Mein erstes Tor fehlt noch, das stimmt. Ich verschwende daran aber nicht zu viele Gedanken.
Kevin Niedenz, Stürmer Kölner Haie

Einen spürbaren Schritt nach vorne machte er am 7. Januar mit seinem ersten DEL-Assist vor Parker Tuomies 1:0 beim 5:3 gegen die Eisbären Berlin. Ausgerechnet gegen das Team aus seiner Geburtsstadt wurde er von Moritz Müller zum „Spieler des Spiels“ gewählt. Der Wimpel und die Narrenkappe, die ihm der Kapitän nach dem 5:3 in der Kabine überreichte, standen ihm gut.

„Die Ansprache fiel mir nicht so leicht, aber im Endeffekt ist sie ganz gut geworden“, rekapituliert der 21-Jährige selbstbewusst. Nachdem er die Ehre nach dem 3:2 gegen Wolfsburg turnusgemäß an „seinen Matchwinner“, Julius Hudacek weitergegeben hat, peilt Niedenz den nächsten Meilenstein an. „Mein erstes Tor fehlt noch, das stimmt. Ich verschwende daran aber nicht zu viele Gedanken, weil ich sonst anfange unsicher zu spielen. Wenn es kommt, dann kommt es.“

Mit dieser Einstellung möchte sich der Wahl-Deutzer, der nur einen Steinwurf von der Kölner Arena entfernt wohnt, „bei den Haien festsetzen“. „Ich weiß, dass ich noch Gewicht zulegen muss, an meinem Schuss arbeiten und in Situationen noch ruhiger werden kann“, hält der Stürmer fest. Und weil er nicht nur seine Mitmenschen schlagfertig aufs Glatteis führen kann, sondern auch ein kaum erlernbares, aber schleifbares Eishockey-Talent hat, müssen seine DEL-Gegenspieler darauf gefasst sein, von Kevin Niedenz aus der Reserve gelockt zu werden.