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Neuer KEC-Trainer„Ich hoffe, dass wir die Mannschaft begeistern können“

Lesezeit 4 Minuten
Bei der Arbeit: der neue Haie-Cheftrainer Kari Jalonen.

Bei der Arbeit: der neue Haie-Cheftrainer Kari Jalonen.

Der neue Haie-Coach Kari Jalonen setzt auf „mathematischen Plan“ und Einzelgespräche

Ein Blick genügte und Kari Jalonen wusste, dass er etwas ändern möchte. Als der neue Chefcoach der Kölner Haie zum ersten Mal das Trainer-Büro in der Kölnarena 2 betrat, fiel ihm gleich sein großer, solitär aufgestellter Tisch auf. „Wir haben alle Tische zusammengestellt und arbeiten gemeinsam daran“, erzählte der 64-Jährige.

Auch wenn er sein Image als zurückhaltender Skandinavier pflegt, verrät dieses fast schon symbolische Beispiel einiges über seine Arbeitsweise. Dass Jalonen nach seiner aktiven Karriere als NHL-Center bei den Calgary Flames und Edmonton Oilers im Trainerjob noch erfolgreicher sein und in Finnland und der Schweiz mit Kärpät Oulu, HIFK Helsinki sowie dem SC Bern insgesamt sechs nationale Meisterschaften feiern konnte, ist mit seinem mathematisch genauen, taktischen Verständnis von Eishockey zu erklären. Aber eben auch mit seiner besonderen Art der Menschenführung.

Kari Jalonen glaubt an eine Einheit im Team

Weil er nicht in einer Einzel- sondern in einer Teamsportart groß geworden ist, glaubt er, dass es „eine Einheit“ braucht, um erfolgreich zu sein. Abseits vom Eis im Coaching-Team und vor allem im Ring: „Darauf lag bisher der Fokus in der Vorbereitung. Diese Basis als eine Art Brücke zu bauen“, sagt Jalonen über seine ersten Wochen als Haie-Coach, „wir haben das große Bild fast fertig strukturiert und sind auf einem guten Weg.“ Egal ob es Moritz Müller war, den er einen „großartigen Kapitän“ nennt, oder seine beiden Landsmänner Veli-Matti Vittasmäki und Juhani Tyrvainen, die neu beim KEC sind. Mit jedem einzelnen Spieler hielt der neue Chefcoach ein individuelles Meeting ab und wollte nicht nur dessen Verständnis von Eishockey, sondern auch den Menschen dahinter besser verstehen.

„Nur wenn ich viel über die Jungs weiß, kann ich gut mit ihnen arbeiten“, erklärt er seine Art zu arbeiten und ergänzt: „In Finnland leben nur fünf Millionen Menschen und wir produzieren trotzdem viele gute Spieler. Dabei ist der Schlüssel zum Erfolg , dass wir gut zusammenarbeiten können“.

Spiele ausgiebig analysiert

Von diesem psychologischen Ansatz kommt Jalonen dann schnell auf den neuen Gameplan der Kölner Haie. Zwischen dem ersten Köln-Besuch bei seiner Vorstellung im Mai und seiner zweiten, langfristig angelegten Reise in die Domstadt, nahm er sich fünf Spiele aus der vergangenen Saison und analysierte sie bis ins Detail. „Wir haben uns Spiele gegen verschiedenen Teams angeschaut, dazu haben wir Mannheim, Straubing, München, Berlin und Frankfurt ausgesucht, um ein Gefühl für die Liga zu bekommen. Da waren gute Dinge zu sehen, aber auch Dinge, die es zu verändern gilt“, verriet er. Ins Detail wollte er nicht gehen, sondern sprach lediglich die „zu verändernde Struktur“ an.

Wer sich seinen „mathematischen“, taktisch peniblen, zuerst auf Defensive, darüber hinaus aber mit schlauen Offensivideen gespickten Plan anschaut, bekommt eine genauere Vorstellung davon, wie die Haie 2024/25 als letztjähriger Neunter für Furore sorgen könnten. Schließlich führte Jalonen nicht nur individuell stark besetzte Teams auf Klubebene, sondern auch die Nationalmannschaften von Finnland und Tschechien zu WM-Silber (2016) und Bronze (2022).

„Es geht immer um fünf Spieler, die zusammenarbeiten, egal ob defensiv gespielt wird, Tore erzielt werden sollen oder wir Unter- oder Überzahl spielen. Die Jungs müssen immer zusammenarbeiten“, lautet Jalonens eindringlicher Appell. Als Spieler war er einst für seine herausragenden Assists bekannt und ging in harter Arbeit, sowohl in der Vorbereitung als auch während der Saison auf. Diese fordert er auch von seinem neuen Kader, wenn er sagt: „Ich hoffe, dass wir die Mannschaft begeistern können und weiß, dass das einfacher ist, wenn es viele gute Charaktere in der Kabine gibt. All die Jungs, die wir geholt haben, aber auch die, die schon da waren, sind gute Teamplayer. Das macht uns insgesamt stärker“.

So könnte der zweite finnische Coach nach Timo Lahtinen (1997-99) nach dem Kölner Aus in den Pre-Playoffs, endlich für den nächsten großen Erfolg des achtfachen Deutschen Meisters sorgen. Mit guter Zusammenarbeit, alle an einem Tisch.